DIE ILLUSTRIERTE KOLUMNE
Wenn Ereignisse niemals stattgefunden haben, wenn Zusammenhänge auseinanderfliegen und Bekanntes den Platz mit Unbekanntem tauscht, wenn sich also Feststehendes überschlägt, dann muss es Österreich sein. In bester Kenntnis dieser Zusammenhänge werden wir permanent von Dingen überrascht, die wir längst schon wussten und deren Eintreten wir täglich erwarteten.
Da für Österreicher Österreich die Welt ist, die Welt für erstere aber keinesfalls Österreich, gilt das Diktum: „Wie sich der kleine Moritz die Weltgeschichte vorstellt – genau so ist sie!“Sein Urheber, der Stegreif-Essayist Anton Kuh, war zwar Wiener und damit eigentlich Österreicher, aber auf einem Tisch im letzten Hinterzimmer seiner Befürchtungen lag ein Zettel, auf dem stand: „Irren ist österreichisch“.
Aus Kuhs kleinem Moritz hat die heimische KolumnenArtistik längst den kleinen Maxi gemacht und aus der Weltgeschichte die österreichische Innenpolitik. Sie besteht neuerdings aus Betrachtungen über die Unwegnehmbarkeit des Wieners Schnitzels, aus Erörterungen der Frage, ob Saint-Tropez eine sozialdemokratische Tabuörtlichkeit ist, und wer grüner ist, die Türkisen, die Pinken oder doch die alten Schwarzen.
Weltpolitik aus österreichischer Perspektive erschöpft sich im Diskurs, ob es für die minderjährige Klimakassandra Greta Thunberg moralisch in Ordnung ist, mit einer Rennyacht den Atlantik zu überqueren. Und da, wie bereits erörtert, das Sommerloch stets mit außerordentlich Unordentlichem gefüllt wird, gilt der Stehsatz des verstorbenen Nummernrevuekünstlers Jörg Haider: „Bin mal Kurz weg.“