Wohin fährt Deutschland?
Eine CO2-arme mobile Zukunft klingt logisch, ist aber gar nicht so einfach zu schaffen. Beim Autogipfel in Berlin suchten Politik und Industrie nach Antworten.
Angekündigt war nur ein „informeller Austausch“im deutschen Kanzleramt in Berlin. Die Forderungen und Ideen, die im Vorfeld des Treffens am späten Montagabend zwischen mehreren Ministern, den Spitzen von Union und SPD sowie Vertretern der Automobilbranche und Gewerkschaftern bekannt wurden, lassen allerdings darauf schließen, dass es langsam, aber sicher ans Eingemachte geht, was die Zukunft der deutschen Autoindustrie betrifft.
Von Prämien und Förderprogrammen für E-Autos, um diese erschwinglich zu machen, ist genauso die Rede wie von höheren Preisen für konventionelle Fahrzeuge, um den Umstieg auf CO2-arme Antriebe zu beschleunigen. Auch die Förderung der öffentlichen Ladeinfrastruktur müsse „deutlich erhöht werden“, betonte der Chef des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Bernhard Mattes, am Montag in einem Gastbeitrag im deutschen „Handelsblatt“.
Die deutschen Autobauer steuern einer Krise entgegen. Auf der einen Seite werden astronomische Summen in den Ausbau der E-Mobilität investiert, auf der anderen brechen die aktuellen Autoverkäufe weltweit ein. Ob am Ende der Wettlauf zu gewinnen ist und der Wandel hin zur CO2-armen Mobilität unbeschadet gelingen wird, ist ungewiss. Dazu stehen auch Tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel. Erkannt hat man mittlerweile im Autoland Deutschland, dass auch der öffentliche Verkehr attraktiver werden und eine wichtigere Rolle spielen muss. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) will die Bahn von der Ökosteuer befreien, die rund 110 Mill. Euro im Jahr ausmacht. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) will eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Fahrkarten für ICE und Intercity von 19 auf sieben Prozent. Die Linke schlägt vor, die bisherige Zweckbindung der Lkw-Maut-Einnahmen von jährlich sieben Mrd. Euro allein für Verbesserungen der Autobahnen und Bundesstraßen zu ändern und mit dem Geld auch Anlagen für Schiff und Bahn zu fördern.
Aufgeben will die deutsche Autoindustrie im Umbruch eines nicht – den Anspruch auf Führungsrolle. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sprach am Montag bereits von Deutschland als „Weltmeister im E-Auto-Bau“.