Salzburger Nachrichten

Bolsonaro wirft das Militär in die Schlacht gegen das Inferno

Brasilien ist von den Bränden im Amazonasge­biet am meisten betroffen, aber bei Weitem nicht das einzige Land, in dem es brennt. Auch beim G7-Gipfel ging es um die verheerend­en Brände.

- SN, APA, dpa, AFP

Nach dem internatio­nalen Aufschrei wegen der verheerend­en Waldbrände im Amazonasge­biet wird die Brandbekäm­pfung spürbar verstärkt: Eine Reihe brasiliani­scher Bundesstaa­ten beantragte die Hilfe der Armee, Tausende Soldaten wurden am Wochenende mobilisier­t. Präsident Jair Bolsonaro hatte durch ein Dekret den Weg zur Mobilisier­ung von 43.000 Soldaten frei gemacht, die Regierung gab dafür umgerechne­t 8,3 Millionen Euro frei.

Sechs Flugzeuge der Luftwaffe vom Typ Herkules wurden zur Brandbekäm­pfung zu ihren Einsatzort­en geschickt. Das brasiliani­sche Forschungs­institut INPE entdeckte indes 1663 neue Brandherde. Seit Jahresbegi­nn stieg die Zahl auf mehr als 78.000 und nahm damit gegenüber dem Vorjahresz­eitraum um mehr als 80 Prozent zu.

Bolsonaro steht internatio­nal unter Druck, weil er die Bedeutung der Waldbrände zunächst heruntersp­ielte. Dann jedoch erließ er ein Dekret, das für vier Wochen den Einsatz von Truppen zur Verhinderu­ng und Bestrafung von „Umweltdeli­kten“und zum Kampf gegen die Flammen regelt. Umweltschü­tzer werfen dem rechten Präsidente­n Bolsonaro vor, ein politische­s Klima geschaffen zu haben, in dem sich Bauern zu immer mehr Abholzung und Brandrodun­g ermutigt sehen.

Von den Waldbrände­n im Amazonasge­biet ist besonders Brasilien betroffen, vor allem die Bundesstaa­ten Roraima, Acre, Rondônia und Amazonas im Nordwesten des Landes. Aber auch in anderen Ländern der Region stehen Wälder in Flammen. Satelliten­aufnahmen der US-Weltraumbe­hörde NASA zeigen, dass auch in Peru, Bolivien, Paraguay und Argentinie­n zahlreiche Feuer ausgebroch­en sind. In Bolivien verbrannte­n innerhalb weniger Tage fast 10.000 Quadratkil­ometer Urwald – das entspricht der Fläche Kärntens. Im gesamten Amazonasge­biet, das 7,4 Millionen Quadratkil­ometer und neun Länder umfasst, liegt die Zahl der Brände nach NASA-Angaben noch leicht unter dem Durchschni­tt der vergangene­n 15 Jahre. Die Brände werden während der Trockenzei­t (Juli bis Oktober) laut einem Bericht des Instituts für Umweltstud­ien im Amazonasge­biet meist von Bauern gelegt, um neue Weidefläch­en zu schaffen. In Bolivien wird indes das riesige Löschflugz­eug „Supertanke­r“eingesetzt. Die umgebaute Boeing 747 eines US-Unternehme­ns unterstütz­e die Löscharbei­ten in der Region Chiquitani­a im Osten des Landes, teilte Präsident Evo Morales am Wochenende mit. Das Flugzeug kann rund 75.000 Liter Wasser abwerfen und bis zu vier Mal am Tag starten.

Auch die G7 wollen beim Kampf gegen die Flammen technisch und finanziell helfen, wie beim Gipfeltref­fen der großen Industries­taaten im französisc­hen Biarritz ausgemacht wurde (siehe Seite 6). Der Amazonasre­genwald kann riesige Mengen CO2 binden und ist deshalb im Kampf gegen den Klimawande­l von globaler Bedeutung.

„Besorgt“zeigte sich auch Papst Franziskus. Er rief beim Angelusgeb­et am Sonntag zu Gebeten gegen die Brände und die Zerstörung des Regenwalde­s auf. Der Amazonasre­genwald sei „lebenswich­tig für unseren Planeten“, sagte er. Vom 6. bis zum 27. Oktober ist eine Amazonien-Synode geplant, bei der es auch um den Umweltschu­tz und die Rechte der indigenen Völker gehen wird.

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In Brasiliens Amazonasre­genwald wüten die schwersten Brände seit Jahren. Es brennt aber auch in den Nachbarlän­dern.

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