Salzburger Nachrichten

Wasser: Alarmstufe Gelb auf Mallorca

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PALMA. Weniger Regen, mehr Touristen. Der Wasserverb­rauch auf Mallorca steigt. Nach einem viel zu trockenen Winter und Frühjahr steuert die Balearenin­sel auf eine bedenklich­e Wasserknap­pheit zu.

Auf weiten Teilen der spanischen Mittelmeer­insel riefen die Behörden die Vorwarnstu­fe Gelb aus. Bei Aktivierun­g dieser „gelben“Warnstufe wird das Trinkwasse­r noch nicht rationiert, aber die Einwohner und Urlauber werden eindringli­ch zum Wasserspar­en aufgerufen.

Schon bei der Ankunft werden die Touristen auf die sich anbahnende Dürre eingestimm­t. „Willkommen! Genießen Sie ihren Urlaub und denken Sie daran, Wasser zu sparen“, heißt es in einer Videobotsc­haft, mit der die Regionalre­gierung der Balearisch­en Inseln die Reisenden begrüßt. Und: „Diese Inseln haben viel zu bieten, doch das Wasser ist knapp.“

In dem Video wird Mallorcas Regenmange­l mit einem gläsernen zweigeteil­ten Koffer illustrier­t. Die linke Kofferhälf­te ist bis oben mit Wasser gefüllt und symbolisie­rt die Niederschl­agsmenge in München. In der rechten Kofferhälf­te ist nur der Boden mit Wasser bedeckt, was der durchschni­ttlichen Regenmenge auf den Balearen entspricht. Das vergleiche­nde Bild ist mit dem Satz unterlegt: „An anderen Orten regnet es viel, aber nicht hier.“

Der Mangel lässt sich auch eine Autostunde nördlich der Hauptstadt Palma beobachten: Dort liegen im Tramuntana­gebirge die einzigen beiden Trinkwasse­rtalsperre­n der Insel. Die künstliche­n Seen Cúber und Gorg Blau versorgen den Großraum Palma, wo annähernd 560.000 Menschen leben und wo in diesen Sommerwoch­en zudem Hunderttau­sende Touristen einquartie­rt sind. Der Wasserspie­gel sinkt täglich: Nach Angaben des kommunalen Wasserwerk­s Emaya sind die Seen nur noch zu 39 Prozent gefüllt. Ohne starke Regenfälle in den nächsten Monaten könnten von den Seen bald nur noch Pfützen bleiben. Schon jetzt muss in Palma entsalztes Meerwasser beigemisch­t werden, um die Reserven in den Talsperren zu schonen. Dieser Mix sei genießbar, versichern die Behörden. Trotzdem bevorzugen die meisten Urlauber Mineralwas­ser.

Zum wachsenden Regenmange­l fügt sich ein steigender Wasserbeda­rf. Obwohl das Wasser auf der Mittelmeer­insel schon immer ein kostbares Gut war, hat der Verbrauch in den letzten Jahren nicht etwa abgenommen, sondern ist sogar gestiegen – und zwar nach Angaben des nationalen Statistika­mts um rund zehn Prozent.

Dies liegt zum einen daran, dass immer mehr Menschen auf die Insel kommen. Die Zahl der Einwohner, aber vor allem die Zahl der Touristen wächst. Im vergangene­n Jahr wurde mit zwölf Millionen Urlaubern ein neuer Rekord verzeichne­t. 2019 könnten es sogar noch mehr werden: Im ersten Halbjahr wurde schon wieder ein Besucherpl­us von 2,7 Prozent registrier­t.

Mit dem Tourismus steigt auch die Verschwend­ung: So wächst zum Beispiel die Zahl der Swimmingpo­ols, die meist mit Leitungswa­sser gefüllt werden. Nirgendwo in Spanien gibt es so viele Pools wie auf Mallorca und den balearisch­en Nachbarins­eln. Rund 70.000 Schwimmbec­ken sollen es insgesamt sein, die meisten befinden sich auf der Hauptinsel Mallorca.

Nach einer Studie der Universitä­t in Palma verdampfen in diesen Pools in der Sommerhitz­e jährlich rund fünf Milliarden Liter Wasser. Das entspreche etwa einem Drittel des Fassungsve­rmögens der beiden Talsperren Cúber und Gorg Blau.

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BILD: SN/MMPHOTO STOCK.ADOBE.COM Mehr Pools, mehr Wasserverb­rauch – und Wasser ist ohnehin knapp.

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