Gelingt die perfekte Saison?
Vier Spiele, vier Siege, und am Sonntag kommt das Schlusslicht Admira Wacker: Red Bull Salzburg hat das Zeug, eine ganze Bundesligasaison ungeschlagen zu beenden.
Was soll da noch schiefgehen? Als Tabellenführer ohne Punkteverlust trifft Red Bull Salzburg morgen, Sonntag (17 Uhr, live auf Sky Sport Austria), auf Schlusslicht Admira Wacker. Und göttlichen Beistand gibt es auch noch: Erzbischof Franz Lackner wird mit 500 Ministranten auf den Rängen sitzen.
Als Ministrant hat Jesse Marsch nie gedient. Die Botschaft, die der Trainer von Red Bull Salzburg seinem Team vor dem SonntagsMatch mitgibt, klingt auch wenig friedvoll: „Wir müssen uns vor Augen halten, dass beim Gegner Krieger auf dem Platz stehen werden. Es wird viel Kampf geben, viele Fouls, viele Gelbe Karten. Wir müssen bereit sein, in den Zweikämpfen alles zu geben.“
Mit Nächstenliebe bleibt man eben nicht 66 Pflichtspiele in Folge ungeschlagen – eine Serie, die schon biblische Ausmaße angenommen hat. Am Sonntag hält sie unglaubliche 1001 Tage an. Letzter siegreicher Gast war im November 2016 just Admira Wacker. Die Südstädter haben aber auch etliche Male unter Heulen und Zähneklappern die Red-Bull-Arena verlassen. 14 von 15 Duellen auf Salzburger Boden seit dem Wiederaufstieg gingen an die Gastgeber. Diesmal sind die Admiraner wieder eher der fußballerischen Entsprechung der biblischen sieben Plagen nahe als einem Wunder, sieht man sich die Darbietungen von Marschs Truppe der letzten Wochen an: 17:3 Tore allein in den vier Ligaspielen.
Geht es nach Zlatko Junuzovic, können die Schützenfeste gern so weitergehen: „Viele Tore erhöhen die Wahrscheinlichkeit auf einen Sieg“, sagt der Routinier beim Serienmeister. Er warnt aber auch davor, die mutmaßlich sehr defensiv aufgestellten Niederösterreicher auf die leichte Schulter zu nehmen: „Sie werden auf die wenigen Chancen im Konter lauern.“Auch „Zladdi“persönlich steht vor einem runden Jubiläum. Ein Sieg am Sonntag wäre der insgesamt 100. Dreipunkter in seiner Zeit in der österreichischen Bundesliga.
Jesse Marsch kann schon in seinem fünften Ligaspiel seine prominenten Vorgänger von Trapattoni bis Rose übertreffen: Denn noch keinem Bullen-Coach ist es gelungen, seine ersten fünf Ligaspiele allesamt zu gewinnen. Wer so dominant auftritt, dem ist auch ein besonderes Kunststück zuzutrauen. Den Satz „Wir wollen jedes Spiel gewinnen“hört man zwar oft von Fußballern, aber kann Red Bull Salzburg heuer als erster Club seit 61 Jahren ungeschlagen Meister (siehe Kasten) werden? „Warum nicht“, gibt sich Junuzovic selbstbewusst. „Jedenfalls gehen wir in jedes Spiel mit dieser Einstellung hinein.“
Ob bei diesem Unterfangen auch alle aktuellen Mannschaftskollegen dabei sein werden, ist ungewiss. Jesse Marsch bestätigte am Freitag, dass aus dem großen Kader Spieler wie Smail Prevljak oder Mohamed Camara durchaus noch zwecks Spielpraxis verliehen werden könnten. „Ja, das ist eine Möglichkeit. Die Überlegungen gibt es bei einigen“, gab sich der USAmerikaner offen.
„Es stehen Krieger auf dem Platz.“Jesse Marsch, Trainer RB Salzburg