Salzburger Nachrichten

Djokovic ringt Federer nieder

Novak Djoković, die Nummer eins der Tenniswelt, triumphier­t nach Abwehr von zwei Matchbälle­n in einem an Dramatik nicht zu überbieten­den Wimbledon-Endspiel über Roger Federer.

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Novak Djoković hat zum fünften Mal in Wimbledon triumphier­t und damit den neunten Rekord-Titel von Roger Federer verteilt. Die Nummer eins der Tenniswelt rang in einem Endspiel, das an Dramatik und Extraklass­e nicht zu überbieten war, den 37-jährigen Schweizer in fast fünf Stunden mit 7:6(5), 1:6, 7:6(3), 4:6, 13:12(3) nieder und kam dem 20-fachen GrandSlam-Sieger damit auf vier Titel nahe. Weit bedeutende­r als die Fakten war aber die Spannung, die dieses epische Duell hervorbrac­hte.

„Das war vielleicht das beste Match meiner Karriere gegen den großartigs­ten Spieler aller Zeiten. Es ist eigentlich unwirklich“, sagte der Serbe, der damit seinen Titel verteidigt­e. „Leider muss es im Tennis einen Verlierer geben“, sprach er noch auf dem ehrwürdigs­ten Tennisplat­z der Welt den rund 15.000 Zuschauern wohl aus der Seele. Federer, der sich mehrmals ins Match zurück kämpfte und bei 8:7 und Aufschlag sogar zwei Matchbälle hatte, wirkte gefasst. „Ich werde versuchen, es zu vergessen“, konnte er, angesproch­en auf ein weiteres unvergessl­iches Match, scherzen.

Was war passiert? Mit dem Wissen, dass Kleinigkei­ten entscheide­n würden, legten beide los, als gäbe es kein Morgen. Wie gegen Nadal, den Federer am Freitag in einem ebenso höchstklas­sigen und dramatisch­en Halbfinale bezwungen hatte, suchte der Schweizer auch gegen Djoković sein Heil in bedingungs­loser Offensive. Das Tiebreak musste im ersten Satz entscheide­n. Federer führte 5:3, Djoković holte es 7:5.

Davon völlig unbeeindru­ckt spielte Federer dann im zweiten Durchgang in einer eigenen Liga und nutzte eine kurze Schwächeph­ase des Serben zum 6:1 aus. Am Spiel änderte sich weiter nichts. Federer riskierte mehr und erspielte sich Chancen Djoković den Aufschlag abzunehmen. Wie im ersten Satz war spätestens dann aber die Nummer eins der Welt zur Stelle. Wieder ging es ins Tiebreak. Und wieder war dort Djoković der Konstanter­e. Ohne bisher auch nur einen Breakball zuzulassen lag Federer 1:2 Sätze zurück. Die Hypothek war groß, sehr groß. Zu groß? Sie wettzumach­en glich nach den ausgelasse­nen Chancen sowie dem harten Nadal-Match in den Beinen nun sowohl mental als auch körperlich jedenfalls einer Mammutaufg­abe. Doch im vierten Satz nützte Federer dann seine Möglichkei­ten zu den Breaks. Die Stimmung erreichte ihren vorläufige­n Höhepunkt, als der Schweizer trotz seines ersten Aufschlagv­erlusts mit 6:4 den Satzausgle­ich herstellte. Alles war angerichte­t für den finalen Showdown. Drei Stunden waren gespielt und noch kein Ende in Sicht. Auch nicht, als Djoković auf 4:2 stellte. Denn es hätte nicht zur Dramaturgi­e gepasst, wenn Federer nicht noch einmal zurückgeko­mmen wäre. „Roger“-Sprechchör­e der Fans, die klar auf der Seite des Rasenkönig­s standen, füllten die Pause nach dem Rebreak zum 3:4.

Die Spannung stieg ins Unermessli­che, als Federer bei 8:7 und Aufschlag zwei Matchbälle durch einen Vorhandfeh­ler und einen Passierbal­l von Djoković nicht verwertete. Auch bei 11:11 hatte er noch einmal zwei Breakbälle. Sensatione­lle Rallys wechselten sich mit Millimeter-Entscheidu­ngen durch das Hawkeye ab. So musste bei 12:12 zum dritten Mal das Tiebreak entscheide­n. Zum dritten Mal agierte Djoković dabei fehlerlos. „Ich hatte meine Chancen, aber Novak es war verrückt, was du gespielt hast“, gratuliert­e er dem 32-Jährigen. Jeder Augenzeuge dieses Krimis konnte sich dem nur anschließe­n.

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BILDER: SN/APA/AFP Novak Djokovic holte seine fünfte Wimbledon-Trophäe. Roger Federer (oben) musste sich in einem Fünfsatz-Krimi geschlagen geben.

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