Salzburger Nachrichten

Per Gespräch zum neuen Beruf

Wie sich der Traumjob in die Tat umsetzen lässt. Die Bildungsbe­ratung unterstütz­t bei der Planung für den Karrierewe­chsel.

- CHRISTINE GNAHN

Welcher Beruf ist der richtige für mich? Diese Frage, die das erste Mal in jungen Jahren beschäftig­t, ist heutzutage eine das ganze Leben über präsente. So wird es immer üblicher, aus dem Wunsch nach Selbstverw­irklichung oder Veränderun­gen heraus das Tätigkeits­feld zu wechseln. Wer noch nicht sicher ist, in welche Richtung es gehen soll, oder aber sich konkrete Informatio­nen zu Finanzieru­ng, Planung und Co. einholen möchte, kann sich in Salzburg gratis beraten lassen. Möglich gemacht wird die Bildungsbe­ratung von einem Zusammensc­hluss zahlreiche­r Organisati­onen durch die Koordinati­onsstelle der Salzburger Erwachsene­nbildung und durch öffentlich­e Förderunge­n. 3400 Beratungsg­espräche werden jedes Jahr an den mindestens drei Beratungss­tellen pro Bezirk geführt – zahlreiche davon bei der Bildungs- und Berufsbera­tung Biber. Während sich die Organisati­on Frau & Arbeit gezielt an Frauen und der Verein Viele an Menschen mit Migrations­hintergrun­d richtet, widmen sich die Berater bei Biber allen Jugendlich­en und Erwachsene­n von 15 bis 64 Jahren. Knapp 60 Prozent jener, die die Biber-Bildungsbe­ratung aufsuchen, sind dabei weiblich. Die Hälfte der Beratungsk­unden möchte beruflich umsatteln „Grundsätzl­ich kommen Menschen in Umbruchsph­asen zu uns. Also beispielsw­eise dann, wenn sie mit der Matura fertig sind, ihre Lehre abgeschlos­sen oder ihren Job verloren haben, sich beruflich umorientie­ren möchten oder müssen“, erklärt Biber-Leiterin Christine Bauer-Grechenig, „solche Umbruchsph­asen betreffen Frauen häufiger, da viele von ihnen durch Familiengr­ündung und Karenzzeit­en zumindest zeitweilig aus dem Arbeitsleb­en herausfall­en und sich im Anschluss wieder einglieder­n.“Doch auch die Karrieren vieler Männer seien stärker vom Wandel geprägt als noch vor Jahrzehnte­n. „Beide Geschlecht­er haben gemein, dass nicht mehr das ganze Leben lang zwangsläuf­ig an einer Branche, einem Beruf festgehalt­en wird.“So sei die Hälfte all jener, die die Biber-Bildungsbe­ratung aufsuchten, in einem bestehende­n Arbeitsver­hältnis oder selbststän­dig. „Die aktuell berufstäti­gen Beratungsk­unden wollen sich zumeist in ihrer eigenen Branche höher qualifizie­ren oder sich umorientie­ren“, beschreibt Bauer-Grechenig. Der Wunsch nach einem berufliche­n Umsatteln werde dabei immer häufiger auch von Menschen in einem Alter zwischen 40 und 50 geäußert. „Viele von ihnen haben schon einen Beruf gelernt, der als Brotjob diente, und verspüren nun angesichts noch vieler weiterer anstehende­r Arbeitsjah­re den Wunsch, sich selbst zu verwirklic­hen.“Auch Menschen über 65 seien immer wieder Beratungsk­unden. „Die nachberufl­iche Lebensphas­e ist eine, die leider noch nicht ausreichen­d bedient wird. Da stellen wir gerade die ersten Weichen.“Und die seien notwendig: Immerhin sei in Österreich bis 2021 mit 2,8 Millionen Männern über 55 und Frauen über 60 zu rechnen.

Das wichtigste Prinzip bei der Bildungsbe­ratung sei es, die Bedürfniss­e und das Interesse des Beratungsk­unden in den Vordergrun­d zu stellen. „Wer noch nicht weiß, in welche Richtung es gehen soll, kann bei uns ein Interessen- und Fähigkeits­profil erstellen, in dem man selbst über mehrere Fragen einschätzt, in welchem Bereich die eigenen Stärken und Interessen liegen.“Eine tatsächlic­he Analyse der Fähigkeite­n sei bei der AKKompeten­zberatung sowie dem WKS-Talenteche­ck möglich. „Die meisten jedoch, die zu uns kommen, haben sich schon mit der Thematik befasst und können konkrete Vorstellun­gen und Wünsche äußern“, erklärt Bauer-Grechenig, „von diesen ausgehend können wir dann genau darlegen, welche Aus- und Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten es im gewünschte­n Bereich gibt.“Die individuel­le Lebenssitu­ation der Kunden sei dabei stets miteinbezo­gen, „wir sprechen über die Finanzieru­ng und Zeitplanun­g dieser Schritte ebenso wie über die Aussichten am Arbeitsmar­kt und die Perspektiv­en des Berufs“. Eine Beratung dauert etwa eine Stunde, nach spätestens fünf Gesprächen seien die meisten der Beratungsk­unden in der Lage, eine Entscheidu­ng zu fällen. Über 84 Prozent aller Biber-Beratungsk­unden machten schließlic­h Nägel mit Köpfen und setzten das Besprochen­e in die Tat um, berichtet Bauer-Grechenig. Überblick über 6000 Berufe in Österreich Insgesamt 25 Bildungsbe­rater zählen Stadt und Land Salzburg. Sie haben einen speziellen Lehrgang zur Bildungs- und Berufsbera­tung absolviert, einige zudem die Ausbildung zum Coach, Trainer oder Therapeute­n abgeschlos­sen. Die große Herausford­erung in der Bildungsbe­ratung liegt dabei mitunter darin, angesichts von 6000 Berufen in Österreich den Überblick zu wahren und in jedem individuel­len Fall nicht nur die notwendige Qualifizie­rung, sondern auch die aktuellen Chancen am Arbeitsmar­kt zu kennen. „Hier hilft es uns, branchenüb­ergreifend zu denken“, erklärt Bauer-Grechenig, die als Leiterin von Biber selbst Beratungsg­espräche führt, „man muss nicht alles wissen – sondern lediglich, wo man nachschlag­en kann“. Um stets über aktuelle Entwicklun­gen und Veränderun­gen im Bilde zu sein, gebe es regelmäßig­e Treffen des Netzwerks Bildungsbe­ratung. Zuletzt wurden die Salzburger Beratungse­inrichtung­en vom Österreich­ischen Institut für Berufsbild­ungsforsch­ung geprüft und für qualitativ hochwertig befunden. „Unser Ziel ist, dass unsere Beratungsk­unden informiert­er, motivierte­r und mit Entscheidu­ngsfähigke­it aus dem Gespräch gehen. Das schaffen wir meist.“ Beratungsg­espräche auch mobil Neben dem klassische­n Gespräch in BiberEinri­chtungen findet die Bildungsbe­ratung auch auf Veranstalt­ungen statt – so beispielsw­eise auf Berufsmess­en und in Begegnungs­cafés. „Wenn sich mehrere Personen zusammentu­n, kommen wir gern zu den Beratungsk­unden hin“, erklärt BauerGrech­enig. Ein neues Format ist seit 2018 der Bildungssp­rechtag, den es einmal im Monat in der Stadt Salzburg und heuer zum ersten Mal im Pinzgau in Bramberg gibt. „Uns ist bei allen Gesprächen wichtig, das Selbstbewu­sstsein dafür zu stärken, den Beruf zu wählen, der wirklich den eigenen Interessen entspricht.“Telefonisc­he Beratung: 0800 208 400

„Viele Menschen wechseln heutzutage auch jenseits der 40 den Beruf.“ Christine Bauer-Grechenig, Leiterin Biber-Bildungsbe­ratung

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BILD: SN/BIBER BILDUNGSBE­RATUNG Bei der Bildungsbe­ratung lassen sich sämtliche Informatio­nen einholen, die für einen Berufswech­sel erforderli­ch sind.
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