Die Tücken des Arbeitskampfes
Das Filmdrama „Streik“ist ein Lehrstück mit ernüchterndem Fazit.
In Agen, einer mittelgroßen Stadt südlich von Bordeaux, gibt es kaum Industrie. Nur ein größerer Autoteilezulieferer bietet noch Arbeitsplätze, doch auch das Werk der Firma Perrin, das einem deutschen Autokonzern gehört, soll demnächst schließen – so beginnt der Film „Streik“. Der Belegschaft war zwar lang versprochen worden, dass sie sich bei teilweisem Gehaltsverzicht auf eine Erhaltung des Standorts verlassen könne, doch nun hat der deutsche Konzernchef entschieden: Perrin werde dennoch geschlossen. Für die Vertreter der Gewerkschaften gibt es nur eine Antwort: Streik.
„En Guerre“, also „Im Krieg“heißt der Film von Stéphane Brizé im französischen Original, und so fühlt er sich auch an, als Wirtschaftskrieg zwischen Management und Arbeitnehmerschaft bis zur Eskalation.
Auf der Seite des Managements ist es ein Kampf um Dividenden für die Aktionäre, für die Arbeiterinnen und Arbeiter aber geht es um die Existenz. Brizé demonstriert, wie fatal die schwindende Macht intern zerstrittener Arbeitnehmervertretungen für Einzelne ist, zumal wenn das Gegenüber nicht mehr ein Fabriksbesitzer ist, sondern weltweite Unternehmensgruppen, die sich auf die Zwänge des globalisierten Marktes berufen und jederzeit in Länder mit niedrigerem Lohnniveau auszuweichen bereit sind. Um den Konflikt greifbar zu machen, hat Brizé die hochgezogenen Augenbrauen und die geschwollene Stirnader des gerecht zornigen Gewerkschafters Laurent Amédéo (gespielt von Vincent Lindon) zu seinen Hauptdarstellern erkoren. Lindon ist Lieblingsdarsteller von Brizé, zuletzt in „Der Wert des Menschen“, wo er einen arbeitslosen Mann spielte, der nach langem Ringen einen neuen Job als Sicherheitsmann in einem Supermarkt hat und dort vor einem neuen moralischen Dilemma steht.
Im Film „Streik“ist er der prototypische Arbeiteranführer, einer, der für seine Leute alles tut, mit geballter Faust auf den Tisch haut, keine Ausreden hinnimmt, dessen Privatleben Nebensache ist, der alles dem Arbeitskampf opfert. Der Kampf ist langwierig, die Erfolgsaussichten spärlich. Wie um dagegenzuhalten, setzt Brizé am Ende ein plakatives Finale, das die subtileren Erkundungen seines Sujets zunichte macht und nicht zum Rest des Films passen will: ein flammender Appell für Arbeiterrechte, aber ein Fremdkörper in dem sonst so realistischen Film. Film: