Salzburger Nachrichten

Pilz will „als Gegenpol zu Kurz“antreten

Quereinste­iger und Tierschutz-Aktivist Martin Balluch wurde erst jüngst in Salzburg verurteilt.

- SN-wid, APA

Tierschutz-Aktivist Martin Balluch ist der prominente­ste Neuzugang auf der Liste von Peter Pilz, der im Herbst trotz schlechter Umfragewer­te noch einmal antreten will. Mit Balluch hat er sich jemanden geholt, der vor allem als Protagonis­t im Tierschütz­er-Prozess bekannt wurde, wo er mit Mitstreite­rn 2008 mehr als drei Monate lang in UHaft saß. Die Anklage Balluchs über den sogenannte­n Mafia-Paragrafen sorgte für viel Kritik an Justiz und Polizei. Die Aktivisten wurden schlussend­lich alle freigespro­chen, der Paragraf wurde repariert.

Weniger bekannt ist, dass Balluch auch am Landesgeri­cht Salzburg kein Unbekannte­r ist: Der Obmann des Vereins gegen Tierfabrik­en (VGT) wurde dort erst am 12. Juni wegen Beleidigun­g und übler Nachrede zu einer Geldstrafe von 640 Euro verurteilt (nicht rechtskräf­tig). Auslöser waren Hasspostin­gs, die sich auf der Facebook-Fanseite „Martin Balluch“gegen Landesjäge­rmeister Max Mayr Melnhof fanden. Hintergrun­d: Mayr Melnhof besitzt im Flachgau ein Jagdgatter, in dem Wildschwei­ne bejagt werden – der VGT hält die Gatterjagd für massive Tierquäler­ei. In dem Zusammenha­ng wurde Balluch auch – rechtskräf­tig – nach dem Mediengese­tz zur Zahlung von 34.800 Euro schuldig erkannt. Laut Gericht hat er es als Medieninha­ber der Fanseite verabsäumt, die vielen ehrverletz­enden Postings gegen Mayr Melnhof („Ich rotte ihre Familie aus“, „Den würde ich hinrichten!“etc.) rechtzeiti­g zu löschen.

Balluch kandidiert auf Platz fünf der Pilz-Liste. Spitzenkan­didat wird Peter Pilz selbst sein. Hinter Pilz treten Parteichef­in Maria Stern, Mandatarin Daniela Holzinger-Vogtenhube­r sowie die Verwaltung­sjuristin Susanne Giendl und eben Balluch an. Nach dem Abgang von fünf der sieben Abgeordnet­en im Nationalra­t war unklar gewesen, ob die Liste Jetzt nochmals antritt – und in welcher Besetzung. Die dritte für das Antreten nötige Unterschri­ft eines Abgeordnet­en (neben der von Pilz und Holzinger-Vogtenhube­r) kommt übrigens nicht aus den Reihen seiner bisherigen Listen-Freunde, sondern von Ex-Grün- und ExÖVP-Mandatar Efgani Dönmez, der seit seinem Rauswurf aus dem ÖVPKlub „wilder Abgeordnet­er“ist.

Pilz ist trotz schlechter Umfragen zuversicht­lich, den Wiedereinz­ug zu schaffen. Er trete „als Gegenpol“zu Sebastian Kurz an – schließlic­h müsse es eine Parlaments­partei geben, wo mit Sicherheit nicht Kurz drinnen ist, sagte Pilz am Samstag. Nach der Wahl sei eine türkis-grünpinke Regierung wahrschein­lich und er wolle nicht, dass es nur die FPÖ als Opposition gebe, „denn die Sozialdemo­kraten sind genetisch opposition­sunfähig“.

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BILD: SN/APA Pilz und seine Mitstreite­r. Ganz rechts: Tierschütz­er Martin Balluch.

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