Rätsel um Bombendrohungen
Insgesamt 29 Mal rief ein 20-Jähriger die Polizei und drohte, an stark frequentierten Orten Bomben hochgehen zu lassen. Nun wurde der Mann verhaftet. Zu seinen Taten schweigt er.
Es waren bange Minuten, die die Besucher des Wiener Stephansdoms durchlebten. Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass dieser von Beamten geräumt werden muss – samt Vorplatz. Zahlreiche Gläubige und Touristen werden den 27. Dezember 2018 wohl nicht so schnell vergessen. Aus einer Telefonzelle war kurz davor ein anonymer Anruf eingegangen: Eine männliche Stimme drohte, im Dom eine Bombe hochgehen zu lassen. Knapp 60 Minuten später war der Einsatz zu Ende: Es wurde kein Sprengsatz gefunden.
Wie sich nun herausstellte, handelt es sich bei dem Täter um einen 20-Jährigen. Dieser soll laut Wiener Polizei nicht nur eine, sondern gleich 29 Bombendrohungen via Münzfernsprecher abgesetzt haben. „Stark frequentierte Einkaufszentren, Krankenhäuser oder Kirchen“seien die Ziele des Mannes gewesen, so die Polizei am Freitag.
Am Donnerstag war es den Ermittlern gelungen, den 20-Jährigen auf frischer Tat zu ertappen. Sie kamen dem Verdächtigen nicht auf die Schliche – bis sich schließlich mehrere Teams in Zivil an verschiedenen Orten auf die Lauer legten. Mit Erfolg: In einer Telefonzelle in der Schönbrunner Straße wurde der Mann auf frischer Tat ertappt.
„Er hat gemeint, er möchte nichts dazu sagen“, berichtete Polizeisprecher Patrick Maierhofer von einer überaus unergiebigen Befragung des Verdächtigen. Der Mann wurde wegen mehrfacher gefährlicher Drohung auf freiem Fuß angezeigt. Das Landeskriminalamt prüft nun, ob dem Österreicher weitere Bombendrohungen zuzuordnen sind. Von einem Kavaliersdelikt kann jedenfalls nicht die Rede sein. Nicht nur, dass dadurch zahlreiche Einsatzkräfte gebunden sind – und das noch dazu völlig unnötig. Das Delikt kann mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden. Nur einige Wochen vor der Bombendrohung Ende Dezember 2018 war ein 25-Jähriger zu zwei Jahren Freiheitsstrafe (sechs Monate davon unbedingt) verurteilt worden. Der Mann hatte ebenfalls einen Großeinsatz der Exekutive im Stephansdom ausgelöst. Während er betrunken in der Station Kaisermühlen auf die nächste U-Bahn gewartet hatte, wählte er den Notruf der Polizei und verlangte 500.000 Euro in „kleinen, gebrauchten Scheinen“. Er wurde noch in der U-Bahn-Station verhaftet. Jemand hatte das Gespräch belauscht und Alarm geschlagen.
2017 mussten eine Schule in Favoriten sowie ein Supermarkt wegen einer Bombendrohung geräumt werden. 2016 legte ein alkoholisierter Mann mit einem Drohanruf den Reumannplatz und die gesamte U-Bahn-Linie U1 für eine Stunde lahm.