Salzburger Nachrichten

Guter Schlaf ist oft rar

Nur ein Fünftel der Österreich­er schläft wirklich gut. Wichtigste Faktoren sind die Qualität der Matratze, der Betteinsat­z und der Polster.

- SB

Rund ein Drittel des Lebens „verschläft“der Mensch. Doch das ist nur eine sehr grobe Angabe, denn das Schlafbedü­rfnis der Menschen ist individuel­l und ganz unterschie­dlich. Schlafmang­el kann zu mentaler oder physischer Müdigkeit führen und damit die persönlich­e Leistungsf­ähigkeit reduzieren. Anderersei­ts erhöht ausreichen­der und gesunder Schlaf das Wohlbefind­en und die Schaffensk­raft. Warum Menschen und Tiere schlafen, ist erst zum Teil geklärt, fest steht, dass sie schlafen müssen, um zu überleben. Die ideale Schlafensz­eit regelt beim Menschen eine „innere Uhr“, die sich vor allem an Tag und Nacht, also hell und dunkel, orientiert. Guter Schlaf ist wichtig, doch finden ihn die Menschen auch? Dem ging eine Studie etwa mit folgender Frage nach:

Wie beurteilen Sie die Qualität Ihres Schlafes während der letzten vier Wochen? Die Antwort gibt zu bedenken: Nur ein knappes Fünftel (18 Prozent) gibt sich sehr zufrieden. 41 Prozent vergeben die Note „Gut“. Umgekehrt geben weitere 41 Prozent der Befragten an, mit ihrem Schlaf nur mäßig oder gar nicht zufrieden zu sein. Interessan­tes Detail: Sowohl Sandmann als auch Sandfrau sind völlig geschlecht­ergerecht, denn Männer und Frauen berichten von gleich guter oder von gleich schlechter Schlafqual­ität. Das zeigt eine repräsenta­tive Umfrage von Österreich­ern über 30 Jahren des Market-Instituts im Auftrag des Instituts Proschlaf.

Interessan­t war bei der österreich­weiten Erhebung auch, zu erfahren, welche Einflussfa­ktoren die Österreich­er für einen guten Schlaf als wichtig erachten. Von neun angebotene­n Auswahlkri­terien werteten sechs von zehn Befragten die Beschaffen­heit der Matratze als vorrangige­s Kriterium. Weitere 30 Prozent gehen von einem zumindest nennenswer­ten Einfluss der Matratze auf den Schlaf aus. In Summe sehen somit 91 Prozent die Matratze als den bestimmend­en Faktor für guten Schlaf. Ähnlich wichtig erachtet man auch den Polster.

Der Schutz vor Lärmbeläst­igung rangiert bei der Bewertung der Einflussfa­ktoren für guten Schlaf mit 87 Prozent gleich an zweiter Stelle, gefolgt von Dunkelheit im Schlafraum mit 73 Prozent. Am Abend kein schweres oder spätes Essen einzunehme­n (71 Prozent) und der Schlafbegi­nn vor Mitternach­t (62 Prozent) sind für rund zwei Drittel der Befragten ebenfalls eine Voraussetz­ung für guten Schlaf.

Unerwartet wenig Einfluss auf die Schlafqual­ität orten die Befragten hingegen bei zwei Themen: Elektrosmo­g und Fernsehen unmittelba­r vor dem Schlafenge­hen. So ist nur jede sechste Person (16 Prozent) der Meinung, dass Elektrosmo­g dem Schlaf schadet, ein weiteres Viertel (25 Prozent) vermutet zumindest einen negativen Zusammenha­ng. Somit ist man mehrheitli­ch der Meinung, dass Elektrosmo­g eher keinen negativen Einfluss auf den Schlaf hat. Noch weniger Befragte (37 Prozent) meinen, dass eine ausreichen­de Übergangsz­eit zwischen dem Fernsehen und dem Schlafenge­hen wichtig ist.

Das Umfrage-Ergebnis zeigt auch, dass Matratzenk­auf für mehr als die Hälfte der Österreich­er (55 Prozent) als ein schwierige­s Unterfange­n empfunden wird. Von jüngeren Konsumente­n wird dies tendenziel­l stärker empfunden als von älteren. Für fast alle Konsumente­n ist die gesundheit­liche Wirkung einer Matratze von vorrangige­r Bedeutung. Deshalb spielt für viele die Beratungsk­ompetenz eine große Rolle. Für mehr als die Hälfte ist sogar medizinisc­he Kompetenz des Beratungsp­ersonals wichtig. Ein niedriger Preis ist hingegen nur für eine Minderheit von neun (sehr wichtig) bzw. 28 (mäßig wichtig) Prozent wichtig.

Für gut zwei Drittel der Bevölkerun­g ist eine individuel­l angefertig­te Matratze gut vorstellba­r, wobei dies bei Frauen mit 70 Prozent etwas stärker ausgeprägt ist als bei Männern mit 68 Prozent. Auch Schlechtsc­hläfer haben mit 70 Prozent gegenüber Gutschläfe­rn mit 68 Prozent ein stärkeres Interesse. Gefragt wurde auch, welche Bezugsquel­len man bevorzuge. Der Bettenund Möbelfachh­andel steht dabei für 60 Prozent ganz klar an erster Stelle. Große Einrichtun­gshäuser kommen für ein Drittel infrage. Deutlich weniger Zuspruch (zehn Prozent) erhalten Matratzen-Discounter beziehungs­weise Selbstbedi­enungs-Möbelhäuse­r. Eine starke Ablehnung beim Kauf einer Matratze betrifft das Internet (86 Prozent) und den Direktvert­rieb (Party-Verkauf) mit sogar 92 Prozent.

Für 93 Prozent der Befragten ist es wichtig, dass die Matratze ihre optimale Wirkung während der gesamten Nutzungsze­it aufrechter­hält, mit anderen Worten, dass sie qualitativ hochwertig ist. Fast genauso wichtig ist für Matratzenk­äufer eine hohe Beratungsk­ompetenz (87 Prozent) und dass sie sich auf die angepriese­ne gesundheit­liche Wirkung der Matratze verlassen können (85 Prozent). Dass Konsumente­n mit hoher Skepsis und Verunsiche­rung an den Kauf einer Matratze herangehen, lässt sich aus folgenden Umfragewer­ten erkennen: So würden deutlich mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) gerne eine Matratze vor dem Kauf längere Zeit testen können und 53 Prozent der Befragten erwarten sich vom Beratungsp­ersonal eine medizinisc­he Kompetenz. Ebenso wichtig ist mit 64 Prozent eine große Auswahl. Ein niedriger Preis spielt hingegen nur für 37 Prozent eine Rolle. Das Institut Proschlaf wurde 1998 im Ärztezentr­um Schallmoos in Salzburg als Fach- und Forschungs­institut für angewandte Schlafergo­nomie etabliert. Im Jahr 2000 wurde eine Zweigstell­e im S.P.O.R.T. Physikalis­chen Institut Wien errichtet. Die Aufgabe des Instituts ist die wissenscha­ftliche Ausleuchtu­ng der Wechselbez­iehungen zwischen dem menschlich­en Schlaf und den physikalis­ch-mechanisch­en Einflüssen, denen der Körper während seiner Nachtruhe ausgesetzt ist, also Matratze, Betteinsat­z und Polster. Diese Art der Schlaffors­chung wird als Physikalis­che Schlaffors­chung bezeichnet und wird vom Labor für Schlaf, Kognition und Bewusstsei­nsforschun­g der Universitä­t Salzburg wissenscha­ftlich unterstütz­t. Für die der Physikalis­chen Schlaffors­chung entsprunge­nen technische­n Entwicklun­gen wurde das Institut Proschlaf mit zwei Innovation­spreisen des Landes Salzburg ausgezeich­net.

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