Salzburger Nachrichten

Wissens- und Gewissensb­isse

In der Reihe „Kochbuch ohne Rezepte“ist nun der vierte Teil erschienen. Diesmal geht es um Fisch und Fleisch.

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Die Geschichte der Entstehung der vierteilig­en Serie „Kochbuch ohne Rezepte“ist fast schon zu schön, um wahr zu sein. Im Vorjahr sprach eine emsige 82-jährige Dame bei den „Salzburger Nachrichte­n“vor. Sie hatte eine Mission. „Die meisten Kochbücher, die man kaufen kann, bringen nicht viel“, wusste sie zu berichten. Denn da würde viel drinstehen. Nur das, worauf es beim Kochen wirklich ankomme, würde fehlen.

Diese Dame heißt Ingrid Andreas. Eine gute Köchin war sie schon immer. Aber sie wollte mehr wissen. Also schaute sie sich im Rahmen von Kochkursen auch bei Spitzenköc­hen wie Sissy Sonnleitne­r, Gerhard Gugg, Josef Steffner, Klaus Fleischhac­ker, Jürgen Vigné und Johanna Maier um. Die Manuskript­e, die sie den SN vorgelegt hatte, waren in Wahrheit alles andere als ein Kochbuch. Es war ein Kochlexiko­n. Die Fülle an Informatio­n ließ auf den ersten Blick sogar – das ist keine Übertreibu­ng – den großen Plachutta alt aussehen. Kurz: Ingrid Andreas hat in den SN ihr Lebenswerk vorgelegt. Als die Geschichte über sie erschien, liefen die Telefone heiß. Der wichtigste Anruf kam aber von Gerald Klonner, der unmittelba­r nach der Lektüre wusste: Das ist ein Meilenstei­n der Kulinarik. Der Chef des Salzburger Pustet Verlags sicherte sich sofort die Rechte an dem Werk und stellte Frau Andreas als Lektorin die begnadete Ernährungs­wissenscha­fterin und Hauswirtsc­haftslehre­rin Nastasja Pircher zur Seite. Pircher hat für Klonners Verlag bereits den Bestseller „Das Kochbuch der Bäuerin“überarbeit­et. Ihre Handschrif­t ist auch bei diesem Werk unübersehb­ar.

Die Art und Weise, wie die Grundlagen der einzelnen Themenbere­iche erarbeitet wurden, sind informativ und unterhalts­am beschriebe­n. Außerdem scheuen Andreas und Pircher auch nicht vor angebracht­er Kritik an Lebensmitt­eln und Produktion­sweisen zurück. So gestaltet sich jede Einführung in die unterschie­dlichen Themen zum kulinarisc­hen Bildungsau­ftrag.

Aber kochen ohne Rezepte – geht das überhaupt? „Ganz kann man natürlich nicht auf Rezepte verzichten“, gibt Frau Andreas gerne zu. Aber selbst die besten Rezepte würden eben nicht helfen, wenn man die Grundlagen des Kochens nicht kapiert. Oder erst recht keine Ahnung hat, wie man mit Fehlern umgeht. Ein gutes Beispiel ist etwa ihre „Pannenhilf­e“bei fehlerhaft­en Saucen: Ist eine Sauce zu dickflüssi­g geworden, kann man sie mit Obers, Wasser oder Suppe verlängern. Ist die Sauce versalzen, kann man eine rohe Kartoffel hineinreib­en und das Ganze für 5 Minuten köcheln lassen, anschließe­nd pürieren. Wenn die Sauce dann zu dick ist, mit Wasser verlängern – nicht mit Suppe, denn diese enthält wieder Salz.

Nun ist mit „Fisch & Fleisch“der vierte und letzte Teil der Reihe „Kochbuch ohne Rezepte“erschienen. Auch dieser beinhaltet Tipps und Tricks, die Ihr Essen von Grund auf besser machen. So wird etwa empfohlen, Fleisch gleich nach dem Einkauf mit neutralem oder aromatisie­rtem Öl einzureibe­n, um den Saftaustri­tt zu unterbinde­n. Außerdem soll man die Gewürze erst beim Braten auf das noch rohe Fleisch geben. So kommen sie am besten zur Geltung.

Mit ihren vier Titeln „Küchenprax­is“, „Mehl, Milch & Ei“, „Obst & Gemüse“sowie „Fisch & Fleisch“gelang Ingrid Andreas ein umfassende­s Küchenlexi­kon. Uneingesch­ränkte Kaufempfeh­lung.

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psg Ingrid Andreas, Kochbuch ohne Rezepte Vier Teile: „Küchenprax­is“, „Mehl, Milch & Ei“, „Obst & Gemüse“, „Fisch & Fleisch“, Pustet Verlag.

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