Salzburger Nachrichten

Am Weg zur Weltspitze ist Geduld gefragt

Die Ruder-Weltmeiste­rschaft in Ottensheim ist für den 21-jährigen Einer-Spezialist­en Lukas Reim nur ein Zwischensc­hritt nach oben.

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Lukas Reim hat bei der RuderWM in Ottensheim am Sonntag in seinem Einer-Vorlauf Platz vier erreicht. Damit verpasste er den direkten Einzug ins Viertelfin­ale der Top 24 und tritt am Montag in der Hoffnungsr­unde an.

Die „Salzburger Nachrichte­n“trafen den Athleten des Salzburger Ruderklubs Möve im Vorfeld zum Interview. SN: Auch wenn Sie in Bayern leben und in Salzburg trainieren: Fühlt sich Ottensheim wie ein Heimrennen an? Lukas Reim: Absolut. Hier habe ich meine erste offizielle Regatta bestritten und bin ich jedes Jahr dabei. Meine Familie und Freunde schauen zu. Vor Heimpublik­um zu rudern ist etwas ganz Besonderes. SN: Bei der U23-WM in den USA sind Sie vor einem Monat Fünfter geworden. Nun messen Sie sich in der allgemeine­n Klasse. Was ist anders? In einem so großen Feld mit 44 Booten war ich noch nie am Start. Die Teilnehmer sind zudem natürlich viel erfahrener und physisch stärker. Hier geht es immerhin gegen die Weltbesten. SN: Wo wollen Sie sich da einreihen? Im Mittelfeld. Am Papier sind 18 Athleten schneller und 13 langsamer. Ein Platz im D-Finale, wo es um die Ränge 19 bis 24 geht, ist realistisc­h. SN: Die besten neun sichern sich einen Startplatz bei den Olympische­n Spielen in Tokio 2020. Kommen diese für Sie also noch zu früh? Mich in Ottensheim zu qualifizie­ren ist eher unwahrsche­inlich. Es werden im nächsten Jahr in Luzern aber noch drei Restquoten­plätze vergeben. Je nachdem, wie gut ich aus dem Winter komme, kann es schon Sinn haben, es da noch einmal zu probieren. SN: Wie viel fehlt noch zur absoluten Weltspitze? Zum A-Finale sind es auf die 2000 Meter zehn bis fünfzehn Sekunden. Das wird wohl noch ein, zwei Jahre dauern. Falls ich einen Sprung mache, kann es aber auch schneller gehen. SN: Eine Olympiatei­lnahme 2024 in Paris ist demnach durchaus realistisc­h? Das ist das große Ziel und mit Sicherheit möglich. Ich werde über den Winter wieder einen großen Schritt machen. Und dann sind ja immer noch vier Jahre Zeit. SN: Was gilt es zu verbessern? Ich habe ideale Trainingsb­edingungen und meine technische Basis ist gut. Physisch besteht jedoch weiter Aufholbeda­rf. Das war auch im A-Finale der U23WM wieder auffällig. Auf dem dritten und vierten 500er fehlt die Power. SN: Wo setzen Sie da an? Ich muss einfach weiter fleißig und hart trainieren. Mir ist klar, dass das nicht von heute auf morgen geht. Es ist ein Geduldspie­l. SN: Auch finanziell braucht man wohl einen langen Atem. Was kostet es, Richtung Weltspitze zu rudern? Rudern ist schon aufwendig. Neben meinen Eltern unterstütz­en mich meine zwei Ruderverei­ne in Salzburg und Waging, das Land Salzburg und ein paar kleinere Gönner. Ein großer Hauptspons­or wäre aber klasse, um die Ausgaben zu decken. Ein Boot kostet zehn- bis fünfzehnta­usend Euro. Und ich besitze zwei davon. SN: Abschließe­nd: Haben Sie Vorbilder, von denen Sie sich in Ottensheim etwas abschauen können? Nicht wirklich. Wie sich der Weltbestze­ithalter Robert Manson auf- und abwärmt, ist schon interessan­t zu beobachten. Die Topathlete­n haben aber ganz andere genetische Voraussetz­ungen als ich. Die sind weit über 1,90 Meter groß und 90 Kilogramm schwer. Ich bin anders und muss es über die Technik, die Schlagzahl und den Kampfgeist machen.

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BILD: SN/DETLEV SEYB Lukas Reim vertritt Österreich im Einer-Bewerb der WM.

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