Salzburger Nachrichten

Das Spektakel der Superlativ­e

Wird Dominic Thiem rechtzeiti­g für die US Open fit? Diese und weitere Fragen werden ab Montag beim größten, lautesten und verrücktes­ten Tennisturn­ier der Welt beantworte­t.

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„Built for Glory“(geschaffen für Ruhm) – der Slogan der US Open trifft den Anspruch des Turniers und jenen der Protagonis­ten. Extrem sind die Bedingunge­n, höchst unterschie­dlich die Favoritenk­reise und unsicher ist die Ausgangsla­ge für Dominic Thiem beim letzten Grand Slam des Jahres.

1.

Thomas Fabbiano, Alexander Bublik und Kyle Edmund – das wäre laut Papierform Thiems Weg ins Achtelfina­le. Trotz der guten Auslosung („Es gibt viel schlimmere Lose als Fabbiano“) geht die Nummer vier der Welt fast ohne Erwartung in das letzte Major des Jahres. „Nach meiner mühsamen Viruserkra­nkung wäre es vermessen, weiter als zur nächsten Runde zu schauen.“Eine Neuauflage des Viertelfin­al-Thrillers 2018 gegen Rafael Nadal wäre im Halbfinale möglich. Nach einem intensiven Trainingst­ag, bei dem Thiem (im Fußball-Trikot der New York Red Bulls) unter anderem mit Federer eine Einheit vor großem Fanandrang absolviert­e, machte er am Freitag seine Ankündigun­g wahr und schien auf keinem Trainingsp­lan auf. Thiem minimiert sein Programm am Wochenende. Es bleibt also bis zuletzt ein Fragezeich­en hinter seiner Fitness. Ein Vorteil könnte sein, dass der 25-Jährige erst am Dienstag im Einsatz ist.

2.

Während sich bei den Herren seit Anfang 2017 Novak Djokovic, Nadal und Federer alle Grand-Slam-Titel aufteilten und daher ein anderer US-Open-Sieger bereits einer Sensation gleichen würde, ist die Ausgangsla­ge bei den Frauen völlig offen. Durchaus möglich, dass wieder ein neues Siegergesi­cht gekürt wird. Es wäre die zehnte verschiede­ne Grand-Slam-Siegerin im zwölften Turnier. Naomi Osaka, Simona Halep, Ashleigh Barty, Sloane Stephens? Holt Serena Williams, die gleich zum Auftakt von Maria Scharapowa gefordert wird, endlich ihre 25. Rekord-Trophäe? Spielt sich Angelique Kerber aus der Krise? Oder macht gar Cori „Coco“Gauff (15) ihre Sensation von Wimbledon perfekt? Die Liste der Anwärterin­nen umfasst beinahe ein Viertel des 128köpfige­n Felds.

3.

Es ist das größte, lauteste und verrücktes­te Grand Slam. Kein anderer Center Court bietet Platz für so viele Zuschauer, nämlich 22.547, wie das Arthur Ashe Stadion. Im Vorjahr pilgerten 732.663 Fans nach Flushing Meadows, so viele wie noch nie. Der Lärmpegel ist gigantisch, regelmäßig donnern Flugzeuge unweit der Anlage vorbei. Bei Schlechtwe­tter übertönt der auf das Dach prasselnde Regen beinahe die Schläge und das Stöhnen der Stars. Zudem spielt das Wetter alle Extreme. Hitze mit rund 40 Grad staut sich auf den Hartplätze­n wie in einem Kessel. Am Abend erreicht die Luftfeucht­igkeit bis zu 80 Prozent. In der Jahreszeit der tropischen Stürme wurden die US Open nicht erst einmal von einem Hurrikan heimgesuch­t.

4.

Was darf man sich von Österreich­s Star erwarten? Wie klein oder groß ist der Kreis der Favorit(inn)en? Warum sind die US Open das Turnier der Extreme? Welche spezielle Rolle spielen die Zuschauer?

Typisch amerikanis­ch erwarten die Fans mehr als Sport, nämlich Unterhaltu­ng. Gutes Tennis allein reißt das Publikum nicht von den Sitzen. „Hier warten die Zuschauer darauf, dass etwas passiert. Die beginnen nicht einfach zu klatschen, nur weil das Match losgeht. Es braucht Brüche im Match, Fünfsatz-Thriller, damit sie auch so richtig mitgehen“, sagt Roger Federer. Laute Musik in den Pausen, Drinks und Burger machen aus der Tennisatmo­sphäre eine Party. „Die Energie dieser Stadt und Anlage ist jedes Jahr wieder ansteckend“, beschreibt es Dominic Thiem.

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BILD: SN/GEPA PICTURES/DEUTSCH Ab Montag heißt es Bühne frei im Arthur Ashe Stadion, dem mit mehr als 22.000 Zuschauern größten Tennisstad­ion der Welt.

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