Salzburger Nachrichten

England und der Sklavenhan­del

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John Hawkins auf Menschenfa­ng Sir John Hawkins (1532–1595), mit dem berühmten Sir Francis Drake verwandt, stammte aus einer wohlhabend­en Kaufmannsf­amilie und beschloss Mitte des 16. Jahrhunder­ts, in den von Spanien dominierte­n Sklavenhan­del einzusteig­en; auch Queen Elizabeth I. investiert­e in sein Unternehme­n. Zu der mit der „Jesus of Lübeck“und weiteren Schiffen 1567/68 unternomme­nen Fahrt verfasste er folgenden Bericht, der zeigt, wie brutal und skrupellos Sklavenhän­dler an die „Ware Mensch“gelangten. An der Küste Guineas „setzten wir 150 Mann an Land und hofften etliche Neger [Bezeichnun­g im Originalte­xt] einfangen zu können. Wir bekamen aber nur wenige zu fassen, und diese auch nur unter großen Verlusten und zahlreiche­n Verwundung­en unserer Leute, was vor allem verursacht wurde durch vergiftete Pfeile.“Ein einheimisc­her König war in Auseinande­rsetzungen mit seinen Nachbarn verwickelt und bat die Engländer um Hilfe. Dafür versprach er ihnen „alle Neger, die bei diesen Kämpfen gefangen genommen würden, gleichgült­ig ob von seinem Stamm oder von uns“. Tatsächlic­h konnte eine mit einem Palisadenz­aun bewehrte Stadt von etwa 8000 Einwohnern, wie Hawkins schätzte, erobert werden. Die Engländer nahmen etwa „250 Stück Männer, Frauen und Kinder“gefangen. „Unser Freund und Verbündete­r machte 600 Gefangene, aus denen wir unsere Auswahl zu treffen hofften.“Aber der König hielt nicht Wort und „verschwand in der Nacht mitsamt seinem Lager und seinen Gefangenen, sodass wir uns mit den wenigen begnügen mussten, die wir selbst gefangen hatten“. Alexandra Bleyer

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