Alte und neue Träume: Saalfelden schmiedet Zukunftspläne
Saxofonist Joshua Redman bescherte dem Geburtstagsfestival einen großen Ausklang. Die Veranstalter gaben Ausblicke.
Ist 40 ein Alter, das nach unbeschwertem Feiern verlangt? Oder eher eines, in dem Krisenbewusstsein angebracht ist? Für beides lassen sich Argumente finden. Beim Jazzfestival Saalfelden war zum 40. Geburtstag am Wochenende vor allem frische Aufbruchstimmung zu spüren. Doch den Musiker, der den Konzertmarathon am Sonntag vollendete, brachte die runde Zahl ins Grübeln. Wenn auch aus anderer Ursache.
Er habe in letzter Zeit oft das zweifelhafte Vergnügen, „dass ich auf Festivals spiele, die alle jünger sind als ich“, sagte Joshua Redman. Der US-Saxofonist hat kürzlich seinen 50. Geburtstag gefeiert.
Ein echter Grund für Krisen ist das freilich auch nicht. Redman, der in den frühen 90er-Jahren als große Zukunftshoffnung gefeiert wurde, ist heute eine der großen Figuren im Jazz und ein Garant für reifes Spiel. Auch Saalfelden bescherte er zum Ausklang die Erdung, die nach drei Tagen im musikalischen Freiflug wertvoll ist. Mit seinem fabelhaften Quartett betrieb der Sohn von Saxofon-Ikone Dewey Redman zugleich auch Wurzelpflege.
Old and New Dreams hieß die Avantgarde-Band, mit der Vater Redman in den 70er-Jahren gemeinsam mit Don Cherry, Charlie Haden und Ed Blackwell Jazzgeschichte geschrieben hatte. An die Musik des Quartetts knüpft Joshua Redman mit seinem aktuellen Projekt „Still Dreaming“an: In Saalfelden zelebrierte er mit Bassist Scott Colley, Schlagzeuger Dave King und Ron Miles am Kornett eine Lehrstunde in packend intensivem Zusammenspiel.
Alte und neue Träume: Das passte auch zum Resümee, das die Veranstalter am Sonntag zogen. Immer wieder habe er während des Festivals von Besuchern eine Rückmeldung erhalten, sagte Intendant Mario Steidl: Mit dem neuen Konzept sei der alte Saalfelden-Geist zurückgekehrt. 2006 war das Festival vom Jazz-Zelt in den vergleichsweise nüchternen Congress übersiedelt. Viele Besucher vermissten seither das frühere Flair. Zum Geburtstag wollte Steidl nun mit neuen Bühnen auf dem Stadtplatz, im Park oder im Bezirksgericht neue Begegnungsorte schaffen und mehr niederschwellige (Gratis-)Konzerte bieten.
„Wir brauchten dringend eine Veränderung“, sagte auch Wolfgang Hartl, Obmann des Trägervereins ZZM. Fördergeber und Sponsoren hätten die „durchaus mit Risiko verbundene“Neuausrichtung (70 Konzerte statt 40) mitgetragen. Das Budget wuchs so mit dem Festivalkonzept um 15 Prozent auf 720.000 Euro – nicht bloß für die Jubiläumsausgabe. Die neuen Schienen werde es auch künftig weiter geben, sagte Veranstalter Marco Pointner.
Dass die Ideen beim Publikum angekommen seien, zeige sich auch bei den Besuchszahlen. 2018 seien insgesamt 17.000 Konzertbesuche gezählt worden. Heuer seien es „moderat gerechnet“25.000 – wobei sich das Publikum bei den Gratiskonzerten nur schätzen lasse.
Für 2020 (20. bis 23. August) werde man „sicher an der einen oder anderen Schraube weiter drehen“müssen, sagte Steidl, „aber das Konzept ist voll aufgegangen“.