Salzburger Nachrichten

Klimaschut­z? Ein Schmäh.

- KLIMABLOG Martin Stricker WWW.SN.AT/STRICKER

Selten wurde Österreich­s sogenannte Klimapolit­ik so gnadenlos vorgeführt wie in diesen Tagen. Eine Statistik der Europäisch­en Umweltagen­tur, einer EU-Einrichtun­g, gibt Auskunft über die Zahl umgesetzte­r Klimaschut­zmaßnahmen. Frankreich kommt auf immerhin 118, der Spitzenrei­ter Belgien sogar auf 124.

Österreich rangiert mit ganzen 15 Maßnahmen zum Schutz der Erdatmosph­äre auf dem letzten Platz in der gesamten Europäisch­en Union.

Zypern kommt auf 19 Maßnahmen, die Niederland­e auf 34 und Ungarn auf 54. Diese Länder bilden mit Österreich das Klimasünde­r-Quartett der EU. Selbst in diesem wenig erlauchten Kreis stinkt Österreich mit seinen gerade einmal 15 Maßnahmen noch einmal kräftig ab.

Global 2000 legte nach. Die Experten der Umweltorga­nisation haben nachgesehe­n, welche 15 Maßnahmen Österreich denn ergriffen hat. Könnten ja immerhin supertolle Initiative­n darunter sein.

Fehlanzeig­e. Sieben der 15 Maßnahmen sind lediglich Umsetzunge­n von EU-Gesetzen. Österreich führt sogar die Umsetzung der EU-Agrarpolit­ik als Klimamaßna­hme an, weiters die Mineralöls­teuer, nachhaltig­e Forstwirts­chaft und den schwach dotierten Klimafonds.

Die Wahrheit ist: Klimaschut­z hat Österreich­s Politik – außer bei Sonntagsre­den – noch nie interessie­rt, ob die Kanzler Wolfgang Schüssel hießen, Alfred Gusenbauer, Werner Faymann, Christian Kern oder Sebastian Kurz.

Nur in einem Bereich gibt es unbestritt­ene Kompetenz: der Verwässeru­ng und Verhinderu­ng aller Bemühungen, Emissionen in unserem schönen Land zu verringern. Hier aber ist erstaunlic­he Kreativitä­t zu beobachten – etwa beim Versuch, der Bevölkerun­g Tempo 140 auf den Autobahnen als sozusagen klimaneutr­al zu verkaufen.

Das bitteschön muss uns erst einmal jemand nachmachen.

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