Salzburger Nachrichten

Gut, dass es eine neutrale Instanz im Kanzleramt gibt

- Alexander Purger

Dass die Übergangsr­egierung von Kanzlerin Brigitte Bierlein keine Politik macht, hat sie in den Beliebthei­tsumfragen in kosmische Höhen katapultie­rt, ihr aber auch viel Kritik eingetrage­n. Denn ein Staat, der keine Politik betreibt, ist eine lahme Ente. Das ist auf EU-Ebene schmerzlic­h spürbar.

Wie man jetzt sieht, hat ein unpolitisc­hes, nicht im FreundFein­d-Schema von Regierung und Opposition befangenes Kabinett aber auch seine entschiede­nen Vorteile: Wer sonst hätte ein neutrales Urteil in der zuletzt so heftig diskutiert­en SchredderA­ffäre sprechen können? Ohne Kanzlerin Bierlein wären die Vorwürfe, die da hin und her geflogen sind, immer weiter bestehen geblieben. Oder zumindest so lange, bis die Justiz die Dinge geklärt hat, und das kann bekanntlic­h eine mittlere Ewigkeit dauern.

So aber gibt es eine neutrale Stelle, die rasch und unabhängig von den streitende­n Parteien sachliche Auskunft über die Datenverni­chtungen und die entspreche­nde Rechtslage gegeben hat, sodass sich nun jeder selbst ein Bild machen kann. Man wird diese Schiedsric­hter-Instanz nach der Wahl noch vermissen.

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