Investoren entdecken die Umwelt
Immer öfter spielt beim Thema Investment auch der Umweltaspekt eine Rolle. Aber auch der Umgang mit Mitarbeitern oder Aktivitäten der Corporate Governance rücken in den Mittelpunkt. Ein Paradigmenwechsel kündigt sich an.
Das Thema „Green Investments“steht bei Anlegern zunehmend im Fokus. Dabei geht es nicht nur um den reinen Umweltaspekt, sondern auch um den Umgang mit Mitarbeitern oder Mängel in der Corporate Governance. Ein wichtiger Hebel für Aktieninvestoren, die etwas bewirken wollen, ist der Dialog mit Unternehmen. Das kann einerseits durch das Abstimmungsverhalten auf Jahreshauptversammlungen geschehen, sich andererseits aber auch in Gesprächen mit dem Management ausdrücken.
„Ein Beispiel dafür könnte der CO2- Fußabdruck eines Unternehmens sein“, erläutert Matt Christensen, Global Head of Responsible Investment bei AXA Investment Managers: „Hier kann ein laufender Dialog helfen, einen Eindruck zu gewinnen, ob ein Unternehmen eine angemessene Strategie zur Minderung des CO2-Ausstoßes verfolgt. Ist dies nicht der Fall, könnte das zu einem Verkauf der Aktie führen.“Denn das könne ein Zeichen für einen drohenden Verfall des Aktienkurses sein. Christensen ist überzeugt, dass auch der finanzielle Erfolg von Unternehmen zumindest langfristig davon abhängt, wie nachhaltig es sich in Bezug auf Umwelt, Gesellschaft und Governance (ESG) verhält.
Besonders wichtig sei die aktive Auseinandersetzung mit Unternehmen im sogenannten Impact Investing, sagt Christensen. „Impact Investing zielt auf gesellschaftliche Veränderungen ab und will gleichzeitig finanzielle Ziele erreichen. Die Fähigkeit, diese Balance mithilfe der öffentlichen Börsen abzubilden, beginnt, gerade erst Form anzunehmen.“Dies liege auch daran, dass der Anspruch an Impact Investing, gezielt gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken, bei einem Investment in Aktien auf dem Sekundärmarkt schwerer zu belegen sei, vor allem deshalb, weil es schwer nachzuweisen sei, dass Entwicklungen ohne ein bestimmtes Investment nicht angestoßen worden wären. „Sorgfalt und Gründlichkeit eines Investment Managers, insbesondere wenn es darum geht, die Intentionen hinter den Investitionen zu belegen, sind entscheidend, um den positiven Beitrag eines Investments zu den festgelegten gesellschaftlichen Zielen zu belegen.“Auf dem Anleihemarkt hat in den vergangenen Jahren ein neues Instrument an Popularität gewonnen, das eigens geschaffen wurde, um ökologische Herausforderungen anzugehen: der Green Bond. Diese „grünen“Anleihen sollen Investments in transparente Projekte mit positiven Auswirkungen auf die Umwelt finanzieren. Sie stellen sozusagen eine natürliche Kapitalquelle insbesondere für Projekte zur Verbesserung der Energieeffizienz oder zur Förderung erneuerbarer Energien dar. Eine Besonderheit von Green Bonds ist, dass die Verwendung aller gesammelten Mittel vorher festgelegt werden muss. „Das bedeutet, dass die Messung der Wirkung auf die Umwelt sehr transparent möglich ist“, erläutert Christensen. „Das wiederum ist eine sehr attraktive Eigenschaft für Investoren auf der Suche nach einem Impact Investment, das öffentlich handelbar ist.“
Im Immobilienbereich existiert eine Vielzahl von Initiativen und Zertifizierungen, die helfen soll, die Entwicklung umweltfreundlicher, nachhaltigerer Gebäude zu fördern. Christensen geht davon aus, dass Investoren im Laufe der Zeit immer stärker Immobilien mit starker Nachhaltigkeitsperformance bevorzugen werden. Dadurch entwickle sich, auch mithilfe von Zertifizierungen, ein neuer Marktstandard. „Asset Manager sind in der Lage, das Zertifizierungspotenzial der von ihnen verwalteten Objekte einzuschätzen, ESG-Ratings vorzunehmen und Änderungen anzustoßen, um die Performance in dieser Hinsicht zu verbessern“, sagt der Experte. „Sie können darüber hinaus auch erfassen, inwiefern Energie und Wasser verschwendet werden oder überflüssiger Müll produziert wird.“AXA IM habe sich verpflichtet, dass bis 2030 75 Prozent des vom Unternehmen verantworteten Immobilienportfolios mit international anerkannten Nachhaltigkeitszertifizierungen versehen sind. Sein Fazit: „Wir sind in ein neues Paradigma eingetreten, in dem Investoren die von ihnen gewünschten Finanzerträge erzielen und gleichzeitig einen Beitrag zu einer besseren, nachhaltigeren Welt leisten können.“