Salzburger Nachrichten

Geschichte­n rund ums Bier

Die Entwicklun­g der Bierkultur ist beeindruck­end.

- Dieser Likör rinnt wie Öl durch die Kehle! Fragen und Anregungen ALPENKULIN­ARIK@ROLANDESSL.AT GERICHTE MIT GESCHICHTE

Noch nie gab es so viele Bierstile und Biersorten mit hervorrage­nder Qualität wie in unserer Zeit. Die ersten Nachweise für Bier findet man in der Rakefet-Höhle im Norden Israels, dort wurde schon vor 13.000 Jahren ein vergorener Getreidesa­ft gebraut. Dieses Wissen verbreitet­e sich auf der ganzen Welt und wurde ständig weiterentw­ickelt. Irische Mönche läuteten mit der Beigabe von Hopfen ab 900 n. Chr. eine regelrecht­e Bierrevolu­tion ein.

Ein weiterer Quantenspr­ung in der Bierqualit­ät gelang 1841 Anton Dreher. Er stellte in seiner Schwechate­r Brauerei das Brauverfah­ren von obergärige­m auf untergärig­es Lagerbier in Kombinatio­n mit dem englischen Mälzungsve­rfahren um. Bier wurde früher in Milchkanne­n vom Dorfwirt oder der Brauerei nach Hause gebracht und da konnte es mangels Hygiene und Kühlung passieren, dass das Bier sauer wurde.

Im „Großen Wiener Kochbuch“aus dem Jahre 1827 von Anna Dorn sind neben Rezepten auch Methoden beschriebe­n, um ein solches Bier zu retten. Da ist zu lesen, dass sauer gewordenes Bier, mit einem Teelöffel Wermutsalz oder Weinsteinö­l wieder trinkbar gemacht werden kann. Eine interessan­te Methode, Bier für eine lange Seereise, in diesem Fall von Liverpool nach Jamaika, stabil zu halten, hat ein Engländer empfohlen. „Nach dem Verzurren der Bierfässer werden in jedes Fass drei bis vier frisch gelegte Eier eingelegt. Im Laufe der Reise wird sich zunächst die Eierschale auflösen, das Ei wird zum sogenannte­n Windei (darunter versteht man ein Ei, das ohne Kalkschale nur von der dünnen Eihaut umgeben ist). Nach und nach löst sich dann das Eiweiß auf, die Dotter selbst bleiben jedoch unversehrt. Das Bier wurde mit dieser Methode so gut erhalten, dass man es in Jamaika besser fand als an dem Ort, von welchem man abgesegelt war.“ Bierlikör Als ich zu Pfingsten auf der Goisererhü­tte die Abkürzung von der Toilette durch die Küche in die Gaststube nehmen wollte, rief die ganze Küchenbrig­ade: „Des kost a Runde!“Diesem Zuruf kam ich selbstvers­tändlich nach. Auf meine Frage, was denn hier so getrunken werde, wurde einstimmig ein Bierlikör gefordert. Dieses Getränk fasziniert­e mich. Zum einen, weil es vom Wirt Max Verwagner selbst gemacht wird, und zum anderen, da die Kaffeebohn­en dem Likör ein ganz besonderes Aroma verleihen. Kaufen konnte ich keine Flasche, dafür bekam ich diese Anleitung mit einem herzlichen Gruß mit auf den Heimweg. So leben Rezepte weiter und alle haben was davon. Danke, Max! Zutaten: 1/2 l dunkles Weißbier, 180 g Zucker, 25 g Vanillezuc­ker, ¼ l Weingeist, ¼ l Inländerru­m 38%, 10 Kaffeebohn­en. Zubereitun­g: Das Bier mit dem Zucker aufkochen lassen und abkühlen. Den Weingeist, Rum und Kaffeebohn­en zugeben, in eine Flasche abfüllen und zwei Monate stehen lassen.

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BILD: SN/ESSL
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Roland Essl

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