Autofreier Tag in Obertrum: Zu Staus kam es nur bei Würstel und Bier
Wenn Autos rund um den Obertrumer See Pause haben, neigt sich der Sommer langsam dem Ende zu. Und wird sogleich vom Bauernherbst abgelöst, der am motorfreien Tag mit vielen Schmankerln lockt.
OBERTRUM. Es ist ein untrügerisches Zeichen dafür, dass der Sommer langsam seinem Ende zugeht. An vielen Ortsein- und -ausfahrten im Salzburger Land stechen einem in diesen Tagen wieder die kunstvollen Gebilde aus Stroh ins Auge, die mit viel Geschick und Geduld in den teilnehmenden Gemeinden entstehen. Es ist Bauernherbst und im Flachgau hatte er am Sonntag unter anderem in Obertrum seinen Auftakt. Traditionell fällt dieses Fest am letzten Sonntag im August mit dem motorfreien Tag am Obertrumer See zusammen.
Bei sommerlichen Temperaturen und Sonnenschein machten sich darum Tausende Bewegungshungrige mit ihren fahrbaren Untersätzen – ohne Motor versteht sich – ins Trumer Seenland auf, um einmal ganz ohne Autoverkehr über die Straßen zu flitzen. So auch Vincent und Leon mit ihrer Mama Bettina aus Lochen. „Die ganze Runde um den See schaffen wir noch nicht. Aber die Buben mit ihren Rädern und ich mit meinen Rollerskates fahren zumindest einen Abschnitt.“
Ein größeres Stück nahmen sich Marc, Philip und Nico aus Salzburg vor. Die Burschen hatten sich ihre Rollerskates angeschnallt und genossen es, über die motorfreie Obertrumer Landesstraße zu flitzen. Kleinere Stürze inklusive. Die wurden nach absolvierter Runde aber gleich verarztet.
Zu Staus kam es aber auch ganz ohne Autos im Zentrum von Obertrum. Auf Höhe der Gastgärten samt Brezn-Standl, Wurstbuden und Hendl-Griller hieß es für die Teilnehmer dann absteigen und schieben. Seinen Durst stillen konnte man dann auch beim
Brunnen des Braugasthofs Sigl. Der verwandelt sich an diesem Tag kurzerhand in ein Schlaraffenland. Denn aus dem Brunnen sprudelte nicht wie sonst Wasser, sondern goldener Gerstensaft.
Ein paar Schritte weiter hatte altes Kunsthandwerk im Rahmen des Bauernherbstes seinen Auftritt. Umrahmt von deftigen Bauernschmankerln und zünftiger Musik zeigte Josef Frauenschuh aus Bürmoos seine Fingerfertigkeit. Der Gabel- und Rechenmacher stellt seine Werkzeuge seit über 50 Jahren vorwiegend in Handarbeit her und verwendet dabei Eschenholz, Buche und Linde. Drei Stunden braucht er für einen Rechen, den einen oder anderen blauen Daumen inklusive. Kostenpunkt 32 Euro. „Ein guter Preis, wenn man bedenkt, dass die ewig halten, wenn man sie gut behandelt“, erklärt der 84Jährige und lächelt verschmitzt. Wie viele Rechen er in den vergangenen 50 Jahren gemacht hat? „Keine Ahnung. Ein paar waren es schon.“
Ein paar Stände weiter ist Maria Pagitsch aus Anthering in ihre Arbeit versunken. Sie webt an ihrem Arbeitsstück, das nach seiner Fertigstellung ein Deckchen sein wird. Vor 20 Jahren hat sie mit der alten Textiltechnik begonnen. „Für mich ist das eine sehr beruhigende Arbeit.“
Um 18 Uhr war es mit der Ruhe am Obertrumer See wieder vorbei. Dann hatten Autos wieder freie Fahrt. Zur Freude mancher Anrainer der Gemeindestraßen ringsum. Sie verzeichneten an diesem 24. motorfreien Tag ein so hohes Verkehrsaufkommen wie wohl das ganze Jahr über nicht.
„Blaue Daumen gehören bei meinem Job dazu.“