Macron spielt mit Symbolen
Der französische Präsident nutzt den Nationalfeiertag, um eine seiner zentralen Visionen in den Mittelpunkt zu stellen.
PARIS. Nichts wurde dem Zufall überlassen. In perfekt synchronen Bewegungen marschierten die Militäreinheiten über die Pariser Pracht-Avenue Champs-Élysées. Deren Ränder säumten FrankreichFlaggen, aufgestellt von eifrigen Jugendlichen des neu geschaffenen nationalen Diensts. Hinter Absperrungen drängten sich die Zuschauer, um das Spektakel aus der Nähe zu verfolgen – die Parade mit mehr als 4200 Frauen und Männern, 196 Militärfahrzeugen und 200 Reitern der Republikanischen Garde. 40 Helikopter und 67 Flugzeuge, die teilweise auch aus anderen europäischen Ländern stammten, donnerten über Paris.
Frankreich nutzt seinen Nationalfeiertag am 14. Juli traditionell als Gelegenheit, die eigene Geschichte und militärische Macht zu zelebrieren. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten steht der Präsident als oberster Armeebefehlshaber, der zunächst die Champs-Élysées hinabfuhr. Dabei kehrten Emmanuel Macron Vertreter der „Gelbwesten“-Protestbewegung demonstrativ den Rücken zu und pfiffen lautstark.
Macron, der großen Wert auf symbolische Gesten legt, hatte der diesjährigen Zeremonie drei Themen vorangestellt. Zum einen die Ehrung verwundeter Soldaten, von denen er einige herzlich begrüßte. Zum zweiten technologische Innovationen: In der Armee verwendete Drohnen leiteten die Parade ein. Auch wurde „Flyboard Air“präsentiert, eine fliegende Plattform mit Miniatur-Düsentriebwerken.
Und drittens sollte nach den Besuchen des japanischen Premierministers Shinzō Abe und des US-Präsidenten Donald Trump in den beiden vergangenen Jahren das Motto „gemeinsam handeln“gelten. Es nahm Bezug auf eine verstärkte militärische Zusammenarbeit in Europa, die Macron seit seinem Amtsantritt 2017 bewirbt und fordert. Nach den Kontroversen unter den europäischen Staats- und Regierungschefs bei der auf die EU-Wahl folgenden Vergabe von Spitzenposten umringten ihn nun einige von ihnen auf der Ehrentribüne. Eingeladen waren die Vertreter der neun Länder, die sich an der 2018 von Frankreich initiierten „Europäischen Verteidigungsinitiative“beteiligten: Großbritannien, Deutschland, Belgien, Spanien, Portugal, Dänemark, die Niederlande, Finnland und Estland. So standen unter anderen Angela Merke sowie die Regierungschefs der Niederlande und Belgiens, Mark Rutte und Charles Michel, neben dem französischen Präsidenten und nahmen die Parade ab. Es defilierten auch Einheiten aus deren Lndern sowie Soldaten der deutsch-französischen Brigade.
Die Verteidigungsinitiative, kurz: EI2, soll eine raschere militärische Notfallreaktion ermöglichen. Vorerst arbeiten die jeweiligen Generalstäbe dazu enger zusammen. Eine gemeinsame Truppe nicht vorgesehen.
Vor einem Monat war auf der Pariser Luftfahrtmesse ein erstes Modell eines europäischen Luftkampfsystems vorgestellt worden, das Deutschland und Frankreich federführend bis 2040 entwickeln. Auch der im Jänner unterzeichnete deutsch-französische „Aachener ist zurzeit Vertrag“sieht die Ausbildung einer „gemeinsamen Militärkultur“vor. Deutschlands Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die vor allem dank Macrons Unterstützung gute Chancen auf die EU-Kommissionspräsidentschaft hat, war dem französischen Staatschef durch ihr Engagement für die verteidigungspolitische Annäherung beider Länder aufgefallen. Wie er plädierte sie in der Vergangenheit für den Aufbau einer „Armee der EU-Staaten“.
Am Samstag hatte Macron die Gründung eines Raumfahrtkommandos in Frankreich angekündigt, „um die Entwicklung und Verstärkung unserer Fähigkeiten im Weltraum zu gewährleisten“. Erst im Juni hatte auch die NATO eine Weltraum-Strategie beschlossen.