Nur die Parade hätte Trump gefallen
Die eigene europäische Verteidigung nimmt Gestalt an.
Angela Merkel lobte „eine große Geste in Richtung der europäischen Verteidigungspolitik“. Sie war Gast des französischen Präsidenten bei der traditionellen Militärparade zum Nationalfeiertag. „Gemeinsam handeln“lautete das Motto. Aus deutscher Sicht verfolgt Paris diese Gemeinsamkeit zuweilen etwas ungestüm und bedarf der Dämpfung, was Berlin seit Emmanuel Macrons Amtsantritt 2017 auch nach Kräften versucht. Und doch steht hinter der Parade, der „großen Geste“, eine französische Initiative, der sich mittlerweile zehn Länder Europas angeschlossen haben. Und so gerne US-Präsident Donald Trump ein pompöses Defilee à la Macron auch in Washington gehabt hätte, mit dem Rest ist er gar nicht einverstanden.
Die im Juni 2018 besiegelte Initiative soll es den Europäern erlauben, gemeinsame Militäreinsätze rascher durchzuführen. Es soll ein offener Club für jene Länder sein, die willig und militärisch handlungsfähig sind. Mit den EU-Strukturen hat das nichts zu tun. Daher sind auch die Briten dabei, ob sie in der EU bleiben oder nicht.
Das stößt auf Bedenken. In den USA, die ein von amerikanischer Muskelkraft unabhängiges Europa verhindern wollen. In einigen EU-Ländern, die vor interner Rivalität warnen, wenn außerhalb des Brüsseler Regelwerks gehandelt wird. Zumal auch innerhalb zahlreiche militärische Entwicklungen in Gang gekommen sind. Klar ist aber: Die eigene europäische Verteidigung nimmt Gestalt an, und das schneller als gedacht.