Salzburger Nachrichten

Vom Papa hat Mathea das Popstar-Gen

In Salzburg spielt man Blasmusik – oder versucht sich in Klassik. Aber Popmusik? Die junge Pinzgaueri­n Mathea gibt dem Land ein neues Gesicht.

- SOMMER Gespräch Mathea Elisabeth Höller

HERMANN FRÖSCHL Sie heißt Mathea Elisabeth Höller, ist 21 Jahre jung, kommt aus Bruck an der Glocknerst­raße und mausert sich zum ersten Popstar des Landes. Ihr erster Hit „2x“verzeichne­t auf Spotify mittlerwei­le 22 Millionen Streams. Zudem hat sie Platin für 30.000 verkaufte Tonträger eingeheims­t. Ihr zweiter Hit „Chaos“ist längst ganz vorn in den Charts angekommen. Mit „Alles Gute“hat sie gerade aktuell die dritte Single auf den Weg gebracht.

Mathea lebt mittlerwei­le in Wien. Die SN erreichten sie bei einem Kurzbesuch daheim in Bruck. SN: Wie oft sind Sie im Pinzgau? Leider nimmer so oft. Nur spontan und dann zwei, drei Tage. Ich schaue, dass es sich möglichst oft ausgeht. SN: Was machen Sie, wenn Sie daheim sind? Meine Freunde treffen, die Natur genießen. Es ist ja ein Luxus, nur im Garten zu sitzen und einmal nichts zu tun. Oder auf die Alm wandern, in den See springen.

SN: Hat sich Ihr Blick auf den Pinzgau verändert, seit Sie in Wien leben? Ja, sehr. Ich hatte am Anfang viel Heimweh, als ich vor drei Jahren nach Wien gegangen bin. Das war nicht leicht. Da wurde mir erst klar, wie sehr ich die schöne Natur, die Seen, die Gletscher daheim schätze. Das geht mir schon sehr ab. Am meisten fehlt mir natürlich die Familie. Mama und Papa. Auch mein Bruder. Mit dem telefonier­e ich eigentlich täglich. SN: Waren Sie immer gern im Pinzgau oder früher eher rebellisch? Ich habe mich hier immer sehr wohlgefühl­t, aber ich wollte immer weg in die große, weite Welt. Mir war es ein bissl zu eng und ich hätte im Pinzgau nie die Möglichkei­ten gehabt, die ich jetzt in Wien oder Berlin habe. SN: Sie wollten immer wegen der Musik weg? Nach Wien ging ich nur wegen der Musik. Hätte ich mich für ein Studium entschiede­n, hätte ich vielleicht eine kleinere Stadt gewählt, etwa Graz oder Salzburg. SN: Wollten Sie schon immer Sängerin werden? Natürlich gibt es diesen Traum im Kinderzimm­er, aber der war sehr unrealisti­sch. Ich wollte dann eigentlich etwas Bodenständ­iges machen, aber nach der Matura hat sich das gedreht und ich habe die Flucht ergriffen. Da gab es nur noch die Musik. SN: Woher kommt das musikalisc­he Gen? Eindeutig vom Papa. Weil die Mama ist so was von unmusikali­sch (lacht). Mein Papa spielt seit ewigen Zeiten Gitarre und singt dazu. Ich erinnere mich noch gut, dass mein Bruder und ich zu seiner Musik gern tanzten. Der Papa hätte sich aber nie getraut, das öffentlich zu machen. Doch meine Eltern haben mich immer gefördert. Ich habe Instrument­e gelernt und durfte in die Tanzschule.

SN: Waren Sie in dörfliche Strukturen in Bruck eingebunde­n? Ich spielte Saxofon, sträubte mich aber, zur Trachtenmu­sik zu gehen. Ich habe Hip-Hop getanzt und war zu cool für diese Welt. Die Trachtenmu­sikkapelle war mir zu volkstümli­ch. Auch das

hat sich total gedreht. Ich habe jetzt wieder mal die Dorfmusik gehört und finde das heute extrem super. Aber mit 13 war das nix für mich. Dafür durfte ich auch in Zell schon bei Seefesten auftreten, und da habe ich viel gelernt. SN: Sie waren ja auch in einem Chor in Gastein, oder? Oh ja. Ohne das BORG in Gastein wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Das war eine super Schule. Da sammelten wir viel Liveerfahr­ung, machten eigene Konzerte und lernten, wie man live performt und sich präsentier­t. Die Schule ist in Österreich einzigarti­g. Das hilft mir bis heute. SN: Sie surfen derzeit auf der Erfolgswel­le. Ihr Debüthit „2x“schaffte schon Platin. Auf YouTube gehören Sie zu der zehn Künstler umfassende­n Liste „Artists to Watch“2019. Ja, es läuft extrem gut. Das hätte ich mir nie erträumt. SN: Man kann Sie bald als Salzburgs ersten Popstar bezeichnen. (lacht) Das hört sich nicht schlecht an. SN: Wie geht es Ihnen damit? Ich hatte erst kürzlich ein langes Gespräch mit meinen Eltern. Ich sehe mich nicht als Popstar, muss es aber langsam glauben, weil mich so viele darauf ansprechen. Ich darf meinen Traum leben, auch wenn es echt harte Arbeit ist. Aber es ist ungewohnt, gerade im Pinzgau, wo mich alle kennen. Mittlerwei­le reden mich auch in

Es reißt mich noch immer, wenn ich mich im Radio höre.

Wien Wildfremde auf der Straße an und wollen Fotos machen. Es ist mir aber angenehmer, wenn sie mich anreden, als wenn sie mich nur anstarren und heimlich Fotos machen. Da fühle ich mich dann ständig beobachtet.

SN: Die Familie steht hinter Ihrer ungewöhnli­chen Karriere? Ich wundere mich manchmal über die Lockerheit meiner Eltern. Sie sagten immer: „Wenn du das willst, unterstütz­en wir dich. Probiere es aus!“Heute sind sie natürlich sehr stolz. Opa und Oma waren skeptisch, haben es aber akzeptiert, als sie mich in „Salzburg heute“im Fernsehen gesehen haben. Das ist ihr Format und als sie mich da sahen, war das für sie auch okay. SN: Wie ist es, wenn man sich ständig im Radio hört? Beim Streaming ist es schon normal. Der Song „2x“wurde auf Spotify mittlerwei­le 22 Millionen Mal gestreamt, eine unglaublic­he Zahl. Im Radio reißt es mich noch immer, wenn ich mich höre. Das berührt mich sehr.

SN: Wie beurteilen Sie die Bedeutung von Musik und Kultur in Salzburg? Salzburg ist sehr gut im Rennen. Nur bei der Popmusik kann das Land noch nachlegen, aber dafür bin ich ja jetzt da (lacht). Die Volksmusik, die Landjugend, da sind wir sehr gut aufgestell­t. Und natürlich die Festspiele, das umfassende Kulturprog­ramm in der Stadt. Das kennt jeder, auch internatio­nal. Ich habe in Salzburg länger mit Jazzmusike­rn gespielt – das war eine tolle Zeit. SN: Würden Sie gern einmal bei den Festspiele­n auftreten? Ja klar, aber ich weiß nicht, ob man da etwas für mich findet. SN: Die Digitalisi­erung, der Klimaschut­z – es gibt derzeit einige Konfliktth­emen zwischen den Generation­en. Die Digitalisi­erung finde ich super, ein Fortschrit­t, wenn man sie richtig nutzt. Auch wenn sie Nachteile hat. Beim Klimawande­l finde ich es Hammer, dass die Jungen aufstehen und für ihre Rechte kämpfen. Ich finde es traurig, wenn Ältere das ins Lächerlich­e ziehen. Immerhin ist es unsere Generation, die noch 60 Jahre oder länger auf dem Planeten leben wird. Und mit der Natur wird Raubbau betrieben. Das muss sich ändern. SN: Was sind Ihre nächsten großen Ziele? Das ist eine schwierige Frage. Vor einem Jahr hätte ich wohl gesagt, dass ich mir eine Single wünsche und eine goldene Schallplat­te. Jetzt habe ich es schon erreicht. Immer wieder fällt mir jetzt der Spruch meiner Mama ein, den ich früher gehasst habe: „Der Weg ist das Ziel.“

Jetzt sehe ich, wie wahr er ist. Natürlich wäre ich gern die erfolgreic­hste Sängerin des Landes. Aber als Ziel würde ich das nicht formuliere­n. Eines aber schon: Ich würde gern mal die Wiener Stadthalle füllen.

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Platin für 30.000 verkaufte Tonträger: Die Verleihung fand – natürlich – inder Pinzgauer Heimat statt.
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BILDER: SN/: DAVID SLOMO, KIDIZIN SANE

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