„Österreich ist ein Schnittenland“
Manner-Vorstand Albin Hahn hat das Traditionsunternehmen wieder in die schwarzen Zahlen geführt. Eben wurde ein zweites Geschäft in Salzburg eröffnet. Ein Gespräch übers Nein-Sagen, eigene Haselnüsse und Gratis-Süßes für Mitarbeiter.
Von Schnitten bis Schokobananen, von Mozart- bis Rumkugeln: Das Traditionsunternehmen Manner – zu dem auch die Marken Casali, Napoli, Ildefonso und Victor Schmidt gehören – ist der größte heimische Süßwarenproduzent. Carl Manner, der (mittlerweile verstorbene) Enkel des Firmengründers, holte Albin Hahn 2007 als Berater an Bord. Manner steckte damals mit roten Zahlen in der Krise. Hahn sollte ein Jahr bleiben – daraus wurde mehr: 2008 übernahm er die Funktion des Finanzchefs vom Firmenpatron. Sein Vorstandsvertrag wurde eben erst vorzeitig bis 2022 verlängert. SN: Vor Jahren gestand Carl Manner ein, manchmal als Konzernchef nicht „hart genug“gewesen zu sein. „Jetzt gibt es jemanden, der Nein sagen kann“, soll Manner gesagt haben, als er Sie holte. Sind Sie ein Nein-Sager? Albin Hahn: Ich kann Nein sagen, vor allem im Vergleich zu Dr. Manner. Er ist für mich nach wie vor ein großes Vorbild. Aber seine Großzügigkeit wurde leider oft ausgenutzt. Nicht nur im Unternehmen, sondern auch privat. Ich sage auch oft Ja. Aber wenn es nötig ist, wenn Dinge nicht funktionieren, gibt es ein klares Nein. Das ist wie bei der Kindererziehung. SN: Noch heute werden die Schnitten in Wien produziert. Der Standort wurde um 40 Mill. Euro ausgebaut. Der Trend ist gegenteilig: raus aus der Stadt. Warum bleibt Manner? In Wien zu bleiben war keine emotionale Entscheidung, sondern eine betriebswirtschaftliche. Wenn man auf die grüne Wiese geht, geht man in die horizontale Produktion und braucht viel Fläche. Wir produzieren in Wien vertikal, von oben nach unten. Wir haben zudem einen Standort in Niederösterreich und die Technologien getrennt: Die Mehlverarbeitung – Schnitten, Kekse, Lebkuchen – ist in Wien, die Schokoladeverarbeitung – Schokobananen, Mozartkugeln, DrageeKeksi – in Wolkersdorf. SN: Die letzte Bilanz war positiv. 2018 gab es mehr Umsatz und deutlich mehr Gewinn. Wie ist das gelungen? Mit Fleiß und Glück. Wir haben an der Kostenstruktur gearbeitet und die Produktion effizienter gemacht. Bei Rohstoffkosten hatten wir 2018 Glück. Man soll Erfolg mit Demut begegnen. Der Grat zwischen Erfolg und Misserfolg ist oft sehr schmal. SN: Heuer könnte es also wieder ganz anders aussehen? Wenn man sich die Rohstoffpreise ansieht, wird es ein schwierigeres Jahr. Das heißt aber nur, dass wir uns in Summe mehr anstrengen müssen. Ich erwarte auch für 2019 ein positives Ergebnis. SN: Mit dem Stephansdom als Markenzeichen sind Mannerschnitten ein zutiefst österreichisches Produkt. Die Inhaltsstoffe aber nicht. Wo kommen sie her? Wesentliche Teile kommen aus Österreich. Bei zwei Rohstoffen schaffen wir das nicht. Haselnüsse kommen vor allem aus der Türkei, Kakaobohnen aus der Elfenbeinküste. Wir verwenden bei allen Produkten bereits großteils nachhaltigen Kakao der Siegel UTZ und Fairtrade. Im nächsten Jahr wollen wir auf 100 Prozent faire Schokolade umstellen. SN: Manner will von Rohstofflieferanten unabhängiger werden und hat 125 Hektar für den Haselnussanbau in Aserbaidschan gekauft. Warum? Wir wollen die Qualität besser steuern. Aserbaidschan ist ein langfristiges Projekt, in dem wir Erfahrung sammeln. Wir wollen auf 300 Hektar aufstocken, sie ab 2020 bepflanzen. Bis wir die erste Nuss ernten, vergehen dann noch sechs Jahre. SN: Der Ernährungstrend geht hin zu weniger Zucker. Wie schwierig macht das das Geschäft mit dem Naschen? Jeder, der eine Mannerschnitte kauft, weiß, dass das eine Süßigkeit ist. Es ist viel kritischer, wenn ich eine Tiefkühlpizza, ein Joghurt oder ein aromatisiertes Mineralwasser kaufe und nicht weiß, wie viel Zucker da drinnen ist. Nichtsdestotrotz arbeiten wir an Zuckerreduktion. Wir haben etwa die Vollkornschnitte, die mir persönlich sogar besser schmeckt, oder die weniger süße Sorte Knuspinos. SN: Aber an der Rezeptur für die Schnitten ändern Sie nichts? Nein, die greifen wir nicht an. Die Rezeptur wurde zuletzt zum 100Jahr-Jubiläum geändert. Da hat Dr. Manner entschieden, dass mehr Haselnusscreme hineinkommt. Er wollte den Konsumenten etwas Gutes tun. Ich hätte das beworben. Dr. Manner hat das in seiner Bescheidenheit still und leise gemacht. SN: 60 Prozent der Produkte werden exportiert. Wohin? Der wichtigste Markt ist Deutschland. Das ist aber ein Keksmarkt. Wir mussten ihnen erst beibringen, was eine Schnitte ist. Die sagen jetzt noch Waffel. Nach einigen Jahren Durststrecke haben wir jetzt schöne Wachstumsraten. Wir sind auch in der Slowakei, Tschechien und Ungarn gut unterwegs. Das sind Schnittenländer – wie Österreich. SN: Manner hat eben das zweite eigene Geschäft in Salzburg eröffnet, nach dem Residenzplatz sind Sie jetzt im Forum 1 vertreten. Wie wichtig sind eigene Shops? Sie sind extrem wichtig. Man hat direkten Zugang zum Konsumenten. Wir haben heuer drei Shops eröffnet, neben Salzburg in Innsbruck und Graz, und planen weiterhin zwei neue pro Jahr. SN: Gibt es für Mitarbeiter kostenlose Süßigkeiten? Ja, die stehen überall herum. Das größte Drama ist, wenn man in der Firma zu arbeiten beginnt: Nach einem Monat passt die Kleidung nicht mehr. Dann fängt man an, intensiv Sport zu betreiben.