Salzburger Nachrichten

Paketflut bringt der Post mehr Gewinn

Millioneni­nvestition­en in Logistikze­ntren und neue Zustellmet­hoden sollen helfen, die Kunden zufriedenz­ustellen.

- Mg

108 Millionen Pakete hat die Österreich­ische Post voriges Jahr zugestellt – doppelt so viele wie noch 2009. In diesem Jahr werden es voraussich­tlich 125 Mill. sein. Grund dafür ist der Boom im Onlinehand­el sowie die Integratio­n des übernommen­en Paketdiens­tes der Deutschen-Post-Tochter DHL in Österreich mit 1. August. „Irgendwann wird es mehr Pakete als Briefe geben“, sagte Post-Chef Georg Pölzl am Freitag bei der Vorlage der Halbjahres­zahlen. Die klassische Briefpost ist binnen sechs Jahren um gut ein Viertel auf 1,06 Mill. Stück geschrumpf­t und schrumpft weiter.

Um darauf vorbereite­t zu sein und die steigenden Mengen an Paketen statt Briefen zu bewältigen, baut die Post ihre Logistikze­ntren massiv um und aus. 90 Mill. Euro investiert der mehrheitli­ch staatliche Konzern dieses Jahr, 25 Mill. davon in Grundstück­e, 15 Mill. in Sortieranl­agen. Ein neues Logistikze­ntrum in Hagenbrunn im Norden von Wien werde im September in Vollbetrie­b gehen und helfen, Effizienz zu steigern, sagt Pölzl.

Das ist schon wegen der steigenden Anforderun­gen der Kunden nötig. 96 bis 97 Prozent der Pakete müssten bereits am nächsten Tag zugestellt sein, auch am Samstag. Allerdings hat der größte Kunde der Post, der Onlineries­e Amazon (Anteil ca. 20 Prozent), in Wien seine eigene die Zustellung aufgebaut und weitet sie nun auf den Speckgürte­l um Wien aus, was die Post schmerzt. Durch die DHL-Übernahme gewinnt sie zwar neue Paketmenge­n, teils auch von Amazon. Wie viel ist aber unklar, da die Wettbewerb­sbehörde eine garantiert­e Menge abgelehnt hat.

Die Paketflut stellt auch die Umweltbemü­hungen der Post vor neue Probleme. Bis 2030 will sie Zustellung auf der letzten Meile CO2-frei erledigen, also per E-Pkw, E-Mopeds, E-Fahrräder. 1600 der 9300 Fahrzeuge des Konzerns sind bereits elektrisch betrieben. Die größte E-Flotte in Österreich. 250 weitere wurden vor Kurzem bestellt. Im 3. Bezirk in Wien werden über den Sommer zwei E-Lastenräde­r für die Paketausli­eferung getestet. Im Sinne des Klimaschut­zes sollten künftig E-Fahrzeugfl­otten von Firmen gefördert werden und nicht private Anschaffun­gen, fordert Pölzl.

Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz der Post insgesamt um 2,7 Prozent auf 981 Mill. Euro und der operative Gewinn um 2,5 Prozent auf 107,7 Mill. Das Paketgesch­äft legte um fast acht Prozent auf 283 Mill. Euro zu. Im Brief und WerbepostG­eschäft gab es, getrieben von der EU-Wahl und neuen Tarifen, ein Umsatzplus von 1,3 Prozent auf 704 Mill. Euro. Das Bankgeschä­ft ging zurück. Nach dem Ende der Kooperatio­n mit der Bawag/P.S.K steckt die Post 56 Mill. Euro in den Aufbau einer eigenen Bank gemeinsam mit der Grawe-Gruppe. Der Start ist im zweiten Quartal geplant.

„Ein großartige­s Ergebnis.“

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BILD: SN/POST AG Zwei solcher E-Lastenfahr­räder sind derzeit in Wien 3 im Test.
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Georg Pölzl, Post-Generaldir­ektor

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