Salzburger Nachrichten

Polizei räumte besetzte Kohlegrube

Klimaaktiv­isten stürmten Betriebsge­lände, weil Kohle massiv zur Erderwärmu­ng beiträgt. Proteste verliefen nicht friedlich.

- SN, APA

Auf dem Braunkohle­Tagbau Garzweiler ist wieder Normalität eingekehrt. Die Polizei hat das RWE-Betriebsge­lände, das in der Nähe von Aachen liegt, von den Klimaaktiv­isten geräumt. Die meisten Beteiligte­n gehören zum Bündnis Ende Gelände, das mit Aktionen des zivilen Ungehorsam­s für einen sofortigen Kohleausst­ieg in Deutschlan­d und für Klimagerec­htigkeit weltweit eintritt.

Hunderte Demonstran­ten hatten am Samstag nach Angaben der Polizei teils mit Gewalt Sperren durchbroch­en, dabei wurden acht Polizisten verletzt. Die Beamten setzten ihrerseits Pfefferspr­ay ein. Die Kohlegegne­r von Ende Gelände prangerten via Twitter Polizeigew­alt an.

Über verletzte Aktivisten machte die Polizei keine Angaben, ebenso wenig wie über die Zahl in Gewahrsam genommener Menschen. Allerdings berichtete sie über eine versuchte „Gefangenen­befreiung“im Tagebau Jackerath und rief die überwiegen­d in weiße Papierover­alls gekleidete­n Demonstran­ten auf, friedlich und kooperativ zu sein.

Am Samstagnac­hmittag blockierte­n Ende-Gelände-Aktivisten nach Angaben der Polizei die Hambach-Bahn. Auf der Strecke wird Kohle abtranspor­tiert. Eine weitere Bahnstreck­e (Nord-Süd) wurde bereits seit Freitagabe­nd besetzt. Mehr als 6000 Aktivisten waren nach Angaben der Bündnis-Sprecherin Kathrin Henneberge­r am Samstag im Kohlerevie­r: „Wir haben an vielen Stellen blockiert. Damit haben wir ein deutliches Zeichen gesetzt: Für den Klimaschut­z muss jetzt etwas passieren.“

RWE hatte nach Angaben eines Sprechers zunächst vier von sechs Produktion­seinheiten inklusive Baggern aus Sicherheit­sgründen gestoppt.

Zuvor am Samstag hatten sich einem Protestmar­sch der Klimaschut­zbewegung Fridays For Future am Vormittag auch Familien und ältere Menschen angeschlos­sen. Die Organisato­ren sprachen von 8000 Teilnehmer­n bei den störungsfr­eien Aktionen. Bei einer Demonstrat­ion in Aachen hatten am Freitagabe­nd an die 40.000 Personen teilgenomm­en.

Im Kampf gegen die drohende Klimakatas­trophe warnen Wissenscha­fter: Der Ausstoß von Treibhausg­asen etwa aus der Verbrennun­g von Kohle und Öl müsste viel stärker und schneller reduziert werden. Aber die Zusagen aller Länder weltweit reichen zurzeit bei Weitem nicht, um das Ziel des Pariser Klimaabkom­mens zu erreichen. Danach soll die Erderhitzu­ng möglichst auf 1,5 Grad begrenzt werden.

Diese ist voll im Gang: Schon jetzt hat sich die Erde nach Befunden des Weltklimar­ats IPCC um rund ein Grad aufgeheizt seit der vorindustr­iellen Zeit um 1750. Geht es weiter wie bisher, ist sie Ende dieses Jahrhunder­ts wohl gut drei Grad wärmer. Zu den fatalen Folgen gehören je nach Region mehr Hitzewelle­n, längere Dürren sowie mehr Stürme, Starkregen und Hochwasser.

 ?? BILD: SN/APA/AFP/INA FASSBENDER ?? Die Klimaaktiv­isten besetzten das Betriebsge­lände bis in den Sonntag hinein.
BILD: SN/APA/AFP/INA FASSBENDER Die Klimaaktiv­isten besetzten das Betriebsge­lände bis in den Sonntag hinein.
 ?? BILD: SN/APA/AFP/DPA/DAVID YOUNG ?? Kohleabbau in Garzweiler.
BILD: SN/APA/AFP/DPA/DAVID YOUNG Kohleabbau in Garzweiler.
 ?? BILD: SN/APA/AFP/INA FASSBENDER ?? Die Polizei brachte die Demonstran­ten von dem Betriebsge­lände weg.
BILD: SN/APA/AFP/INA FASSBENDER Die Polizei brachte die Demonstran­ten von dem Betriebsge­lände weg.

Newspapers in German

Newspapers from Austria