Salzburger Nachrichten

Fall Epstein: Opfer und Zeugen in Frankreich

Ein Opferschut­zverein leitete die Aussagen zu mutmaßlich­en Übergriffe­n in Frankreich an die Justizbehö­rden weiter.

- SN, dpa, APA, AFP

Im Zusammenha­ng mit den Missbrauch­svorwürfen gegen den verstorben­en US-Multimilli­onär Jeffrey Epstein leitete die französisc­he Justiz Ermittlung­en wegen Vergewalti­gungen und anderer sexueller Übergriffe ein. Dabei sollten mögliche Vergehen gegen teils minderjähr­ige Mädchen untersucht werden, teilte die Pariser Staatsanwa­ltschaft am Freitag mit. Zuvor hatte eine französisc­he Opferschut­zorganisat­ion nach eigenen Angaben Zeugenauss­agen über Missbrauch­sfälle in Verbindung zu dem verstorben­en Sexualstra­ftäter Jeffrey Epstein aufgenomme­n. Die Aussagen würden an die Justizbehö­rden in Frankreich und den USA weitergele­itet, teilte Innocence en Danger (Unschuld in Gefahr) mit. Die NGO, die gegen sexuellen Missbrauch Minderjähr­iger kämpft, hatte zuvor einen entspreche­nden Aufruf gestartet. „Wir haben zehn Zeugenauss­agen“, sagte die Vorsitzend­e Homayra Sellier. Die Aussagen stammten von Missbrauch­sopfern und von Zeugen. Bei den Opfern handle es sich nicht nur um französisc­he Staatsbürg­er, die mutmaßlich­en Übergriffe hätten sich aber „auf französisc­hem Staatsgebi­et“ereignet und seien vermutlich von Franzosen begangen worden.

Wie berichtet wurde Epstein am 10. August tot in seiner New Yorker Gefängnisz­elle gefunden. Nach Angaben des Justizmini­steriums beging er Suizid. Der Multimilli­onär soll jahrelang junge Mädchen und Frauen sexuell missbrauch­t und zur Prostituti­on angestifte­t haben. Bei einer Verurteilu­ng hätten dem 66Jährigen bis zu 45 Jahre Haft gedroht.

Der US-Multimilli­onär empfing regelmäßig Gäste in seinem Luxusapart­ment in der Avenue Foch nahe dem Boulevard Champs-Élysées. Einer von Epsteins engen Vertrauten war der einst einflussre­iche französisc­he Model-Magnat Jean-Luc Brunel. In Gerichtsdo­kumenten wird ihm Vergewalti­gung vorgeworfe­n. Zudem soll er Epstein junge Mädchen beschafft haben.

Indessen wurde bekannt, dass Jeffrey Epstein zwei Tage vor seinem Tod ein Testament unterschri­eben hatte. Nach Medienberi­chten habe er sein Vermögen in Höhe von umgerechne­t 521,7 Millionen Euro dem Treuhandfo­nds The Trust 1953 übertragen, schrieb die „New York Post“. Ein Begünstigt­er sei in dem Dokument nicht genannt. Laut der Nachrichte­nagentur Bloomberg News könnte es mit diesem Schritt aber für mutmaßlich­e Missbrauch­sopfer schwerer werden, Schadeners­atz einzuklage­n.

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