Kompakte SUV
VW T-Cross und Škoda Karoq
Im ersten Auto-Halbjahr des Jahres 2019 ereigneten sich in Österreich gleich mehrere denkwürdige Dinge. Neben dem generell schwächelnden Markt (minus 8,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) sahen wir eine Legende schwächeln. Erstmals seit Jahrzehnten ist der Golf nicht mehr Nummer eins bei den Zulassungen. Verdrängt wurde König Golf vom Octavia – seinerseits seit fast einem Vierteljahrhundert ein Fixstern auf den heimischen Straßen. Mit dem T-Roc auf Rang zwei ist es vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis das erste SUV am obersten Podestplatz parkt. Mit dem T-Cross und dem Karoq hat man bei VW bzw. Škoda gleich zwei potenzielle Bestseller von morgen im Programm. Der eine, auf der technischen Basis des Polo, rundet das SUV-Programm der Wolfsburger gekonnt nach unten. Der andere ist noch bis zum Eintreffen des Kamiq im Herbst das kleinste SUV aus Mladá Boleslav und ist technisch eng mit dem T-Roc verwandt.
Wie jeder VW lässt sich auch der T-Cross problemlos mit wenigen Klicks im Konfigurator in höhere Preisregionen hochrüsten. Dennoch: Mit einem Einstiegspreis von 18.690 Euro ist das erste Mini-SUV der Marke vernünftig positioniert. Der Stehsatz „viel Auto fürs Geld“trifft es aber nicht ganz. Denn groß ist der T-Cross nun wirklich nicht. Dank der verschiebbaren Rückbank lässt sich der Kofferraum aber gut nutzen. Mehr als maximal 1140 Liter sind aber nicht drinnen. Während Presseautos normalerweise so gut wie alles bieten, was die Aufpreisliste hergibt, gefällt der weiße T-Cross durch noble Zurückhaltung. Angesichts des ständigen Technik- und InfotainmentOverkills tut es gut, zur Abwechslung ein ganz „normales“Auto zu fahren. Der Dreizylinder-Benziner passt dabei perfekt zur direkten Fünfgangschaltung. Dass der T-Cross nur Frontantrieb bietet, wird in diesem Segment wohl nur wenige stören.
Der Karoq Scout ist in allen Bereichen ein gänzlich anderes Kaliber. Kein Wunder – schließlich stuft sich der kompakte Allradler gut spürbar eine Klasse höher ein als der T-Cross. Dennoch ist erstaunlich, wie viel größer sich knappe 30 Zentimeter mehr Fahrzeuglänge anfühlen können. Gänzlich unfair wäre es auch, die beiden Konzerncousins motorisch miteinander zu vergleichen. Immerhin: Was Škoda und Volkswagen miteinander verbindet, ist die tadellose Verarbeitungsqualität, die in beiden Fällen Maßstäbe im jeweiligen Segment setzt. Die Besonderheit der jüngsten Evolutionsstufe des Karoq, des Scout, ist jene Geländetauglichkeit, die heutzutage die wenigsten SUV ziert. Neben dem serienmäßigen Allrad ist es vor allem der smarte Offroad-Assistent, der den Scout reif für die Wildnis macht. In Kombination mit dem bulligen Antritt des TDI bildet der Škoda ein attraktives Paket – von den unzähligen, längst lieb gewonnenen „Simply clever“-Gimmicks ganz zu schweigen. Das starke Preis-Leistungs-Verhältnis macht den Karoq wohl auch für den ein oder anderen T-Roc-Fan interessant. Umgekehrt bleibt abzuwarten, ob das bis auf Weiteres kleinste Škoda-SUV Kamiq die Vorschusslorbeeren auch tatsächlich wird ernten können. Dann könnte es früher oder später auch für den grundehrlichen VW T-Cross spannend werden.