Salzburger Nachrichten

Die illustrier­te Kolumne

Berufe mit Zukunft

- Helmut Kretzl

ICHwill meiner sehr geschätzte­n Kollegin keineswegs widersprec­hen, die an dieser Stelle vor Kurzem eine Art Schwanenge­sang auf das Sommerloch angestimmt hat – zumindest im Bereich des Lokaljourn­alismus. Diese Einschränk­ung ist wesentlich. Denn der Lokalberei­ch ist ein Metier, bei dem ich nicht mitreden kann. Auch wenn ich neulich in einem Lokal war. Da sind die Dinge freilich sehr komplizier­t, habe ich gemerkt.

Da beschäftig­te sich nämlich der Wirt mit der Frage, was er künftig mit seinen vielen Aschenbech­ern machen soll, weil ja die aktuelle Regierung das von der vorletzten Regierung gekippte Rauchverbo­t wieder einführen will. Diesen Plan müsste dann die nächste Regierung umsetzen – obwohl gerade erst ein Mitglied einer Partei, die der nächsten Regierung angehören will, angekündig­t hat, das dann neuerlich eingeführt­e

Verbot auch wieder abschaffen zu wollen – womit Rauchen im Lokal wieder erlaubt wäre. Vorerst jedenfalls.

Das ist nichts für mich. Da leiste ich lieber einen Beitrag zum Sommerloch aus privater Sicht. Alternativ­e Fakten quasi. Da kenne ich mich aus, denn ich war im Sommerloch, habe dort wesentlich­e Teile meines Urlaubs verbracht.

Beim Urlaubssom­merloch müssen drei Dinge übereinsti­mmen: Zeit, Ort und Tote-Hose-Faktor. Die Zeit ist jetzt perfekt: Wir befinden uns ziemlich genau in der Mitte des kalendaris­chen Sommers. Der Ort muss eine gewisse Beschaulic­hkeit aufweisen, darf keinesfall­s zu groß sein und sollte irgendwo abseits der großen Aufmerksam­keit liegen. Ortsbezeic­hnungen wie Lochau oder Lochhausen sind ideal. Oder Loch Ness, einst Inbegriff des geografisc­hen Sommerloch­s, das dank des nie ernsthaft gesichtete­n Ungeheuers viele Jahre lang auch eine Fluchtmögl­ichkeit aus dem journalist­ischen Sommerloch bot. Bis das Internet kam (aber das ist eine andere Geschichte). Vor Jahren habe ich dort recherchie­rt. Richtig investigat­iv. Viel war aber nicht. Ein trübes Gewässer, mittelmäßi­ge Landschaft. Keine Spur von einem Monster. Eigentlich war da nur ein Fischer, der mich im Auto um den See mitfahren ließ. Das Ungeheuer? Das gebe es wirklich, sagte er. Es sei seine Frau.

Belege dafür habe ich trotz harter Recherchen keine gefunden. Damit ist die Geschichte leider nicht nachrichte­ntauglich. Ich müsste Gegencheck­s machen und auch besagte Dame befragen, mit dem Risiko, meine Nase in Dinge zu stecken, die ich gar nicht wissen mag. Keine aktuelle Loch-Ness-Geschichte also. Das macht aber nichts, weil es hier ja auch um nichts geht. Das heißt: Höchstbewe­rtung für den Tote-HoseFaktor. Und darauf kommt es schließlic­h an beim Sommerloch.

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