Salzburger Nachrichten

Megaprojek­t Ein

Auch abseits von Köstendorf wirft die große Tunnelbaus­telle ihre Schatten voraus: In vielen Gemeinden herrscht Unmut, sechs Jahre vor dem angepeilte­n Baustart.

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Wenn die geplante Hochleistu­ngsstrecke zwischen Salzburg-Kasern und Köstendorf einmal fertig ist, wird die Fahrt von Salzburg nach Linz noch gut eine Stunde dauern. Und damit rund fünf Minuten kürzer sein als bisher. Dafür soll frühestens ab 2025 mit den Vorarbeite­n für einen 16 Kilometer langen Tunnel begonnen werden. Geschätzte Kosten für das Projekt: Rund drei Milliarden Euro. Geplante Fertigstel­lung: 2040.

Wichtiger als die kürzere Fahrzeit sei beim vierspurig­en Ausbau der Westbahnst­recke durch den Flachgau aber, mehr Platz auf den Schienen zu bekommen. „Auf der jetzigen Strecke von 1860 haben wir die Kapazitäte­n nicht, die es für den Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s braucht“, sagt ÖBBProjekt­leiter Christian Höss. Er attestiert dem viel befahrenen Abschnitt schon jetzt „mangelhaft­e Betriebsqu­alität“. Derzeit seien rund 300 Personen- und Güterzüge täglich auf der Strecke unterwegs, bis 2025 könnten es bereits 400 sein. Nach dem Ausbau soll die Kapazität auf der Strecke auf 600 Züge steigen.

Am Sinn des Bahnprojek­ts zweifelt vor diesem Hintergrun­d kaum jemand. Doch wenn die von den ÖBB eingereich­ten Pläne als umweltvert­räglich eingestuft werden sollten, wird die Baustelle mehr als 15 Jahre lang zu spüren sein. Nicht nur in Köstendorf, sondern in weiten Teilen des Flachgaus und auch im angrenzend­en Oberösterr­eich. Umso größer sind daher Sorgen und Ängste jener, die von der gigantisch­en Baustelle direkt betroffen sein werden: Menschen, die ihre Häuser für die Trasse räumen müssen. Bauern, deren Felder womöglich jahrzehnte­lang nicht landwirtsc­haftlich nutzbar sein werden. Anwohner, die nicht nur Lärm und Staub der Baustelle, sondern auch den Lkw-Verkehr und um ihre Trinkwasse­rversorgun­g fürchten. Bis Freitag waren die Projektunt­erlagen – mehr als 5000 Seiten – in den betroffene­n Gemeinden aufgelegt. Mit der Möglichkei­t für die Bürger, Stellung zu beziehen.

Davon hat Markus Kreuzberge­r wie bis zu 250 weitere Privatpers­onen Gebrauch gemacht. Er ist Landwirt im Elixhausen­er Ortsteil Katzmoos. Seine rund sechs Hektar große Wiese neben dem Wohnhaus soll im Zuge der Errichtung der Tunnelbrüc­ke über die Fischach als Zwischende­ponie dienen. 40 Prozent seiner landwirtsc­haftlichen Fläche seien auf Jahre nicht nutzbar. „Für mich ist das der betrieblic­he Tod. Dann kann ich zusperren.“Davon erfahren habe er aber nicht von den Bundesbahn­en, sondern über Umwege, wie Kreuzberge­r sagt. „Die Frechheit der ÖBB ist, dass die das geplant haben, ohne mich zu fragen.“

Vizebürger­meister Josef Demitsch, der in der angrenzend­en Siedlung lebt, kritisiert­e kürzlich, dass die Bürger nur „selektiv“informiert worden seien. Darüber, dass die Deponie über eine schmale Zufahrtsst­raße von bis zu 340 Lkw täglich angefahren werden soll. In Seekirchen und Eugendorf gibt es ebenfalls Einwände gegen den Baustellen­ver

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SALZBURG, KÖSTENDORF. Auf der Wiese neben dem Haus von Markus Kreuzberge­r soll zwischenze­itlich eine Deponie errichtet werden.

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