Im Glyphosat-Streit setzt Bayer auf Vergleich
Nach der Monsanto-Übernahme steht Bayer unter Beschuss. Jetzt wird über einen acht Milliarden Dollar teuren Vergleich spekuliert.
Der wegen Tausender Glyphosat-Klagen schwer in die Defensive geratene deutsche BayerKonzern strebt nach einem Bericht des Finanzdiensts Bloomberg einen Milliardenvergleich in den USA an. Der Agrarchemie- und Pharmakonzern schlage eine Zahlung von bis zu acht Milliarden US-Dollar (7,15 Milliarden Euro) vor, um die Klagen der zuletzt 18.400 Kläger beizulegen, wie Bloomberg berichtete. Ein Bayer-Sprecher wollte dies auf Anfrage nicht kommentieren.
Wenngleich eine Lösung der Causa Glyphosat noch Monate dauern könnte, wäre es ein Befreiungsschlag für den Dax-Konzern. Die möglichen acht Milliarden Dollar wären deutlich weniger als Analysten, die ohnehin mit einem Vergleich rechnen, zuletzt auf dem Zettel hatten. Experte Markus Mayer von der Baader Bank etwa ging davon aus, dass eine Einigung im Bereich um die 15 bis 20 Milliarden Euro positiv für den Aktienkurs wäre.
Vor Kurzem war bereits die Vertagung eines für August angesetzten Glyphosat-Prozesses als Hinweis auf fortschreitende Vergleichsverhandlungen interpretiert worden. Der Druck auf Konzernchef Werner Baumann war zuletzt deutlich gestiegen, weil Bayer bereits drei Verfahren um Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter mit Schadensersatzforderungen im jeweils mittleren bis hohen zweistelligen Millionen-Dollar-Bereich verloren hatte.
Bayer fährt bisher offiziell zwar eine harte Linie und verweist unter Berufung auf zahlreiche wissenschaftliche Studien weiter auf die Sicherheit von Glyphosat bei richtiger Anwendung und will vor Berufungsgerichte ziehen. Konzernchef Baumann hatte zuletzt jedoch mehrmals gesagt, dass ein Vergleich durchaus in Frage käme, wenn er wirtschaftlich Sinn machen würde. So verschlingen allein die Kosten für Anwälte und Imagekampagnen Hunderte Millionen Euro.
Zudem hatte Richter Vince Chhabria, bei dem Hunderte Klagen gebündelt sind, die Streitparteien bereits zu einer einvernehmlichen Lösung aufgefordert und mit dem US-Staranwalt Ken Feinberg einen Mediator bestellt. Er gilt als bekanntester US-Experte in Entschädigungsfragen und wird häufig als Schlichter berufen. Er war unter anderem für Kompensationen nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko zuständig. Und auch von anderer Seite kommt Druck. So mischt der für sein aggressives Gebaren bekannte US-Milliardär und Investor Paul Singer mit seinem Hedgefonds Elliott bei Bayer inzwischen mit einer Beteiligung von mehr als einer Milliarde Euro mit.