Der Videobeweis ist fehleranfällig, solange Menschen entscheiden
Der LASK wurde nach einem umstrittenen Elfmeter das erste Opfer des Videobeweises in der neuen Champions League. Wird das System noch besser?
In der deutschen Bundesliga haben sich nach zwei Jahren Erfahrung die Wogen nach der Einführung des Videobeweises geglättet. In der 2019/2020 gestarteten Champions League ist der „Video Assistant Referee“, kurz VAR, allerdings holprig gestartet. Im Vorjahr hatte dieses technische Hilfsmittel im Champions-LeagueAchtelfinale erstmals seinen Einsatz gehabt. Ausgerechnet der LASK ist im Play-off – das schon offiziell zur Champions League gehört – gegen Club Brügge zum negativen Beispiel einer neuen technischen Innovation geworden.
Wie berichtet, hatte beim 1:0 der Belgier ein Elfmeter die Entscheidung gebracht. Nur: Diesen Strafstoß hätte es nie geben dürfen, weil der Brügge-Spieler Loïs Openda beim Abspiel im Abseits gestanden war, bevor er im Strafraum von LASK-Verteidiger Gernot Trauner vermeintlich attackiert wurde – auch das Foul war nicht elferwürdig. Die Reaktionen des LASK waren dementsprechend von Unverständnis geprägt. Schiedsrichter Szymon Marciniak wurde von seinem Videoassistenten im Stich gelassen. Dabei war es klar ersichtlich. Aus allen Blickwinkeln war das knappe Abseits zu erkennen. Warum nicht für das Team des VAR? Ein schlechtes Signal für die kommende Champions-League-Saison, in der es – wie jedes Jahr – um so viel geht. Der UEFA scheint der Fehlpfiff schon peinlich zu sein, denn in einer Video-Zusammenfassung wurde die Abseitsszene laut „Oberösterreichischen Nachrichten“erst einmal herausgeschnitten. Wohl keine zufällige Aktion der Verantwortlichen.
Diese Woche haben wir in den SN zusammengerechnet: Die UEFA verteilt diese Saison in der Königsklasse an die Vereine an Prämien genau 2,04 Milliarden Euro. Der heimische Fußballmeister Red Bull Salzburg streicht beispielsweise allein durch die Teilnahme bis zu 30 Millionen Euro ein. Will heißen: Es geht um zu viel, als dass der Videobeweis versagen darf. Aber er tut es und wird es immer wieder tun. Und das ist die tragische Seite dieser hoch gepriesenen Innovation. Solange Menschen in einem Kontrollraum sitzen und die Szenen beurteilen, wird es Fehlentscheidungen geben. Das macht den Fußball weiterhin zwar menschlicher, aber weiter fehleranfällig. Wo liegt nun der Vorteil für den von vielen Experten gepriesenen Videobeweis? In der Summe wird der VAR mehr Gerechtigkeit und Fairness bringen, das ist die Hoffnung und vermutlich bald im Detail in Zahlen belegbar.
Mit jeder „wahrnehmungsbedürftigen“Szene, wie es offiziell im Jargon heißt, werden die Erfahrung und die Handhabung professioneller werden. Die Transparenz wird verbessert, sobald die Kommunikation unter den Schiedsrichtern perfektioniert wird. Nach einer Umfrage des „kicker“unter deutschen Bundesligaprofis haben sich noch 148 der 250 teilnehmenden Spieler gegen den Videobeweis ausgesprochen. Das Vertrauen in den Video-Referee und die damit verbundene Technik ist noch verbesserungswürdig. Das werden auch viele LASK-Spieler und deren Fans bestätigen.