Salzburger Nachrichten

„Der Wolf hinterließ traumatisi­erte Schafe“

38 bis 40 Schafe soll ein Wolf auf der Tofernalm im Großarltal gerissen haben. Jetzt fordern die Bauern seinen Abschuss.

- Zuletzt geschossen wurde

„Dieser Wolf tötet um des Tötens willen, nicht um zu fressen. Er geht den Schafen buchstäbli­ch an die Gurgel“, sagt Landesrat Josef Schwaiger. Ein solches Verhalten liege in der Natur eines Einzelwolf­s – und um einen solchen handle es sich zweifelsfr­ei. Nun gebe es „nichts mehr zu diskutiere­n. Jetzt haben wir

in Salzburg ein Wolf vor 29 Jahren. Bis dahin galt der Wolf in Salzburg seit 1880 praktisch als ausgerotte­t. Damals dürfte eine ältere Wölfin aus Osteuropa „eingewande­rt“sein. Sie wurde im Gemeindege­biet von Kuchl geschossen. „Zu der Zeit stand der Wolf im Jagdgesetz noch ganzjährig zum Abschuss frei“, schildert Hubert Stock, der Wolfsbeauf­tragte des Landes. Das änderte sich mit dem EU-Beitritt Österreich­s und der Umsetzung der Flora- und FaunaHabit­at-Richtlinie. einen Problemwol­f und jetzt ist Zeit, zu handeln.“Am Sonntag stieg er mit Hubert Stock, dem Werfener Bürgermeis­ter und Wolfsbeauf­tragten des Landes, zur Tofernalm im Gemeindege­biet von Großarl auf. Dort sollen innerhalb von nur drei Wochen 38 bis 40 Schafe dem Wolf zum Opfer gefallen sein. „Es ist unübersich­tliches Gelände, wir haben noch nicht alle Tiere gefunden“, berichtet Gerhard Hutter, der Obmann der Agrargemei­nschaft Tofernalm. Am Freitag, als sich bei der Obduktion eines Schafkadav­ers durch einen Tierarzt der Verdacht eines Wolfsrisse­s bestätigt hatte, habe man sich zum Abtrieb aller Schafe und Ziegen entschloss­en. „Noch während wir den Abtrieb organisier­t haben, sind sieben weitere Tötungen passiert“, schildert Huttegger. Als die Bauern auf die getöteten Schafe stießen, seien deren Körper zum Teil noch warm gewesen. Die verblieben­en Schafe seien schwer traumatisi­ert. „Wenn ein Hund an ihnen vorbeigeht, bekommen sie Todesangst“, schildert Huttegger. Die Tiere würden nun großteils in Stallungen mit dem Futter, das eigentlich für den kommenden Winter gedacht war, gefüttert.

Mit dem Abtrieb von der Tofernalm wurde zwar die Gefahr vor Ort gebannt, aber: „Wenn für den Wolf der Tisch hier nicht mehr gedeckt ist, dann wandert er weiter“, betont Schwaiger. 50 bis 70 Kilometer könne ein Wolf am Tag zurücklege­n. Das bedeutet: Die Tiere auf anderen Almen innerhalb des Bewegungsr­adius des Wolfes sind nun in Gefahr.

Die Bauern von der Tofernalm werden am Montag bei der Bezirkshau­ptmannscha­ft St. Johann den Abschuss des Wolfes beantragen. Bis es zu einem rechtskräf­tigen Bescheid kommt, könnte aber noch einiges an Zeit vergehen, über einen möglichen Einspruch müsste das Landesverw­altungsger­icht entscheide­n. Der Naturschut­zbund werde sich nicht gegen den Abschuss eines Wolfes wehren, der sich „dauerhaft problemati­sch verhält“, sagt Geschäftsf­ührer Hannes Augustin. Derzeit sieht er aber „keinen Anlass“für einen Abschuss. Offenbar habe man den im Wolfsmanag­ementplan festgeschr­iebenen Herdenschu­tz nicht ernsthaft betrieben, sondern ihn „etwas schleifen lassen“. Augustin: „Und jetzt wundert man sich, dass der Wolf Schafe reißt, die ungeschütz­t auf der Alm sind.“

Kein Verständni­s für die Einwände bringt Landesrat Schwaiger auf. Den von Augustin ins Treffen geführten Herdenschu­tz bezeichnet­e er als „schöne Wünsche“. Das Areal der Tofernalm sei 700 Hektar groß – „das können Sie nicht einfach so einzäunen“, sagt Schwaiger. Eine Behirtung mit Hund rechne sich ab 500 Schafen, aber nicht bei knapp 100 Tieren, wie es bei der Tofernalm der Fall gewesen sei. Ein weiteres Problem spricht Huttegger an: Ein Hirtenhund wäre derart aggressiv, dass er einen Einsatz in einem Wandergebi­et für nicht vertretbar halte.

„Ein Hirtenhund wäre gegenüber Wanderern sehr aggressiv.“

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Die Bauern trieben ihre Schafe noch
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Gerhard Huttegger, Landwirt

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