Die arbeitende „Mitte“wird stark dezimiert
SALZBURG. Hintersee minus 7,7 Prozent, Hüttschlag minus 11,4 Prozent, Muhr minus 15 Prozent, Dienten minus 9,9 Prozent, Annaberg minus 9 Prozent, Lend minus 14 Prozent – das sind nur einige Beispiele aus der Bevölkerungsprognose für 2029, die dokumentieren, wie sehr Salzburger Gemeinden in den nächsten zehn Jahren unter Druck geraten. Im Lungau werden dann um 4,4 Prozent weniger Menschen leben, im Pinzgau und Pongau beträgt das Wachstum nur noch 1,8 bzw. zwei Prozent. Bemerkenswert: Der Tennengau (plus 6,2 Prozent) wird den Flachgau (plus 5,9 Prozent) als dynamischste Region überholen. Den größten Schub gibt es laut Prognose für Puch mit einem Plus von 14,4 Prozent. Fuschl folgt mit 14 Prozent. Wobei der Statistik-Chef des Landes, Gernot Filipp, betont, dass die Prognosen auf Gemeindeebene gewisse Unschärfe bergen und speziell in Kleingemeinden etwa durch forcierten Wohnbau verändert werden können.
Keinen Zweifel gibt es aber am Gesamttrend: Und der sagt voraus, dass sich ab 2030 die Sache nochmals verschärfen wird. Bis 2040 sagen die Statistiker nur noch ein Plus von 1,3 Prozent voraus. Das heißt: Die Bevölkerung wird in vielen Teilen des Landes schrumpfen bzw. stagnieren.
Der gravierende Wandel, der bereits begonnen hat, hat mehrere Ursachen: Durch die schwachen Geburtenzahlen der letzten Jahrzehnte stagniert die Zahl der Jungen (bis 20-Jährigen) in Salzburg de facto bei rund 115.000. Parallel explodiert die Zahl der über 65-Jährigen, weil die einst geburtenstarken Jahrgänge in Pension gehen. Gab es in Salzburg noch im Jahr 2009 rund 84.000 über 65-Jährige, so werden es 2039 schon 155.000 sein – auf den Pflegebereich, der schon heute unter einem Mangel an Fachkräften leidet, kommen gewaltige Herausforderungen zu. Aber auch für die Wirtschaft generell: Denn die arbeitende Mitte wird gewaltig abnehmen, womit auch die Beschäftigungsrekorde der letzten Jahre wohl nicht mehr zu schaffen sein werden. Die 20bis 65-Jährigen, das sind heute 340.500 Salzburgerinnen und Salzburger, schrumpfen auf 327.000 (im Jahr 2029) und sogar 309.000 (im Jahr 2039). Damit fehlen der Wirtschaft fast zehn Prozent des heutigen Arbeitskräftepotenzials. Statistik-Chef Filipp sagt: „Jede Gesellschaft, die mit schrumpfender Erwerbsbevölkerung konfrontiert ist, hat auch mit nachlassender Wirtschaftsleistung zu kämpfen.“Der Fachkräftemangel plagt die Salzburger Wirtschaft schon heute stark. Ein Trend, der sich unter diesen Voraussetzungen deutlich zu verschärfen droht.
Selbst die Stadt Salzburg wird bis 2029 nur noch um 2,8 Prozent wachsen, und schon in zwei, drei Jahren vom Flachgau überholt werden. Alarmierend: Es ziehen mehr Städter weg, als Salzburger aus anderen Bezirken oder Österreicher in die Stadt Salzburg ziehen. Nur Zuzug aus dem Ausland verhindert, dass die Stadt Salzburg demnächst zu schrumpfen beginnt.