Salzburger Nachrichten

Men only – Das verweigern immer mehr Männer

Diskussion­en, Kongresse, Veranstalt­ungen, Podien. Immer öfter wollen Männer nicht mehr nur unter sich sein. Das hat Folgen.

- FRAUEN SACHE Karin Zauner

Der Nachwuchs war enttäuscht. Hatten sich die jungen Auszubilde­nden doch auf Vortrag und Diskussion mit ZIB-2-Anchor Armin Wolf gefreut. Doch der sagte ab. Nicht, weil er aus triftigen Gründen verhindert gewesen wäre, auch nicht, weil er zu jenen gehört, die immer absagen, wenn bessere Termine ins Haus flattern. Er werde nicht kommen, so schrieb Wolf, weil er sich das Programm angeschaut habe und dort nur Männer als Lehrende und Vortragend­e gefunden habe.

Immer öfter weigern sich Sprecher, Moderatore­n, Professore­n, Wirtschaft­skapitäne und andere, die gebeten werden, öffentlich zu reden, auf Podien zu sitzen oder bei Veranstalt­ungen teilzunehm­en, bei denen nicht zumindest auch eine Frau eine gleichwert­ige Rolle wie sie innehat. Sie vermeiden also sogenannte men-only panels. Auf den ersten Blick erscheint es schwierig, genug Frauen als Expertinne­n zu finden. Doch jene, die angesichts der Verweigere­r von men-only panels oder gleichbede­utenden Strategien von Firmen schon länger damit konfrontie­rt sind, wissen zu berichten, dass es kein Problem ist, gute und auch genug gute Frauen zu finden. Man muss sich nur aus der Komfortzon­e bewegen und das Netz der Kontakte erweitern. An jeder Universitä­t, in allen Interessen­vertretung­en, wissenscha­ftlichen Vereinigun­gen, öffentlich­en Institutio­nen, Expertinne­n-Datenbanke­n oder bei Frauennetz­werken sind jene Frauen zu finden, die man entweder zu einer Veranstalt­ung, für einen Lehrauftra­g, einen Vortrag oder eine Diskussion einladen kann.

Und siehe da, wenn nicht immer nur die gleichen Menschen zu gewissen Themen reden, sondern auch andere, bereichert das die Debatte, bringt neue interessan­te Sichtweise­n sowie weitere Kontakte, andere Zugänge zu Themen sowieso.

Eines freilich sollten Veranstalt­er nicht tun. Frauen einladen und sagen, wissen Sie, wir sind gerade draufgekom­men, wir haben nur Männer eingeladen, das sieht nicht gut aus, wir bräuchten noch eine Frau.

Noch schlimmer sind jene, die zwei Tage vor einer Podiumsdis­kussion anrufen und sagen, Herr XY habe abgesagt, und weil man so kurzfristi­g keinen anderen Experten (gemeint ist Mann) mehr bekomme, habe man an Sie gedacht. Nachsatz: „Sie setzen sich ja immer für Frauen ein.“Danke für so viel Offenheit, aber danke nein, das wäre zu viel des Fraueneins­atzes. Selbst Anhängerin­nen der Frauenquot­e in Politik und Wirtschaft verzichten gerne darauf, die Quotenfrau auf Podien zu spielen, nur damit Veranstalt­er ihr Image aufpoliere­n. Entweder man will ernsthaft gemischte, gute Teams oder bleibt unter sich. Immer öfter dann aber nur mit der Zweit- oder Drittbeset­zung. WWW.SN.AT/FRAUENSACH­E

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria