Die illustrierte Kolumne
Berufe mit Zukunft
ICHwill meiner sehr geschätzten Kollegin keineswegs widersprechen, die an dieser Stelle vor Kurzem eine Art Schwanengesang auf das Sommerloch angestimmt hat – zumindest im Bereich des Lokaljournalismus. Diese Einschränkung ist wesentlich. Denn der Lokalbereich ist ein Metier, bei dem ich nicht mitreden kann. Auch wenn ich neulich in einem Lokal war. Da sind die Dinge freilich sehr kompliziert, habe ich gemerkt.
Da beschäftigte sich nämlich der Wirt mit der Frage, was er künftig mit seinen vielen Aschenbechern machen soll, weil ja die aktuelle Regierung das von der vorletzten Regierung gekippte Rauchverbot wieder einführen will. Diesen Plan müsste dann die nächste Regierung umsetzen – obwohl gerade erst ein Mitglied einer Partei, die der nächsten Regierung angehören will, angekündigt hat, das dann neuerlich eingeführte
Verbot auch wieder abschaffen zu wollen – womit Rauchen im Lokal wieder erlaubt wäre. Vorerst jedenfalls.
Das ist nichts für mich. Da leiste ich lieber einen Beitrag zum Sommerloch aus privater Sicht. Alternative Fakten quasi. Da kenne ich mich aus, denn ich war im Sommerloch, habe dort wesentliche Teile meines Urlaubs verbracht.
Beim Urlaubssommerloch müssen drei Dinge übereinstimmen: Zeit, Ort und Tote-Hose-Faktor. Die Zeit ist jetzt perfekt: Wir befinden uns ziemlich genau in der Mitte des kalendarischen Sommers. Der Ort muss eine gewisse Beschaulichkeit aufweisen, darf keinesfalls zu groß sein und sollte irgendwo abseits der großen Aufmerksamkeit liegen. Ortsbezeichnungen wie Lochau oder Lochhausen sind ideal. Oder Loch Ness, einst Inbegriff des geografischen Sommerlochs, das dank des nie ernsthaft gesichteten Ungeheuers viele Jahre lang auch eine Fluchtmöglichkeit aus dem journalistischen Sommerloch bot. Bis das Internet kam (aber das ist eine andere Geschichte). Vor Jahren habe ich dort recherchiert. Richtig investigativ. Viel war aber nicht. Ein trübes Gewässer, mittelmäßige Landschaft. Keine Spur von einem Monster. Eigentlich war da nur ein Fischer, der mich im Auto um den See mitfahren ließ. Das Ungeheuer? Das gebe es wirklich, sagte er. Es sei seine Frau.
Belege dafür habe ich trotz harter Recherchen keine gefunden. Damit ist die Geschichte leider nicht nachrichtentauglich. Ich müsste Gegenchecks machen und auch besagte Dame befragen, mit dem Risiko, meine Nase in Dinge zu stecken, die ich gar nicht wissen mag. Keine aktuelle Loch-Ness-Geschichte also. Das macht aber nichts, weil es hier ja auch um nichts geht. Das heißt: Höchstbewertung für den Tote-HoseFaktor. Und darauf kommt es schließlich an beim Sommerloch.