Hinter Schloss und Schokoriegel
Klöster und Burgen der slowenischen Posavje-Region. Von romanischer Ruhe und Trappistenschokolade bis zum Wein, der zwickt.
Brotlaibe aus Eichenholz im Garten. Ein Affe aus Münzen und Schrauben im Gewölbe. Provokante Porträts in der gotischen Kirche, lange Arkadengänge. Im ehemaligen Zisterzienserkloster Kostanjevica na Krki geben alte Architektur und moderne Kunst einen angenehmen Schubs, der zum Nachdenken anregt. Die flächenmäßig größte Galerie in Slowenien beginnt bereits beim Parkplatz: Alle zwei Jahre werden neue Skulpturen für den Park geschaffen, rund 130 sind in der und um die schlossähnliche Anlage zu sehen. Das Kloster selbst wurde 1234 von Bernhard von Spanheim als Tochterkloster von Stift Viktring in Kärnten erbaut. Im Zweiten Weltkrieg abgebrannt, wurde es später so originalgetreu wie möglich wieder aufgebaut. An vielen Ecken ist bewusst der Unterschied zwischen den erhaltenen und neuen Teilen zu sehen, jeder Winkel macht neugierig. Und damit ist schon das Wichtigste über die Schlösser der Region Posavje gesagt. Zugegeben, nicht jede Burg, jedes Schloss, jede Abtei ist so gut erhalten, Restaurierungsarbeiten sind kostspielig. Manche hatten Glück. Schloss Mokrice ist umgeben von einem herrschaftlichen Park, den einst die Auerspergs angelegt haben. Heute befindet sich im Park ein legendärer Golfplatz mit dem angeblich schwierigsten Loch Europas. Beim Abschlag weht der süße Fliederduft herüber, man scherzt, es könnte das Parfüm von Gräfin Barbara sein. Der Legende nach stürzte sie sich aus Liebeskummer von einem der Türme und rollt an ihrem Namenstag stets die Kanonenkugeln im Burghof herum. Alle Unterlagen darüber aber haben die Auerspergs in Flammen aufgehen lassen, ihre Gräber sind nach wie vor unbekannt. Burg Podsreda teilt dieses Schicksal, wenig ist über ihre Geschichte bekannt. Als romanisches Baujuwel ist sie Teil der Transromanica-Route, auch der Hemmapilgerweg führt von Gurk bis hierher, wo der Heiligen eine eigene Ausstellung gewidmet ist. Die Unterkünfte der frühen Pilger waren zwar längst nicht so komfortabel wie die neuen Burgzimmer, die ab Herbst gebucht werden können, die Aussicht weit ins Land über Streuobstwiesen und Weinrieden jedoch hat sich seit damals nicht verändert.
Fast jede einheimische Familie hat hier ein kleines Winzerhäuschen. „Ich kenne alle nach ihren Weinreben“, sagt Jože Simončič und grinst. Er betreut das Weingut der Kartause Pleterje, in der zwölf Pater leben, und kredenzt den Gästen im Klosterkeller von Kostanjevica na Krki den autochthonen Wein „Cviček“. Der ist leicht und man kann viel von ihm trinken, ohne einen Schwips zu bekommen. Allerdings zwickt er wegen seiner Säure ein wenig – daher sein Name. Traditionell wird zum frisch-fruchtigen Cviček ein „cop na lop“serviert, ein salziger Kuchen mit Frischkäse, eine gute Unterlage für die Weinverkostung.
Auf Burg Sevnica, zu Deutsch Lichtenwald, hingegen werden zum Wein lieber Hartkäse und Salami gereicht. Oder eine Melania-Torte. Denn in der beschaulichen Ortschaft am Fluss Save wuchs die First Lady der USA auf. Bald jedoch steht die mittelalterliche Burg mit dem LutherKeller aus der Renaissance wieder im Mittelpunkt, ihre barocken Fresken wurden ganz zufällig 1977 entdeckt und zeigen die vier Jahreszeiten sowie Paare, die einander anblicken. Nur einer sieht den Betrachter der Fresken direkt an – angeblich ist das der Maler höchstpersönlich.
Und das Staunen nimmt kein Ende. Schloss Brežice aus dem 12. Jahrhundert – Eigentum der Adelsgeschlechter Attems und Herberstein – wurde vor 70 Jahren zu einem multimedialen Regionalmuseum mit riesigem Konzertsaal mit lebendig-vielfarbigen Fresken. Flussabwärts liegt die Rajhenburg, 1881 von Trappistenmönchen erworben, die dort die erste Schokoladeproduktion Sloweniens begannen. Die süße Versuchung war sogar Kaiser Franz Joseph den Ehrentitel „Imperial“wert. Die Geschichte vertrieb sowohl Kaiser wie auch Mönche, Besatzer und Gefangene. Heute kommen Besuchergruppen in das Museum mit den zwei prachtvollen Kapellen – einer gotischen und einer romanischen. Hier verstummt jeder Lärm. Die Architektur wirkt auf die, die sie betrachten. Genauso wie die Kunst. Und manchen wird von der Fülle an Kulturschätzen in Posavje sogar ein wenig schwindlig. Auch ganz ohne Cviček.