Lifestyle auf Rädern
Von wegen spartanisch: In der neuen Wohnmobil-Generation ist man in der Komfortklasse unterwegs und genießt Flexibilität und Unabhängigkeit.
Der Wind wird stärker. Eigentlich egal, aber unterwegs nach Kroatien in einem imposanten Wohnmobil, stolze 7,40 Meter lang und 3,10 Meter hoch, heißt das: Lenkrad festhalten. Gleichzeitig mit Maribor erreicht uns eine Sturmwarnung. Die Bora fegt über die Adriaküste und wirft sogar so manches Wohnmobil um. Dann lieber noch einen Zwischenstopp einlegen, bis sich die Windsbräute beruhigen. Kurz entschlossen disponieren wir um und geben statt Prizna, Fährhafen nach Pag, die Therme Čatež im Südosten Sloweniens in das Navi ein. Die Indoor-Thermalriviera Čatež wird von einem riesigen Campingareal umgeben, vom Wohnmobil sind es drei Gehminuten bis zu den warmen Fluten unter blühenden Plastikbäumen. Thermen-Camping ist eine ideale Schlechtwetter-Alternative, zumal wir in der Luxusklasse unterwegs sind: Unser Palast auf Rädern mit dem treffenden Namen Sun Living (Bild oben) bietet Platz für bis zu sechs Personen – wir bewohnen ihn zu zweit. Das hat definitiv nichts mehr mit Low-Budget-Camping im alten VW-Bus oder Zelt zu tun. Statt Zeltaufbau im strömenden Regen gibt es für uns nur einen einzigen Handgriff: Das Stromkabel des Wohnmobils am Campingplatz anstecken. Und das mobile Zuhause ist auch wirklich eines, mit effizienter, lautloser Heizung, wirklich viel Platz, gemütlicher Sitzkombination mit zwei Bänken am Tisch, Kühlschrank, Backrohr, Gasherd, dazu warmes Fließwasser, „Indoor-Thron“und das 1,40 mal 2,10 Meter große Kuschelbett mit hervorragender Matratze. Das wissen wir zu schätzen. Und freuen uns über die große Flexibilität und Unabhängigkeit, die ein Wohnmobil-Trip mit sich bringt: „Schauen wir einfach, wie es morgen wird.“Zwei Tage (und eine weitere ungeplante Zwischenstation bei den Krka-Wasserfällen in Kroatien) später, ist die Bora endlich abgezogen und hinterlässt die Küstenregion reingewaschen und glasklar vor imposanten Velebit-Gipfeln. Über die Brücke bei Ražanac nahe Zadar erreichen wir endlich die Insel Pag. Das schmale, lang gezogene Karst-Eiland empfängt uns mit seiner faszinierenden Mondlandschaft. Zeit für Fahrerwechsel. Und siehe da: Das Drei-Tonnen-Gefährt ist auch nicht viel anders als der gewohnte Kleinwagen zu steuern, nur die ungewohnte Breite lässt mich zur Leitlinien-Fahrerin werden. Der Fahrspaß aber stellt sich schnell ein. Gerade, breite Straßen, kaum Verkehr, Steinwüste und bizarre Felsformationen rundum: Ein bisschen fühle ich mich wie auf der Route 66 in den USA. Und der große Trucker bin ich selbst.
Der Nordwesten Pags ist mit Olivenbäumen und Steineichen überzogen. Genauso wie der Campingplatz Straško – 57 Hektar entlang von eineinhalb Kilometern Kiesstrand. Viel Natur also, und das ist auch genau so gewollt. Mit dem spartanischen Zelturlaub im einstigen Jugoslawien hat das nichts mehr gemein, Straško steht stellvertretend für die neue Art des Campens, bei dem sich Luxus und Natur gleichermaßen genießen lassen. Eine schöne Poollandschaft, mehrere gepflegte Restaurants, Kinder-Animation, Wi-Fi, Supermarkt und Shops, Sport-Center und für jene, die kein eigenes „Schneckenhaus“mitführen, fix stationierte Mobilheime und stilvolle „Glamping“-Zelte.
Und auf Wunsch auch einen Stellplatz in der ersten Reihe, was in der Vorsaison leichter zu bewerkstelligen ist: Lavendel duftet, es blüht allerorts, die Sonne lacht und keine fünfzehn Meter entfernt glitzert das türkise Meer. Meeresrauschen unmittelbar vor der Tür, schon allein das ist Luxus pur.