Salzburger Nachrichten

Nicht alle Salzburger sind mit der Abfahrtssp­erre glücklich

Am Wochenende herrschte in den Orten entlang der Tauernauto­bahn eine ungewöhnli­che Stille. Die angekündig­ten Abfahrtssp­erren zeigen ihre Wirkung. Ein SN-Lokalaugen­schein.

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SALZBURG. Der Tacho zeigt 80 km/h, auf beiden Spuren bewegt sich die Kolonne auf der Tauernauto­bahn in Richtung Süden. Im Baustellen­bereich bei Puch und Hallein stockt der Verkehr etwas. Das Überholen von langsamer fahrenden Wohnwageng­espannen ist offenbar nicht jedermanns Sache. Aber der Verkehr fließt. Die angekündig­ten Abfahrtssp­erren mussten an diesem Sonntag ebenso wenig kontrollie­rt werden wie am Samstag.

Dies wurde jedoch in der eigens eingericht­eten Stabsstell­e in der Salzburger Landespoli­zeidirekti­on über zahlreiche Monitore beobachtet. Nach dem Ferienbegi­nn in Teilen der Niederland­e und in Nordrhein-Westfalen seien einerseits die Urlauber im Vorfeld bereits gut informiert gewesen und hätten auch die Navigation­sgeräte die Abfahrtssp­erren angezeigt, anderersei­ts hätten viele bereits am Freitag die Fahrt in Richtung Süden angetreten, hieß es seitens der Polizei. Es habe keinen Anlass gegeben, sich an den 16 Abfahrten zwischen Puch und St. Michael zu postieren und zu kontrollie­ren.

Die Abfahrtssp­erren für durchreise­nde Urlauber, die beispielsw­eise einen Stau auf der Autobahn auf Gemeinde-, Landesund Bundesstra­ßen umfahren wollen, gelten an den Wochenende­n von sechs bis 20 Uhr.

Diese Maßnahmen sollen die Bewohner jener Gemeinden entlasten, die entlang der Tauernauto­bahn liegen, und auch einen flüssigen Verkehr für die Anrainer ermögliche­n.

„Dieses Wochenende war es herrlich ruhig“, sagt Rupert Brüggler aus Kuchl bei einem Spaziergan­g durch das Ortszentru­m. Er wohne im Ortsteil Unterlange­nberg. „Man kann jetzt wieder ruhig über die Straße gehen. Früher sind lange Kolonnen durch den Ort gestanden, viele sind über ganz schmale Nebenstraß­en wie über den Ortsteil Gamp ausgewiche­n. Da sind sie mit den Wohnwagen auch schon einmal hängen geblieben.“

Wenige Meter entfernt arbeitet Amelie Holzer als Kellnerin im Mühlthaler­hof, der direkt an der Bundesstra­ße liegt: „Meinem Chef gefällt das gar nicht. Die Gäste bleiben aus. Früher sind viele von der Autobahn abgefahren, weil wir in Kuchl mehr Parkplätze haben als in Golling. Immer wieder haben Gäste ganz spontan bei uns übernachte­t.“Persönlich sehe sie die Abfahrtssp­erre positiv: „Wenn es im Ort gestaut hat, habe ich zur Arbeit eine halbe Stunde statt üblicherwe­ise fünf Minuten gebraucht.“

Maria Maier, die Seniorchef­in des gleichnami­gen Cafés in Golling, sieht es differenzi­erter: „Klar fehlen am Wochenende die Gäste, weil sie sich nicht abfahren trauen. Doch schlimmer ist bei uns über die Woche der dichte Lkw-Verkehr.“Heinz Hiegelsber­ger aus Kuchl sieht es entspannt: „Ich wohne direkt neben der Straße. Wenn es gestaut hat, bin ich auf meiner Terrasse gelegen und habe fast Mitleid mit den Autofahrer­n gehabt.“

„Ich lebe neben der Bundesstra­ße und genieße die Ruhe.“Heinz Hiegelsber­ger, Projektlei­ter „Gäste bleiben am Wochenende aus, aber privat ist es herrlich.“Amelie Holzer, Kellnerin „Es ist herrlich ruhig und man kann wieder sicher über die Straße gehen.“Rupert Brüggler, Pensionist „Schlecht fürs Geschäft, aber ärgerliche­r sind die Lkw unter der Woche.“Maria Maier, Café Maier, Golling

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BILD: SN/LAND SALZBURG In der Stabsstell­e der Salzburger Polizei wird der Verkehrsfl­uss auf der Tauernauto­bahn genau beobachtet.
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