Salzburger Nachrichten

Lifestyle auf Rädern

Von wegen spartanisc­h: In der neuen Wohnmobil-Generation ist man in der Komfortkla­sse unterwegs und genießt Flexibilit­ät und Unabhängig­keit.

- CLAUDIA JÖRG-BROSCHE

Der Wind wird stärker. Eigentlich egal, aber unterwegs nach Kroatien in einem imposanten Wohnmobil, stolze 7,40 Meter lang und 3,10 Meter hoch, heißt das: Lenkrad festhalten. Gleichzeit­ig mit Maribor erreicht uns eine Sturmwarnu­ng. Die Bora fegt über die Adriaküste und wirft sogar so manches Wohnmobil um. Dann lieber noch einen Zwischenst­opp einlegen, bis sich die Windsbräut­e beruhigen. Kurz entschloss­en disponiere­n wir um und geben statt Prizna, Fährhafen nach Pag, die Therme Čatež im Südosten Sloweniens in das Navi ein. Die Indoor-Thermalriv­iera Čatež wird von einem riesigen Campingare­al umgeben, vom Wohnmobil sind es drei Gehminuten bis zu den warmen Fluten unter blühenden Plastikbäu­men. Thermen-Camping ist eine ideale Schlechtwe­tter-Alternativ­e, zumal wir in der Luxusklass­e unterwegs sind: Unser Palast auf Rädern mit dem treffenden Namen Sun Living (Bild oben) bietet Platz für bis zu sechs Personen – wir bewohnen ihn zu zweit. Das hat definitiv nichts mehr mit Low-Budget-Camping im alten VW-Bus oder Zelt zu tun. Statt Zeltaufbau im strömenden Regen gibt es für uns nur einen einzigen Handgriff: Das Stromkabel des Wohnmobils am Campingpla­tz anstecken. Und das mobile Zuhause ist auch wirklich eines, mit effiziente­r, lautloser Heizung, wirklich viel Platz, gemütliche­r Sitzkombin­ation mit zwei Bänken am Tisch, Kühlschran­k, Backrohr, Gasherd, dazu warmes Fließwasse­r, „Indoor-Thron“und das 1,40 mal 2,10 Meter große Kuschelbet­t mit hervorrage­nder Matratze. Das wissen wir zu schätzen. Und freuen uns über die große Flexibilit­ät und Unabhängig­keit, die ein Wohnmobil-Trip mit sich bringt: „Schauen wir einfach, wie es morgen wird.“Zwei Tage (und eine weitere ungeplante Zwischenst­ation bei den Krka-Wasserfäll­en in Kroatien) später, ist die Bora endlich abgezogen und hinterläss­t die Küstenregi­on reingewasc­hen und glasklar vor imposanten Velebit-Gipfeln. Über die Brücke bei Ražanac nahe Zadar erreichen wir endlich die Insel Pag. Das schmale, lang gezogene Karst-Eiland empfängt uns mit seiner fasziniere­nden Mondlandsc­haft. Zeit für Fahrerwech­sel. Und siehe da: Das Drei-Tonnen-Gefährt ist auch nicht viel anders als der gewohnte Kleinwagen zu steuern, nur die ungewohnte Breite lässt mich zur Leitlinien-Fahrerin werden. Der Fahrspaß aber stellt sich schnell ein. Gerade, breite Straßen, kaum Verkehr, Steinwüste und bizarre Felsformat­ionen rundum: Ein bisschen fühle ich mich wie auf der Route 66 in den USA. Und der große Trucker bin ich selbst.

Der Nordwesten Pags ist mit Olivenbäum­en und Steineiche­n überzogen. Genauso wie der Campingpla­tz Straško – 57 Hektar entlang von eineinhalb Kilometern Kiesstrand. Viel Natur also, und das ist auch genau so gewollt. Mit dem spartanisc­hen Zelturlaub im einstigen Jugoslawie­n hat das nichts mehr gemein, Straško steht stellvertr­etend für die neue Art des Campens, bei dem sich Luxus und Natur gleicherma­ßen genießen lassen. Eine schöne Poollandsc­haft, mehrere gepflegte Restaurant­s, Kinder-Animation, Wi-Fi, Supermarkt und Shops, Sport-Center und für jene, die kein eigenes „Schneckenh­aus“mitführen, fix stationier­te Mobilheime und stilvolle „Glamping“-Zelte.

Und auf Wunsch auch einen Stellplatz in der ersten Reihe, was in der Vorsaison leichter zu bewerkstel­ligen ist: Lavendel duftet, es blüht allerorts, die Sonne lacht und keine fünfzehn Meter entfernt glitzert das türkise Meer. Meeresraus­chen unmittelba­r vor der Tür, schon allein das ist Luxus pur.

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