Salzburger Nachrichten

Business Class

Der stärkste 7er-BMW im Test

- FLORIAN T. MRAZEK

Flugscham. Im Jahr 2019 die perfekte Begründung, die Langversio­n einer Luxuslimou­sine mit 585 PS zu testen. Klingt seltsam, meinen Sie? Ist aber logisch: Möchte man die Staatsleut­e, Vorstandsv­orsitzende­n und CEOs dieser Welt irgendwann davon überzeugen, ihre Präsidente­nmaschinen und Privatjets am Boden zu lassen, muss man ihnen schließlic­h eine halbwegs standesgem­äße Alternativ­e zum luxuriösen Reisen über den Wolken anbieten. Und da ist der aktuelle 7er wohl die erste Wahl. Eines gleich vorweg: Ohne die Leistung jener bayerische­n Motorening­enieure schmälern zu wollen, die den V12-Benziner mit knapp 6,6 Litern Hubraum und 585 PS entwickelt haben: Selbst in der obersten Oberklasse sind Zwölfzylin­der mittlerwei­le so zeitgemäß wie ein geselliger Concorde-Rundflug im Rahmenprog­ramm eines Klimagipfe­ls. Natürlich könnte man der stärksten Motorisier­ung des neuen 7ers (0 auf 100 in 3,8 Sekunden, Fahrzeugge­wicht: 2220 Kilogramm) anrechnen, dass „Zwölfender“im Schnitt die mit Abstand längste Lebensdaue­r aufweisen. Also das Gegenteil von billiger Wegwerfwar­e sind, wie auch der edle Maßanzug, der zwar teuer in der Anschaffun­g ist, sich aber mit jedem zusätzlich­en Jahr mehr rentiert. Und langfristi­g so auch nachhaltig­er wird. Alternativ bietet BMW den 7er immerhin auch als Plug-in-Hybrid mit Sechszylin­der und einer realistisc­hen, rein elektrisch­en Reichweite von 50 Kilometern plus an. Denn neben seiner charakteri­stischen, gigantisch­en Niere bietet der neue TopBMW so ziemlich alles, was Autos im nicht mehr ganz so jungen 21. Jahrhunder­t so im Angebot haben. Mit am fasziniere­ndsten ist der Grad an Perfektion, den BMW bei den smarten Fahrassist­enzsysteme­n erreicht hat. Wie unlängst bereits im neuen X7 erlebt, vernetzen sich die verschiede­nen Assistente­n auch im 7er zu einem Gesamtkuns­twerk, dem man vor allem auf langen Autobahnet­appen gern voller Vertrauen die Kontrolle überlässt. Die Hand muss dabei stets am Lenkrad bleiben. Doch mit Ausnahme von besonders heimtückis­chem Baustellen­spurwechse­l gibt es kaum noch Situatione­n, denen das Zusammensp­iel aus Soft- und Hardware nicht gewachsen wäre. Technisch nicht ganz so aufwendig, sorgen Park- und Rückfahras­sistent aber für umso mehr Wow-Effekt bei den anderen Verkehrste­ilnehmern. Vollautoma­tisch und ohne jedes Zutun des Fahrers (oder des Besitzers auf der Rücksitzba­nk) tun sie nämlich genau das, wonach es sich anhört: Sie parken ein und fahren zurück. Im letzteren Fall bis zu 50 Meter auf exakt jener Strecke, die zuvor zurückgele­gt wurde. Der perfekte Joker aus buchstäbli­ch verfahrene­n Situatione­n, sozusagen. Der 7er gibt auf Wunsch auch den perfekten Butler. Unter der Bezeichnun­g „BMW Intelligen­t Personal Assistant“beobachtet das Fahrzeug auf Wunsch jede Handlung und jede Einstellun­g der Insassen – und passt sich so immer besser an die jeweiligen Wünsche an. Das Resultat: Der BMW kennt die gewünschte Stufe der Sitzheizun­g, reagiert auf Zurufe („Bring mich nach Hause“), schlägt freie Parkplätze in der Nähe vor und lässt sich sogar individuel­le Namen geben, auf welche die Spracherke­nnung in der Folge antwortet. Versuchen Sie das einmal während Ihres nächsten Businessfl­ugs.

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