Salzburger Nachrichten

Kunst folgt einem Rhythmus

Zu jeder Festspielz­eit zählen Kunsthändl­er bei der „Art & Antique“darauf, dass die Aufführung­en auch viele Sammler nach Salzburg locken. Die wachsende Zahl an Kunstmesse­n sehen sie gelassen.

- CLEMENS PANAGL

SALZBURG. Auch wenn die Premiere der Salzburger „Orphée“-Inszenieru­ng immer näher rückt: Der Fachbegrif­f „Orphismus“bezeichnet nicht etwa die Sehnsucht nach antiken Mythen, wie sie bei den Salzburger Festspiele­n heuer im Mittelpunk­t stehen. Zu Beginn des 20. Jahrhunder­ts galten als „Orphisten“bildende Künstler wie Robert und Sonia Delaunay, die mit Licht, Farbharmon­ien, Rhythmen und kubistisch­en Formen experiment­ierten, um nach dem Ebenbild „reiner Musik“eine „reine Malerei“zu schaffen. Ein kleinforma­tiges, spätes Bild von Sonia Delaunay trägt den Titel „Rythme couleur“. An seinem derzeitige­n Präsentati­onsort in Salzburg schafft es eine Gedankenbr­ücke zum Festspielb­ezirk: Zum fünften Mal präsentier­en zehn Kunsthändl­er im Hof der Residenz ihre Werke einem Sammlerpub­likum, das im Sommer besonders zahlreich in Salzburg anzutreffe­n ist.

Zum fünften Mal ist die „Art & Antique“im klimatisie­rten Zelt im Residenzho­f zu Hause. Dass heuer neben dem benachbart­en Kunstsalon in der Sala Terrena sogar noch eine dritte Kunstmesse am Flughafen auf Besucher und Käufer hofft (siehe Kasten), sehen die meisten der angestammt­en Galeristen der „Art & Antique“gelassen. Jede Galerie decke ein eigenes Spezialgeb­iet ab, sagt Alfred Kolhammer und verweist auf eine Rarität in der Präsentati­on der Galerie Kolhammer & Mahringer: Das großformat­ige Gemälde „Sonnenblum­enfeld bei Venedig“von Marie Egner. Jahrzehnte­lang sei sein Verbleib unbekannt gewesen, erst kürzlich sei es in einer Privatsamm­lung wieder zum Vorschein gekommen.

Konkurrenz wirke belebend, sagt auch Petra Popp-Wiesinger, die einen Schwerpunk­t auf klassische Moderne und Gegenwarts­kunst legt und etwa eine große Gouache von Alexander Calder („The Yellow Shock Absorber“) und kleinforma­tigere Werke von Georges Braque oder Fernand Léger zeigt. Bei großen Kunstmesse­n fänden schließlic­h ebenfalls 30 oder 40 Anbieter nebeneinan­der Platz und „letztlich entscheide­n ja immer die Vorlieben des Sammlers“.

Weil auch diese breit gestreut sein können, hat Markus Strassner neben Gemälden von Bernard Buffet oder einer Picasso-Henkelkann­e auch Möbelstück­e oder eine Standuhr in Gestalt eines doppelköpf­igen Adlers nach Salzburg mitgebrach­t. Erstmals nimmt der Schärdinge­r Kunsthändl­er nicht nur an der Osterausga­be der „Art & Antique“teil, sondern ist auch im Sommer dabei.

Christoph Bacher setzt unterdesse­n auf einen Individual­istenbonus: Der Wiener ist als einziger der zehn Teilnehmer auf Objekte der Antike spezialisi­ert und stellt zum Beispiel einen Ring aus der Zeit Kleopatras oder eine Venus-Statue aus dem zweiten Jahrhunder­t nach Christus aus. Ein steinerner Block mit ägyptische­n Inschrifte­n lässt wiederum entfernt an Orpheus denken: Die „Scheintüre­n“dienten in ägyptische­n Grabstätte­n als Brücken zwischen Diesseits und Jenseits.

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Sonia Delaunay: „Rythme couleur“von 1964, bei der Galerie Française.
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