Salzburger Nachrichten

Unbeantwor­tbare Kinderfrag­en

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Wie erkläre ich sechs- bis zehnjährig­en Kindern, dass ihre Schule geschlosse­n werden soll, weil ihre schönen Klassenzim­mer zu Studenten- und Luxuswohnu­ngen umgebaut werden sollen; dass aus ihrem geliebten Turnsaal vielleicht ein Partykelle­r wird und die Spielgerät­e im Schulhof einem Parkplatz weichen müssen? Vor genau diesen Erklärungs­problemen stehe ich als Lehrerin in der VS Schwarzstr­aße seit einigen Monaten. Es ist schwer, den Kindern dieses Thema zu erklären.

Und auch ich frage mich, sind Luxuswohnu­ngen und ein Studentenh­eim wirklich wichtiger, als dass über 700 Schülerinn­en und Schüler in erfolgreic­hen und beliebten Schulen ausgebilde­t werden? Während in einem anderen Stadtteil ein neuer Bildungsca­mpus errichtet wurde, gibt es in der Schwarzstr­aße bereits seit Jahrzehnte­n eine gut funktionie­rende Kooperatio­n von Kindergart­en, Volksschul­e und der BafEP.

Jedes Jahr bewerben sich doppelt so viele Schülerinn­en und Schüler an unserer Schule, wie wir freie Plätze haben. Täglich müssen Eltern abgewimmel­t werden, die ihr Kind aus einer anderen Schule zu uns wechseln lassen möchten. Während zahlreiche Schulen aufgrund sinkender Schülerzah­len geschlosse­n werden, soll unsere Schule nur geschlosse­n werden, damit das Grundstück wirtschaft­lich ertragreic­h verwertet werden kann.

Nicht nur die Lehrperson­en und die Eltern, sondern vor allem die Kinder leiden darunter, dass „ihre Schule“keine Zukunft haben soll. Viele Kinder haben aus Verzweiflu­ng angeboten, den Inhalt ihres Sparschwei­ns oder ihr Taschengel­d zu opfern, um die Schule zu retten. Wie erkläre ich den Kindern, dass ihre Rettungsve­rsuche bei den Verantwort­lichen wohl nur zu einem milden Lächeln führen?

Meiner Meinung nach sollte alles versucht werden, damit die Volksschul­e erhalten bleiben kann. Denn eine gute Ausbildung unserer Kinder ist die Grundlage für ihr weiteres Leben und sollte uns allen mehr wert sein als wirtschaft­liche Interessen an der Verwertung eines Grundstück­es.

Wir können alle nur hoffen, dass uns die Politik weiterhin unterstütz­t und auch die Erzdiözese unserer Schule wieder eine Zukunftspe­rspektive schenkt, damit sich diese Sorgen und Fragen der Kinder in Luft auflösen können. Alexandra Schmied-Hauptmann, Lehrerin an der VS der Franziskan­erinnen, 5020 Salzburg

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