Sieben Mächte können nicht die ganze Welt vertreten
Auch der Gipfel in Biarritz zeigt, dass der Westen gespalten ist. Zu wenig Konsens macht globales Regieren aber schwierig.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die Ambition, das Treffen der G7 aus der Krise zu führen. Der Gastgeber hat sich sehr darum bemüht, die Gespräche der sieben wichtigsten Industriestaaten des Westens in möglichst produktive Bahnen zu lenken und sogar den sonst wenig konzilianten US-Präsidenten Donald Trump einzubinden.
Eine Abschlusserklärung soll es diesmal nicht geben, damit nicht ein wutentbrannter Trump sie kurzerhand zerreißen kann wie voriges Jahr. Stattdessen will man konkrete Vereinbarungen zu Detailfragen treffen. So verständigten sich die Teilnehmer darauf, die G7 vorerst nicht um Russland zu einer G8 zu erweitern, wie Trump es vorgeschlagen hatte. Eine solche Reintegration soll nur möglich sein, wenn der Kreml zuvor seinen Kurs im Ukraine-Konflikt ändert.
Dennoch weckt auch das Gipfeltreffen in Biarritz Zweifel daran, dass dieses Format wirklich taugt für den internationalen Dialog. Zu wenig gelingt es den G7-Staaten, ihre Politikansätze aufeinander abzustimmen. Stattdessen stellen sie ihre Differenzen aus. Vor allem Präsident Trump tritt nicht als konstruktiver Problemlöser, sondern als Störfaktor auf.
Mit Trump trifft ein Politiker, der den Klimawandel ignoriert, auf Gegenüber, die infolge der Brände im Regenwald Brasiliens alarmiert sind über das Ausmaß der globalen Klimakrise. Konstruktiv wäre es, wenn die USA zum Pariser Klimaschutzabkommen zurückkehrten und sich mit ihrer technologischen Innovationskraft zusammen mit den Europäern an die Spitze des Kampfes um das Überleben des Planeten stellten. Trump facht überall Handelsstreitigkeiten an und riskiert damit den Absturz der Weltwirtschaft. Konstruktiv wäre es, wenn die USA gemeinsam mit den Europäern auch China zu handelspolitischem Fair Play zwängen und in der Welthandelsorganisation (WTO) neue Regeln für alle vereinbarten.
Zu Macrons Bemühen, die G7 wieder in Schwung zu bringen, zählt das Schmieden neuer Allianzen. Darum hat er die Führer anderer Demokratien der Welt nach Biarritz eingeladen. Nolens volens demonstriert Macron damit aber, dass die G7 heute an Grenzen stößt. Diese Gruppe, einst als Klub der großen Westmächte konzipiert, kann nicht mehr globale Führungskraft sein, weil sie die Welt zu wenig abbildet. Der G20, die Industrie- und Schwellenländer vereint, gelingt das viel besser. Aber vorerst bleibt der G7-Gipfel ein Fixpunkt der Weltpolitik. 2020 will Trump als Gastgeber kurz vor den US-Wahlen den Spektakelwert des Stelldicheins für sich nützen.