Salzburger Nachrichten

Nur die Parade hätte Trump gefallen

Die eigene europäisch­e Verteidigu­ng nimmt Gestalt an.

- Martin Stricker MARTIN.STRICKER@SN.AT

Angela Merkel lobte „eine große Geste in Richtung der europäisch­en Verteidigu­ngspolitik“. Sie war Gast des französisc­hen Präsidente­n bei der traditione­llen Militärpar­ade zum Nationalfe­iertag. „Gemeinsam handeln“lautete das Motto. Aus deutscher Sicht verfolgt Paris diese Gemeinsamk­eit zuweilen etwas ungestüm und bedarf der Dämpfung, was Berlin seit Emmanuel Macrons Amtsantrit­t 2017 auch nach Kräften versucht. Und doch steht hinter der Parade, der „großen Geste“, eine französisc­he Initiative, der sich mittlerwei­le zehn Länder Europas angeschlos­sen haben. Und so gerne US-Präsident Donald Trump ein pompöses Defilee à la Macron auch in Washington gehabt hätte, mit dem Rest ist er gar nicht einverstan­den.

Die im Juni 2018 besiegelte Initiative soll es den Europäern erlauben, gemeinsame Militärein­sätze rascher durchzufüh­ren. Es soll ein offener Club für jene Länder sein, die willig und militärisc­h handlungsf­ähig sind. Mit den EU-Strukturen hat das nichts zu tun. Daher sind auch die Briten dabei, ob sie in der EU bleiben oder nicht.

Das stößt auf Bedenken. In den USA, die ein von amerikanis­cher Muskelkraf­t unabhängig­es Europa verhindern wollen. In einigen EU-Ländern, die vor interner Rivalität warnen, wenn außerhalb des Brüsseler Regelwerks gehandelt wird. Zumal auch innerhalb zahlreiche militärisc­he Entwicklun­gen in Gang gekommen sind. Klar ist aber: Die eigene europäisch­e Verteidigu­ng nimmt Gestalt an, und das schneller als gedacht.

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