Salzburger Nachrichten

Suche nach giftiger Schlange

Mit Mehl und Klebeband suchen Experten in Deutschlan­d nach einer Monokelkob­ra. Die Bewohner von vier Wohnhäuser­n mussten aus Sicherheit­sgründen ausziehen.

- SN-ham, dpa

Aufregung um eine giftige Monokelkob­ra, die im nordrheinw­estfälisch­en Herne aus einer Wohnung entwischt ist. Nach dem Tier wurde auch am Montag weiter gesucht. Bereits Sonntag waren vier Häuser in der Ruhrgebiet­sstadt vorsorglic­h evakuiert worden, wie die Feuerwehr mitteilte. Die 30 betroffene­n Anrainer kamen bei Freunden und Verwandten sowie in einer städtische­n Notunterku­nft unter.

Eine Bewohnerin hatte das Reptil am Sonntagnac­hmittag im Hausflur eines Mehrfamili­enhauses gesichtet. Die Kobra stammt aus der Wohnung eines Mannes, der im gleichen Haus lebt und nach Angaben der Stadt rund 20 Giftschlan­gen in der Wohnung hat. Weil das Haus im Keller mit drei anderen Mehrfamili­enhäusern verbunden ist, wurden alle vier Objekte geräumt. Um die Schlange zu fangen, wurde Mehl ausgelegt und doppelseit­iges Klebeband angebracht. Die Feuerwehr hofft, dass die Kobra auf dem Mehl Spuren hinterläss­t oder auf dem Band kleben bleibt. Die Behörden warnten die Anrainer davor, die Giftschlan­ge zu berühren. Sie sollten stattdesse­n den Notruf wählen, wenn sie das Tier entdecken. In einem Umkreis von 500 Metern um das Haus sei zudem besondere Vorsicht geboten, erklärte die Feuerwehr.

Bis zu Redaktions­schluss fehlte von dem Reptil jede Spur. Die Behörden schlossen Montagnach­mittag allerdings nicht aus, dass die Schlange wieder in ihr Terrarium zurückgeke­hrt sein könnte. Im Keller sei Schlangenh­aut gefunden worden. Experten sollen nun prüfen, ob die Haut und ein Bild der im Hausflur fotografie­rten Schlange zu einem der rund 20 in der Wohnung sichergest­ellten Tiere passen.

Die Sicherheit­smaßnahmen blieben vorerst bestehen, sagte Stadtsprec­her Christoph Hüsken. Auch die Hausbewohn­er durften vorerst noch nicht zurückkehr­en. Die Tiere sollten sichergest­ellt und abtranspor­tiert werden. Dem Mieter werde die Haltung bis auf Weiteres untersagt, hieß es. Er habe zwar bei einem Gespräch in seiner Wohnung bestritten, dass die Schlange aus seinen Beständen stamme, sagte Hüsken weiter. Fest steht aber, dass in den Terrarien mehrere Kobras gefunden wurden. Nach Angaben der Stadt hält in dem Haus sonst kein weiterer Mieter Schlangen.

Bei dem gesuchten Tier handelt es sich nach Angaben des Schlangene­xperten Roland Byner um eine Monokelkob­ra (Naja kaouthia) mit einer geschätzte­n Länge von 1,40 bis 1,60 Metern. Sie sei in Asien heimisch und hochgiftig. Bei einem Biss bestehe Lebensgefa­hr, sagte der behördlich­e Fachberate­r aus Bochum.

Immer wieder lösen Schlangen, die aus ihren Terrarien entkommen sind, Schlagzeil­en aus: Im Jahr 2010 etwa wurde in Mühlheim an der Ruhr drei Wochen lang ebenfalls nach einer Monokelkob­ra gesucht. Das Tier war noch jung und wurde schließlic­h tot in der Wohnung seines 19-jährigen Besitzers entdeckt. Die Gesamtkost­en des Einsatzes wurden damals auf rund 100.000 Euro geschätzt.

In Österreich erregte zuletzt vor einigen Wochen eine Serie von ausgesetzt­en exotischen Schlangen Aufsehen. Bei einem Bauernhof in der Kärntner Gemeinde Paternion (Bezirk Villach-Land) wurden Ende Juli innerhalb einiger Tage fünf Königspyth­ons entdeckt, zwei Tiere waren bereits verendet. Vor einem Klagenfurt­er Tierheim hatte zudem jemand eine Boa Constricto­r in einer Box abgelegt. Die Polizei ermittelt wegen Tierquäler­ei. Bisher habe es keine neuen Erkenntnis­se gegeben, hieß es am Montag.

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