Salzburger Nachrichten

Dienstfahr­zeuge des Landes sollen Verkehrsda­ten liefern

110 Autos der Landesverw­altung sollten für ein österreich­weites Projekt zum Verkehrsfl­uss GPS-Boxen erhalten. Die Personalve­rtreter stimmen einer „digitalen Überwachun­g“nicht zu.

- hei

Der Fuhrpark des Landes soll mit GPS-Boxen ausgestatt­et werden. Und das ruft jetzt die Personalve­rtreter auf den Plan. In einer gemeinsame­n Informatio­n der Vorsitzend­en samt Stellvertr­etern von FCGund FSG-Fraktion des Dienststel­lenund Zentralaus­schusses wird das Vorhaben strikt abgelehnt. „Nein zur digitalen Überwachun­g“, heißt es plakativ.

Die Befürchtun­g: Der Dienstgebe­r habe mit einer solchen eingebaute­n GPS-Box Zugriff auf die Daten und könne damit „Kollegen auf jedem Meter überwachen“. Die einhellige Meinung: Einem solchen Vorhaben würde die Personalve­rtretung keinesfall­s zustimmen. Zudem seien die Kosten von 20.000 Euro einmalig für den Einbau der GPS-Boxen und 6000 Euro pro Monat im Betrieb (72.000 Euro pro Jahr) viel zu hoch. Dabei ist dieser Vorschlag zur Verwendung solcher GPS-Boxen in den 110 Dienstfahr­zeugen just von einem Personalve­rtreter gekommen. Ahmed Noor ist der zuständige Sachbearbe­iter im Referat Straßenbau und Verkehrspl­anung. Er erklärt, dass es um Verkehrsda­ten gehe, nicht um Überwachun­g. Die Echtzeitda­ten sollen in das österreich­weite Projekt EVIS einfließen. Da die Autos des Landes viel und oft unterwegs seien, könnten sie Rückmeldun­gen zu Staus, Unfällen oder Baustellen liefern. Und man könne Verkehrsfl­üsse künftig prognostiz­ieren. Etliche Flotten würden bei dem Projekt mitmachen – in Salzburg seien etwa der Postbus und das Rote Kreuz dabei, erklärt Noor. Auch etliche Unternehme­n würden ihre Dienstauto­s damit ausstatten, um Verkehrsda­ten für die Plattform EVIS zu liefern. „Je mehr Fahrzeuge wir bekommen, die drinnen sind, umso genauer wird es“, sagt Noor.

Freilich, als Personalve­rtreter könne er die Befürchtun­gen seiner Kollegen durchaus nachvollzi­ehen. „Klar beäugt man so etwas argwöhnisc­h. Aber ich habe versucht zu erklären, dass wir diese Probleme nicht haben. Wir arbeiten mit der Salzburg Research zusammen. Wir bekommen die Daten vom GPS-Dienstleis­ter anonym, und auch nur jene, die relevant sind. Wir wissen also am Schluss nicht einmal, um welches Fahrzeug es sich im Einzelnen handelt“, sagt Noor. Aufgrund der Erfahrunge­n mit anderen Unternehme­n und Betriebsrä­ten würde er dem Projekt „ruhigen Gewissens“zustimmen. Anhand der Reaktion sehe man aber, „dass die Personalve­rtretung dem Dienstgebe­r nicht mehr traut“. Noor geht davon aus, dass das Thema GPS-Boxen im Zentralaus­schuss noch einmal behandelt wird und es einen negativen Beschluss gibt. Damit sei das Thema ohnehin erledigt. „Wir suchen dann eben andere Unternehme­n, die ihre Flotte ausstatten lassen. Es gibt ja auch welche, die sich freiwillig melden und mehr Vertrauen haben. “

Aus dem Büro von Verkehrsla­ndesrat Stefan Schnöll heißt es dazu, je mehr Daten für das Projekt EVIS zur Verfügung stünden, umso besser funktionie­re es. Gegen den Willen der Personalve­rtretung werde man nicht handeln.

„Die Personalve­rtretung traut dem Dienstgebe­r eben nicht mehr.“Ahmed Noor, Referat Straßenbau + Verkehrspl­anung, Personalve­rtreter

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