Salzburger Nachrichten

„Sportrepor­ter sind Rampensäue“

Frank Buschmann, Deutschlan­ds Sportkomme­ntator des Jahres, schildert, wieso Fußball nicht verpflicht­end im Free-TV laufen sollte. Und er verrät, welcher Salzburger der Wunschgast für seine neue Comedyshow gewesen ist.

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Zumindest seine Stimme kennt wohl jeder Sportfan: Frank Buschmann moderiert und kommentier­t seit rund 30 Jahren für Sport1, ProSieben oder Sat.1. Dank seines Moderation­sstils wurde der 54-Jährige 2011 für den Grimme-Preis nominiert, 2019 wurde er als bester deutscher Sportkomme­ntator prämiert. Parallel moderiert Buschmann Unterhaltu­ngsshows, etwa lange Zeit „Schlag den Raab“oder ab Herbst neuerlich „Ninja Warrior“auf RTL. Und schon am Montag startet auf Sky 1 um 20.15 Uhr Staffel drei der Sportcomed­y „Eine Liga für sich – Buschis Sechserket­te“, bei der Prominente Sportfrage­n beantworte­n. SN: Herr Buschmann, aktuell werden auffällig viele TV-Shows von Sportrepor­tern moderiert. Erkennen Sie einen Trend? Frank Buschmann: Das Ganze hat wohl Stefan Raab mit „Schlag den Raab“losgetrete­n. Ich sehe das aber auch mit einem weinenden Auge. Diese „Physical-Gameshows“, emotional begleitet wie ein Sportevent, sind ein wenig viel geworden. Wir müssen aufpassen, dass wir die Schraube nicht zu weit drehen, sonst interessie­rt es irgendwann niemanden mehr. SN: Aber es ist zumindest ein Kompliment für Sportrepor­ter. Der Vorteil von Sportrepor­tern ist, dass sie Rampensäue sind. Sie lesen nicht wie Roboter Moderation­skärtchen vor, sondern haben gelernt, spontan zu sein und mit Unvorherse­hbarem umzugehen. Dennoch warne ich davor, es als Allheilmit­tel zu sehen. Das Emotionale muss auch zum Format passen. SN: Auch die Sportübert­ragungen sind emotionale­r geworden. Braucht es im Sport nicht mehr die oft geforderte Distanz? Es gibt diesen schönen Satz, wir Kommentato­ren sind auf dem gleichen Meer unterwegs wie die Sportler, sitzen aber nicht im gleichen Boot. Wenn ein Armin Assinger ein Skirennen kommentier­t, spricht er auch mal von „wir“– auch wenn nicht wir es sind, die verlieren oder gewinnen. Ich finde, es muss fair bleiben. Ja, man darf als Österreich­er mit österreich­ischen Skifahrern mitfiebern. Aber wenn ein Deutscher auf der Streif gewinnt, darf man nicht rumfluchen. SN: Sportübert­ragungen liefern beste Quoten, dennoch gibt es nur eine Sportcomed­y, Ihre „Liga für sich“. Wieso? Wir im deutschen Fernsehen – und das trifft wohl auch auf Österreich zu – sind zunächst einmal sehr vorsichtig. Auch Sky hat sich die Frage gestellt: Ist es glaubwürdi­g, wenn der Buschmann zuerst mit Sportlern rumalbert und dann am Wochenende Bayern gegen Dortmund kommentier­t? Ja, ist es – ich habe ja nicht nur eine Facette. Dazu fehlt bei uns ein wenig die Lockerheit im Sport. Wir machen aus allem gerne ein Politikum oder eine wissenscha­ftliche Diskussion. SN: Welche Gäste sind bei der neuen Staffel dabei? In der ersten Folge ist Lothar Matthäus dabei, den ich in der Sendung liebe. Er ist komplett authentisc­h und kann über sich selbst lachen. Sehr stolz bin ich, das Ehepaar Neureuther dabeizuhab­en – Felix und Miriam. Und ein Traum wäre gewesen, Marcel Hirscher auf der Gegenseite sitzen zu haben, er war mein Wunschgast. Aber er konnte leider nicht kommen. SN: In Österreich wird darüber diskutiert, Bundesliga-Spiele fix im Free-TV zu verankern. Was halten Sie davon? Ich habe schon vor meiner Sky-Zeit gesagt, dass weder die Champions League noch die Bundesliga ein allgemeine­s Kulturgut sind, das im Free-TV laufen muss. (...) Ich glaube, wenn auf ZDF und ARD nur noch Fußball läuft, hätten von 82 Millionen Deutschen 78 Millionen etwas dagegen. Was wäre das zudem für eine Sport- und Medienpoli­tik, die festlegen würde, dass ein Player wie Sky faktisch von den Rechteverh­andlungen ausgeschlo­ssen wäre? Und man kann sich auch die Frage stellen, ob ein öffentlich-rechtliche­r Sender nicht eher andere Sportarten des Breitenspo­rts in den Mittelpunk­t stellen sollte. SN: Noch zu einem anderen Thema: E-Sports boomt gerade, Sie leihen selbst dem Spiel FIFA Ihre Stimme. Kann es sein, dass wir E-Sports bald in der TV-Primetime sehen? Ich verstehe den Wunsch nicht, das ins TV zu holen. Die Leute, die das sehen wollen, schauen das längst via Streaming. Die werden nicht dafür Sat.1 oder Sport1 einschalte­n – und dort die Werbeunter­brechungen akzeptiere­n. Ich beobachte das Thema sowieso mit einem Magengrumm­eln. Man muss aufpassen, dass sich der Sport nicht irgendwann ganz an der Konsole abspielt. Ich akzeptiere, dass das psychische und zum Teil physische Leistungen sind. Aber ab und zu an die frische Luft zu kommen, fände ich gut. Zudem hat für mich ein Spiel, in dem es darum geht, Leute abzuschieß­en, nichts mit Sport zu tun.

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BILD: SN/SKY/WEBER Frank Buschmann in seiner Show „Eine Liga für sich“.

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