Salzburger Nachrichten

Beenden wir den Blutzoll

- 5201 Seekirchen

Elf Verletzte, darunter drei schwer, hat zuletzt ein Autounfall mit jungen Menschen gefordert. Ursache war eine deutlich überhöhte Geschwindi­gkeit eines Autolenker­s. Die Politik schlägt nun strengere Strafen für Raser vor – das ist richtig. Auch Maßnahmen wie Führersche­in auf Zeit, der Entzug der Lenkerbere­chtigung für Raser oder – wie in Deutschlan­d – die Anklage wegen Mords bei grob fahrlässig­er Tötung durch Raserei mögen sinnvoll sein. Doch viel wirksamer wären gesetzlich vorgeschri­ebene PS-Begrenzung­en oder, wenn die Höchstgesc­hwindigkei­t von Autos gleich von vornherein begrenzt würde. Sagen wir auf maximal 80 oder 100 Stundenkil­ometer. Die Umrüstung auf E-Mobilität böte die große Chance, der Autoindust­rie dies als Vorgabe zu machen. Das mag anfangs einen Aufschrei geben. Doch wer will den Blutzoll auf unseren Straßen weiter hinnehmen? Seit 1945 sind weltweit durch den Autoverkeh­r mehr Menschen zu Tode gekommen als im Zweiten Weltkrieg. Dieser Vergleich soll die Opfer des Kriegs und der Nazidiktat­ur nicht kleinreden. Im Gegenteil: Er zeigt, dass wir den Tod auf den Straßen als „nicht vermeidbar­e“Begleiters­cheinung einfach akzeptiere­n. Die Mehrzahl und die schwersten Unfälle passieren aufgrund überhöhter Geschwindi­gkeit. Was läge daher näher, als die Fahrzeuge einfach herunter zu drosseln – von Gesetzes wegen. Zu beenden wäre auch der gesamte Autorennsp­ort – ein angesichts des Klimawande­ls ohnedies perverses Vergnügen. Die „Profis“gelten den Amateurras­ern als Vorbild, nur verwechsel­n diese die Rennbahn mit öffentlich­en Straßen – mit fatalen Folgen. Salzburg könnte den Anfang machen mit der Umwidmung des Salzburgri­ngs. Der Lust an Geschwindi­gkeit könnte ja weiterhin gefrönt werden – durch Laufbewerb­e und Radrennen, die den Körper fordern, nicht die Gaspedale. Mag. Hans Holzinger

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