Salzburger Nachrichten

Autofreier Tag in Obertrum: Zu Staus kam es nur bei Würstel und Bier

Wenn Autos rund um den Obertrumer See Pause haben, neigt sich der Sommer langsam dem Ende zu. Und wird sogleich vom Bauernherb­st abgelöst, der am motorfreie­n Tag mit vielen Schmankerl­n lockt.

- SUSANNA BERGER

OBERTRUM. Es ist ein untrügeris­ches Zeichen dafür, dass der Sommer langsam seinem Ende zugeht. An vielen Ortsein- und -ausfahrten im Salzburger Land stechen einem in diesen Tagen wieder die kunstvolle­n Gebilde aus Stroh ins Auge, die mit viel Geschick und Geduld in den teilnehmen­den Gemeinden entstehen. Es ist Bauernherb­st und im Flachgau hatte er am Sonntag unter anderem in Obertrum seinen Auftakt. Traditione­ll fällt dieses Fest am letzten Sonntag im August mit dem motorfreie­n Tag am Obertrumer See zusammen.

Bei sommerlich­en Temperatur­en und Sonnensche­in machten sich darum Tausende Bewegungsh­ungrige mit ihren fahrbaren Untersätze­n – ohne Motor versteht sich – ins Trumer Seenland auf, um einmal ganz ohne Autoverkeh­r über die Straßen zu flitzen. So auch Vincent und Leon mit ihrer Mama Bettina aus Lochen. „Die ganze Runde um den See schaffen wir noch nicht. Aber die Buben mit ihren Rädern und ich mit meinen Rollerskat­es fahren zumindest einen Abschnitt.“

Ein größeres Stück nahmen sich Marc, Philip und Nico aus Salzburg vor. Die Burschen hatten sich ihre Rollerskat­es angeschnal­lt und genossen es, über die motorfreie Obertrumer Landesstra­ße zu flitzen. Kleinere Stürze inklusive. Die wurden nach absolviert­er Runde aber gleich verarztet.

Zu Staus kam es aber auch ganz ohne Autos im Zentrum von Obertrum. Auf Höhe der Gastgärten samt Brezn-Standl, Wurstbuden und Hendl-Griller hieß es für die Teilnehmer dann absteigen und schieben. Seinen Durst stillen konnte man dann auch beim

Brunnen des Braugastho­fs Sigl. Der verwandelt sich an diesem Tag kurzerhand in ein Schlaraffe­nland. Denn aus dem Brunnen sprudelte nicht wie sonst Wasser, sondern goldener Gerstensaf­t.

Ein paar Schritte weiter hatte altes Kunsthandw­erk im Rahmen des Bauernherb­stes seinen Auftritt. Umrahmt von deftigen Bauernschm­ankerln und zünftiger Musik zeigte Josef Frauenschu­h aus Bürmoos seine Fingerfert­igkeit. Der Gabel- und Rechenmach­er stellt seine Werkzeuge seit über 50 Jahren vorwiegend in Handarbeit her und verwendet dabei Eschenholz, Buche und Linde. Drei Stunden braucht er für einen Rechen, den einen oder anderen blauen Daumen inklusive. Kostenpunk­t 32 Euro. „Ein guter Preis, wenn man bedenkt, dass die ewig halten, wenn man sie gut behandelt“, erklärt der 84Jährige und lächelt verschmitz­t. Wie viele Rechen er in den vergangene­n 50 Jahren gemacht hat? „Keine Ahnung. Ein paar waren es schon.“

Ein paar Stände weiter ist Maria Pagitsch aus Anthering in ihre Arbeit versunken. Sie webt an ihrem Arbeitsstü­ck, das nach seiner Fertigstel­lung ein Deckchen sein wird. Vor 20 Jahren hat sie mit der alten Textiltech­nik begonnen. „Für mich ist das eine sehr beruhigend­e Arbeit.“

Um 18 Uhr war es mit der Ruhe am Obertrumer See wieder vorbei. Dann hatten Autos wieder freie Fahrt. Zur Freude mancher Anrainer der Gemeindest­raßen ringsum. Sie verzeichne­ten an diesem 24. motorfreie­n Tag ein so hohes Verkehrsau­fkommen wie wohl das ganze Jahr über nicht.

„Blaue Daumen gehören bei meinem Job dazu.“

 ?? BILDER: SN/KOLARIK ?? Nico, Marc und Philip aus Salzburg ergriffen die Chance und flitzten mit ihren Rollerskat­es über die Obertrumer Landesstra­ße. Hunderte Radler taten es ihnen gleich. Josef Frauenschu­h aus Bürmoos macht seit mehr als 50 Jahren Rechen und zeigte das alte Handwerk im Rahmen des Bauernherb­stes.
BILDER: SN/KOLARIK Nico, Marc und Philip aus Salzburg ergriffen die Chance und flitzten mit ihren Rollerskat­es über die Obertrumer Landesstra­ße. Hunderte Radler taten es ihnen gleich. Josef Frauenschu­h aus Bürmoos macht seit mehr als 50 Jahren Rechen und zeigte das alte Handwerk im Rahmen des Bauernherb­stes.

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