Spuren des Bösen – oder: Das Fenster zum Hof 2.0
Klassische Filmmotive nachzuempfinden ist ein heikles Unterfangen. Je mehr man der ursprünglichen Geschichte folgt, desto zwingender entsteht der Eindruck eines Remakes. Und die Versuchung wächst, penible Vergleiche zu ziehen. Im jüngsten Fall von „Spuren des Bösen“erinnert vieles an Alfred Hitchcocks „Das Fenster zum Hof“, wobei Heino Ferch hier den Part von James Stewart innehat. Psychiater Brock ist nach seiner Schussverletzung an den Rollstuhl gefesselt. Sein Tag besteht aus Alkohol, Genussmitteln und dem Beobachten gegenüberliegender Wohnungen.
Dann glaubt er, Augenzeuge eines brutalen Mordes geworden zu sein. Als die Polizei durchaus gegen den Willen von Richard Brock gerufen wird, findet sie keine Anhaltspunkte für ein Verbrechen. Drehbuchautor Martin Ambrosch betont im SN-Gespräch hinsichtlich
Kann Brock seinen Beobachtungen trauen?
der Parallelen zum Hitchcock-Klassiker, ihn reize es generell, mit Genres zu spielen. Es gebe außerdem zahlreiche Abweichungen. Überdies habe ihn „zum Beispiel die Ungewissheit bei Brock besonders interessiert – angesichts seiner brisanten Beobachtungen: Kann er seiner Wahrnehmung trauen?“Die fast geflüsterten Dialoge verleihen vielen Szenen ein hintergründiges Flair.
„Guten Whiskey trinkt man neat. On the rocks ist für Banausen“, sagt Brock, während er eine Berufskollegin (Katrin Bauerfeind) und ihr
Warum sind die Vorhänge gegenüber nicht zugezogen?
Beziehungschaos viviseziert – und sie zur Komplizin macht, um Beweismittel sicherzustellen. Sie wiederum will wissen, „wie sich ein Mann anfühlt, gegen den ich mich wehren kann“.
Auch diese Inszenierung kommt nicht um die Tatsache herum, dass der ganze Plot nur deshalb funktioniert, weil in den meisten Wohnungen gegenüber keine Vorhänge zugezogen sind. Was wiederum höchst unwahrscheinlich ist – wozu sonst gibt es Vorhänge? Fazit: Ein stattlicher Krimi in der renommierten Reihe, der sich auch durch überzeugende Schauspieler vordergründiger Kritik entzieht. Es bleibt die solide Spannung mit einem finalen Knalleffekt.