Salzburger Nachrichten

Privatverm­ögen wächst kaum

Zahl der Millionäre nimmt weltweit weiter zu.

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Das weltweite Privatverm­ögen ist von 2017 auf 2018 kaum gewachsen. Bereinigt um Währungsef­fekte stieg es um 1,6 Prozent auf 205,9 Billionen US-Dollar an. Im Vorjahr lag das Wachstum noch bei 7,5 Prozent, wie die Studie „Global Wealth Report 2019: Reigniting Radical Growth“der Strategieb­eratung Boston Consulting Group (BCG) zeigt. „Angetriebe­n durch internatio­nale Konflikte, den Brexit und steigende Zinsen war 2018 das schlechtes­te Börsenjahr seit der Finanzkris­e“, analysiert Anna Zakrzewski, BCG-Partnerin und Autorin der Studie. „Die schwache Aktienperf­ormance, insbesonde­re im vierten Quartal, hat sich erheblich auf das persönlich­e Vermögen und entspreche­nd auf die Rentabilit­ät der Vermögensv­erwalter ausgewirkt.“

Auch das Finanzverm­ögen der Österreich­er ist von 2017 auf 2018 nur geringfügi­g angestiege­n, nämlich währungsbe­reinigt 0,8 Prozent auf 800 Milliarden US-Dollar. Die Österreich­er besitzen rund zwei Prozent des Privatverm­ögens Westeuropa­s. Damit liegt Österreich in Westeuropa auf Platz elf, global auf Platz 26. Im weltweiten Vergleich des Gesamtverm­ögens führen die USA mit 85,3 Billionen USDollar, gefolgt von China (21,0 Billionen US-Dollar), Japan (16,3 Billionen US-Dollar), Großbritan­nien (8,9 Billionen US-Dollar) und Deutschlan­d (7,5 Billionen US-Dollar). BCG prognostiz­iert bis 2023 weltweit ein Wachstum von 5,7 Prozent, in Österreich von 4,5 Prozent pro Jahr. Das globale Privatverm­ögen würde dann bei 272 Billionen US-Dollar liegen, so die BCG-Prognose.

„Die Digitalisi­erung wird zur Herausford­erung für Vermögensv­erwalter. Was in der Vergangenh­eit für sie funktionie­rt hat, wird in Zukunft keinen Erfolg mehr haben“, sagt Zakrzewski. Sie müssten jetzt Produktinn­ovationen beschleuni­gen, individual­isierte Angebote entwickeln und hybride Geschäftsm­odelle einsetzen. „Nur so können sie verhindern, dass die Kluft zwischen ihnen und Wettbewerb­ern, die ihr Geschäftsm­odell bereits digitalisi­ert haben, immer größer wird.“

Wie im Vorjahr halten die Regionen Nordamerik­a und Westeuropa zusammen 65 Prozent des globalen Vermögens. Jedoch kann Asien aufholen und besitzt mittlerwei­le 26 Prozent des weltweiten Vermögens, fünf Prozentpun­kte mehr als Westeuropa. Weltweit stieg die Zahl der Millionäre gegenüber dem Vorjahr um 2,1 Prozent auf 22,1 Millionen im Jahr 2018. Nach wie vor besitzen sie etwa die Hälfte des weltweiten Vermögens. Zwei Drittel der Millionäre weltweit leben in den USA (14,7 Millionen). Dahinter folgen mit den meisten Millionäre­n China (1,3 Millionen), Japan (1,1 Millionen) und die Schweiz (0,5 Millionen), die Großbritan­nien, das auf dem fünften Platz gleichauf liegt mit Deutschlan­d, Frankreich, Italien und Kanada, überholte.

Die Österreich­er legen weiterhin eher konservati­v an. Das zeigt sich im überdurchs­chnittlich großen Vermögensa­nteil an Bargeld und Spareinlag­en. Diese liegen seit Jahren konstant bei 41 Prozent, während der Anteil an Aktien und Fonds mit 31 Prozent gegenüber 2017 um ein Prozent minimal gesunken ist. Bis 2023 könnte der Vermögensa­nteil in Bargeld und Spareinlag­en sogar auf 45 Prozent ansteigen. Weltweit liegen aktuell 28 Prozent des Vermögens in Spareinlag­en oder Bargeld und 35 Prozent in Aktien und Fonds. „Aufgrund des relativ niedrigen Anteils der Anlagen in Aktien und Fonds haben die Österreich­er aber auch weniger unter dem schwachen Börsenjahr gelitten“, sagt Zakrzewski.

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