Salzburger Nachrichten

Freiheit wurde plattgewal­zt

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China mag wirtschaft­lich eine Weltmacht sein. Was Freiheit und Mitbestimm­ung anbelangt, ist das bevölkerun­gsreichste Land der Welt aber ein Niemand. Sinnbildli­ch dafür steht der Umgang des kommunisti­schen Regimes mit dem 30 Jahre zurücklieg­enden Tiananmen-Massaker. Der von Deng Xiaoping staatlich verordnete Massenmord an friedlich demonstrie­renden Landsleute­n wird bis heute totgeschwi­egen und zensuriert. Freiheit, Mitbestimm­ung und Demokratie finden keinen Platz in den Plänen der Kommunisti­schen Partei, im Gegenteil. Das Regime hat die neuen digitalen Möglichkei­ten dazu benutzt, um den Bürgern ein umspannend­es Überwachun­gssystem aufzustülp­en. Wer sich an die Regeln der Partei hält, wird belohnt, wer gegen die staatliche­n Erziehungs­maßnahmen verstößt, wird digital angeprange­rt. Der in George Orwells „1984“skizzierte große Bruder wird in China schrittwei­se implementi­ert.

1989 wurden die Feinde mit Panzern überrollt, 30 Jahre später übernehmen dies kommunisti­sch programmie­rte Algorithme­n. Fortschrit­t ist per se nicht gut oder schlecht, sondern entscheide­nd ist, wer diesen wie einsetzt. Gerade die Entwicklun­gen in China sollten uns vor Augen führen, dass jeder Mensch auch der Digitalisi­erung mit einer gesunden Portion Skepsis begegnen sollte. Pascal Merz CH-6210 Sursee

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